Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 3, 1979

mm /\ eif® mmi ..■yfri'il/-'«..;* ri^ mM m ■15i?^..; ■ / ■ aJ&M St. Konrad Eine volksbildnerisch interessante Filialkirchenrestaurierung wird mit Ausdauer und Umsicht von Lydia Roppolt und ihrer Ge meinschaft in Oberwang betrieben. Seit die Künstlerin Nachbar der Kirche des hi. Martin bzw. des hl. Konrad von Mondsee wurde, fühlt sie sich für die Erhaltung, Restaurie rung und Verschönerung des gotischen Gotteshauses mit dem hohen schlanken Chor am Fuße des Hügels, auf dem Abt Kon rad von Mondsee einst erschlagen wurde, verantwortlich. Ein Fußbodenmosaik, far benfrohe Fenster aus verschiedenen Entwickiungsstadien der Künstlerin, pracht volle Teppiche nach ihren Entwürfen von den Damen des Hauses selbst angefertigt, ein eigenwillig gestalteter Christus, ein Renaissance-Aitar und eine alte Orgel bilden die wertvolle Einrichtung. Es ist erstaunlich, wie es Frau Roppolt möglich war, dies alles zu schaffen, das Dach zu erneuern und die Umgebung zu gestalten, aber Liebe macht erfinderisch und das Unmögliche möglich. Frau Roppolt veranstaltete Konzerte, deren Reingewinne dem Kirchiein zugute kamen, sie bewarb sich um ein Sonderpostamt mit Sondermarken auf Karten mit Bildern ihrer Glasfenster. Von der volksbildnerischen Seite betrachtet, ergeben sich bei dieser Kirche wieder ganz andere Aspekte wie in St. Blasien. Oberwang ist eine wichtige Schwelle zum modernen Kunstverständnis. Jedermann weiß, wie schwer viele, beson ders ältere Menschen einen Zugang zur modernen Kunst finden, die sich so ganz außerhalb aller hergebrachten Normen be wegt. An einem Beispiel sei es erläutert: Ein Bus voll Rentner fährt nach Oberwang, ein Führer bereitet sie auf den Zusammenstoß mit den ,,Augenmenschen" der Lydia vor, und dem Christus, der ein Bild ist und doch kein bestimmtes, weil jeder es für sich voll enden muß. Dann überrascht die gewin nende springlebendige Persönlichkeit der Künstlerin und die gastliche Aufnahme in das moderne, anregende und für ihre Be dürfnisse geschaffene Atelier. Beton wird. wenn er eine dienende Rolle einnimmt, er träglich und ein passender Hintergrund für die großflächigen Bilder, sowie die altslawi sche oder russiche Kirchenmusik, die bald den Raum erfüllt. Das gemeinsame Essen im Sinn frühchristlicher Agape führt zur ra schen Vertrautheit mit der interessanten Frau, und selbst der Ablehnendste beginnt zu überlegen und Motive zu suchen, die ihm einen Zugang zu ihrem Werk schaffen könn ten, mit einem Wort, er bemüht sich zu ver stehen. Dann kommt der Gang in die Kirche und hier ist er plötzlich bereit, den heutigen Künstlern Freiheiten zuzugestehen und sich mit ihren Werken auseinanderzusetzen. Die Hürde ist durch einen Anschauungsunter richt, wie er sinnfälliger und wirksamer nicht sein könnte, überwunden. Dazu kommen noch die festlichen Gottesdienste und musi kalischen Vespern, die durch ihre erlesenen Programme jeweils einen Kunstgenuß be sonderer Art bieten: Instrumente, Komposi tionen und Kultraum - ein Stück Kunstge schichte, ein Stück Frömmigkeit - alles zu sammen ein harmonisches Ganzes.

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