Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 3, 1979

Denkmalpflege Die Restaurierung von Fiiiaikirchen im Dienste der Volksbildung Katharina Dobler Die vom Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege betriebene Erwachsenenbil dung Ist durch die Im Namen des Instituts bereits ausgedrückte Aufgabenstellung seit 1955 engstens mit einer tätigen Heimat pflege verbunden, während sich die Ver bände In den anderen Bundesländern hauptsächlich erst Im Europäischen Jahr des Denkmalschutzes für diese wichtige Aufgabe zu Interessleren begannen. Hei matvereine, Arbeitsgemeinschaften, Grup pen und Einzelpersonen gehören zu den ständigen Mitgliedern des OberösterreIchi schen Volksblldungswerkes, die stets Bera tung und Förderung bei Ihren die Umwelt verbessernden Unternehmungen erhalten. Ihr Werken wird besonders In der Klelndenkmalpflege und In der Bewahrung des Siedlungscharakters, In der Ortsbild- und Landschaftspflege sichtbar. Hier wiederum geschieht vor allem viel zur Erhaltung und Wiederherstellung der Kleindenkmale In Flur und Feld. Schwieriger und leider weni ger erfolgreich verlaufen die Bestrebungen zur Erhaltung des Landschaftsbildes, das weltgehend von den Bauernhöfen und den Formen der Bodenbearbeitung abhängt. Hier werden den Menschen Opfer abver langt, die sie nur erbringen, wenn sie von Ih rer Notwendigkeit überzeugt sind, was sie erst sein können, wenn sie den Stellenwert des Einzelobjektes Im Gefüge des Ortes, der Landschaft und der Heimat erkennen. Dazu Ist von selten der Behörden, der Hei matpfleger und der Erwachsenenbildner noch sehr viel Aufklärungsarbelt zu leisten und Verständnis zu schaffen. Einen Hoff nungsstrahl bringt hier die ,,Grüne Welle" von Landesrat Hofinger. Der Ortsbildpflege wird von der Öffentlich keit schon mehr Bedeutung beigemessen und daher gibt es bereits verschiedene För derungsaktionen, wie die von Landes hauptmann Dr. Josef Ratzenböck Ins Leben gerufene Aktion ,,Schönere Heimat", die Zuschüsse zur Ortssanierung und Beratung bei Färbelungs- und Gestaltungsplänen vorsieht. Schöne alte Bürgerhäuser und be sonders Schlösser und Burgen sind Sor genkinder der Denkmalpflege. Bei Ihnen Ist es meist nicht damit getan, daß sie restau riert werden, sie brauchen auch eine sinn volle Wiederverwendung, sollen sie nicht trotz der hohen Investitionen für Ihre Reno vierung unaufhaltsam dem Verfall entgegen gehen. Sie müssen wieder einer Benützung zugeführt und Ins Bewußtsein der örtlichen Gemeinschaft gebracht werden. Noch gibt es wenige Vorbilder und mangeln die Ideen hIefür. Wir richten In alten Schlössern, Bur gen und Stiften Museen und Jugendhelme und manchmal auch Bildungszentren ein. dann aber sind unsere Einfälle erschöpft. Wir müssen noch erfinderischer werden, was uns aber nur gelingen wird, wenn wir diese alten Bauwerke In unseren gegenwär tigen Lebensraum einordnen können. Die ärmsten unter den Denkmalobjekten aber sind die Filialkirchen, denn sie haben meistens keine Erhalter oder solche, die die hohen Kosten der Erhaltung nicht aufbrin gen können, z. B. Bauern, deren Ahnen In der Josephlnlschen Aufhebungswelle ein Gotteshaus kauften und so vor der Zerstö rung retteten. Die staatliche Denkmalpflege hat kaum genug Mittel, auch nur die wichtig sten Objekte, die für das ganze Land von Bedeutung sind, zu retten, geschwelge denn, abgelegene kleine Kirchlein, die nie mand mehr zu brauchen und zu wollen scheint. Und doch wird sie Immer wieder ak tiv, well sie es einfach nicht mitansehen und verantworten kann, daß In unserer Wohl standszelt so viele Kunst- und Kulturwerte, die unsere Vorfahren unter Opfern errichtet und gepflegt haben, aus Gedankenlosigkeit verloren gehen sollen. Meist handelt es sich um gotische oder ba rocke Kirchen In einer Ortschaft oder allein gelegen, weithin sichtbar auf einem Berge stehend und das Landschaftsbild bestim mend. Fast Immer zeigen sie heute eine schlechte Bedachung und feuchte Mauern, dabei oft aber Fresken, die unbedingt erhal ten bleiben sollen oder eine barocke Ein richtung mit Statuen von besonderer Lieb lichkeit, die nicht nur vom Können, sondern auch von der Gläubigkeit Ihrer Schöpfer zeugen. In manchen befindet sich noch eine Einsamkeit und Ursprünglichkeit unserer Filial kirchen - Bodenziegel mit gotischen Stempeln In der Filialkirche St. Konrad In Oberwang, BH. Vöcklabruck. - Foto: H. G. Prillinger kleine Orgel, meist einige Jahrhunderte alt, ganz aus dem Lelm gegangen und der Zlnnpfelfen beraubt, die nach sorgfältiger Re staurierung durch Ihren warmen Klang Sachverständige wie Zuhörer In gleicher Welse entzücken und erbauen könnte. Die Kosten für die Wiederherstellung einer solchen Kirche liegen daher Immer ziemlich hoch und unsere nüchternen Rechnerfragen, wozu der Aufwand? Tatsächlich scheint es vertanes Geld und sinnlose Mühe zu sein, außer es denkt jemand noch so, wie jene al ten Leute, die sich freuten, etwas zur Erhal tung eines würdigen Gotteshauses beitra gen zu können, oder die bewahrten Schätze - Kunst, Atmosphäre und Akustik - werden genützt. Wenn mit der Restaurierung eine Wiederbe lebung des Kultes verbunden Ist, dann gibt es auch vom wirtschaftlichen und nicht nur vom kultischen, vom kulturellen und künst lerischen Standpunkt aus viele Gründe, die für eine Restaurierung sprechen: Die Flllalkirchen bieten stimmungsvolle Kulträume mit heimeliger Atmosphäre und guter Akustik und sind daher besonders zur Gestaltung spezieller themenbezogener Gottesdienste für kleinere Gruppen geeig net. Die Kirche sieht In der Intensivierung kielner Gruppen einen Weg zur Entwicklung eines neuen Gemeindebewußtseins und begrüßt solche sehr. Die Filialkirchen sind aufgeschlagene Ge schichtsbücher, die von den Schulen ge nauso wie die Museen für die heimatkundli che Erziehung der Jugend zu nützen sind. Für den Kunsterzieher sind Flllalkirchen ein wichtiges Anschauungsmittel, well sie In Gebäude und Einrichtung meist verschie denen Stilepochen angehören und fast Im mer künstlerisch hochwertige Altäre besit zen. Flllalkirchen sind ein markanter Punkt Im Ortsbild oder In der Landschaft. Sie zählen zu den beliebtesten Ausflugszielen unserer Gäste und zu den werbewirksamsten Moti ven Im Fremdenverkehr. Die Flllalkirchen werden von der Erwach senenbildung für musikalische Vespern, Meditationen und Lesungen benützt und empfohlen. Nun hat sich die Förderungsstelle des Bun des für Erwachsenenbildung für Oberöster reich um die Rekultivierung und Belebung, die Wiedereinbindung der Flllalkirchen In das Alltagsleben der Menschen Ihrer Um gebung angenommen und versucht, durch Ihre vielfältigen Kontakte zu den Einrichtun gen der Erwachsenenbildung, den Heimat pflegern und Interessengruppen, kurzum zu einer großen Zahl aufgeschlossener Men-

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