Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 3, 1979

- Hochaltar aus der Zelt um 1700 in der Filialkir che zum hl. Nikolaus in der Ortschaft Natzing, Musterbeispiel ländlicher Barockkunst. - Foto: J. Mader nenblldung zur Schaffung eines Ortsbe wußtseins wäre so erfolgreich gewesen wie diese. Die Freude über die gemeinsame Leistung, die Selbstbestätigung durch gute Einfälie, der Gewinn an menschlicher Be gegnung, das Bewußtsein, bedeutende kuiturelle Werte gerettet zu haben und den Alt vordern im Zusammenhalten nicht nachzu stehen, sind für jeden unvergeßliche Erleb nisse, die auf lange Zeit verbinden, und ein Schatz, den weder Rost noch Motten ver zehren können. St. Jakob St. Jakob in Weigersdorf bei Ried im Traun kreis sei als Beispiel dafür angeführt, daß das Gute zu seiner Zeit doch noch ge schieht, wenn man nur hoffe wider alle Hoff nung. Ein Arbeitskreis für die Rettung dieser größten gotischen Filialkirche Oberöster reichs, die Bischof Dr. Zauner so sehr am Herzen liegt, sah, daß die Zeit noch nicht reif war und löste sich unverricheter Dinge wieder auf. Als einige Jahre später der Kiwanis-Klub ein Objekt suchte, um es zum Eu ropäischen Jahr des Denkmalschutzes re staurieren zu lassen, wurde ihm St. Jakob empfohlen, und er nahm die große Aufgabe an. Ein mit viel Liebe, Fleiß und Kochkunst veranstaiteter Jakobi-Kirtag brachte den fi nanziellen Grundstock ein, die Beihilfen von Land und Bund waren entsprechend, und so konnten wenigstens die wichtigsten Erhal tungsarbeiten geleistet werden. Diese wun derschöne Kirche, so nahe bei Linz und Kremsmünster gelegen, braucht neue Auf gaben, soll sie nicht wieder in ihren Däm merzustand zurücksinken. Linzer Vereine und Gruppen fänden hier eine Aufgabe! Die Musikschule Kremsmünster gibt dann und wann ein stimmungsvolles Konzert, aber das allein ist zu wenig: St. Jakob empfiehlt sich und mit ihr alle anderen Filiaikirchen für jahreszeitliche und brauchtümliche Feiern, für Passionsmusik und Fastenpredigt, für ein Emausgehen und ein Fest im Grünen, für Maiandachten und Sonnwend- und Pe tersfeiern, für Besinnungs- und Rosen kranzabende, für einen Jakobiritt der Rei tergruppen, für Franziskusfeiern und Tier segnungen, für Christophorusfahrten, für Jahrgangstreffen mit Gedenkgottesdien sten, für Erntedankmessen der Berufsgrup pen - denn auch die Zünfte hatten ihren Jahrtag -, aber auch der Interessengrup pen, wie Fischer, Imker, Jäger und für alle Feste, die das Leben bringt, und die in der Pfarre nicht eingeführt sind und gut in das Kirchlein passen. Wir haben auch gesehen, daß es nicht im mer nur ein Mann sein muß, der in Sachen Filiaikirchen aktiv werden kann. So hat z. B. Frau Direktor Dr. Gertrude Pretterebner mit viel Mut und Ausdauer die barocke HeiligGeist-Kirche im Altersheim Mauerkirchen restauriert. Ais gute Fotografin stellte sie von den Fresken Glückwunschkarten her, vertrieb sie und gab nicht früher auf, bis das ganze Kirchiein zur Freude der alten Men schen, aber auch aller anderen Besucher im neuen Glanz erstrahlte. Viel Gemeinschaftsarbeit und Eifer steckt auch in den Restaurierungen der Filiaikir chen Falisbach, St. Peter und St. Paul, in Haselbach und inzersdoTf, in Ruhpoiding und Waghoiming, in Affnang und Höft, wo überall Pfarrherren und Gemeinden große Lasten auf sich genommen und staunens werte Leistungen vollbracht haben. Die Beschäftigung mit einer Filiaikirche hört eigentlich nie auf. Immer braucht sie die Fürsorge ihrer Umgebung. Sie hat keinen Mesner, darum braucht sie Frauen, die sich um ihre Sauberhaltung und ihren Blu menschmuck annehmen, ihre Umgebung muß gepflegt werden, nach Unwettern ist am Dach nachzuschauen. Ein Programm ist zu erstellen und durchzuführen. Die Funk tion der Pfarrkirche soll nicht gestört, son dern geschickt unterstützt werden. Neues und Vertrautes muß so gebracht werden, daß die Teilnehmer bereichert und glücklich nach Hause gehen und sich schon auf das nächste Beisammensein freuen. Es bedarf dabei alier Umsicht und Geschicklichkeit, daß sich ein kleiner Fonds bildet für spätere Reparaturen. Die Denkmalpflege des Landes Oberöster reich beweist viel Verständnis für die Not wendigkeit der Restaurierung von Filiaikir chen. Niemand, der mit einem solchen Vor haben kommt, wird abgewiesen, sondern nach besten Kräften unterstützt und bera ten. Es wäre nur zu hoffen, daß alle Filiaikirchen, die noch der Renovierung bedürfen, einen Helfer und Fürsprecher fänden.

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