Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 3, 1979

Selbstporträt, 1862. Foto: Fr. MIchalek Adalbert Stifter, Zeichnung, 1863. Foto: Fr. MIchalek m- "Hol derselben Ausstellung stellte Löffler auch ein Ölbild eines Mädchens aus, Im Katalog als Studienkopf bezeichnete, Preis ISOtP^. Es Ist ein Brustbild, der Kopf Ist etwas ge neigt, die Augen sind braun, ebenso die Haare. Das rotbraune Kleid hat eine weiße Rüsche. Der Himmel hinter dem Kopf geht von einem helleren Blau in ein dunkleres über. Der Hintergrund Im unteren Teil des Bildes ist eine zarte Uferlandschaft. Das Mädchen stellt die Tochter des Malers He lene dar52. Nach Schmidt gehört dieses Bild zu den bede utendsten Leistungen der öster reichischen Malerei dieser Zelt^^. Stifter schreibt u. a. darüber daß wir dieses Mädchenköpfchen für ein Meisterwerk hal ten,. . . wir glauben nehmlich kaum etwas Schöneres gesehen zu haben. Wenn die neue Kunst gerne mit Farben prunkt, und viele und anmaßende Töne auf der Oberflä che des menschlichen Angesichts und Kör pers zu Gesichte bringt, so ist Löffler der al ten Schule und der Natur zugewendet, es scheint fast, daß wir nur eine Farbe In die sem Angesicht sehen, und doch ist es eine große Reihe von Tönen, die da In den fein sten Zusammenhang gearbeitet sind ... So einfach wie die Färbung Ist auch die Zeich nung in Löfflers Bilde®"." Am 10. September 1862 teilte Stifter Löffler, der zu dieser Zeit in Hofkirchen im Mühlviertel war, mit, daß er das Mädchenbildnis gekauft habe®®. Stifter nannte diesen Mädchenkopf Angela nach der Gestalt In seinen ,,Feldblumen", da er den ruhigen und sanften Charakter im Aus druck dieses Mädchens wiederfand, der ihm bei der Schilderung der Angela vorschweb te®®. Sehr froh müssen wir sein, daß das Knaben- und Mädchenbild, beide im Besitz der Familie Trautenberger in Linz, für uns noch greifbar sind. Adalbert Stifter, der Löffler in den Briefen als ,,lieben hochverehrten Freund" und sich selbst als ,,lhr treuer Freund Adalbert Stif ter" bezeichnet, war immer wieder bestrebt, ihm Aufträge zukommen zu lassen. So stellte er Löffler 1862 den Auftrag eines Porträts der Gattin von Viktor Weiß von Starkenfels in Aussicht®^. In einem Brief Stifters aus dem Jahre 1862 an Heckenast schreibt er: ,,Wenn Sie nach Wien kommen, so besuchen Sie den Maler Carl Löffler, er wohnt Im letzten Haus der Wollzeile (Eck haus In der Riemerstraße, ein neues großes Haus, 4. Stock). Er Ist ein Oberösterreicher vom Mühlviertel ... Ich besitze von Ihm ein Mädchenköpfchen, dessen Angesicht eine solche Seelenschönheit hat." Zum Schluß fordert Stifter Heckenast auf, seine Kinder von Löffler malen zu lassen®®. Stifter hatte im Frühjahr 1863 während eines Aufenthaites in Wien den Wunsch geäußert, sich und seine Frau von Löffler malen zu lassen®®. Löffler schrieb viel später darüber am 24. Dezember 1892 an Schlossar: ,,Da ich schon in Linz einmal den Wunsch aus sprach, Stifters Bild gelegentlich malen zu wollen, so konnte er wohl mit Sicherheit auf meine Zustimmung rechnen. Aber seine Frau! Sie mußte zur Zeit, als sie der junge Stifter kennen gelernt, eine Schönheit ge wesen sein, woran ich nicht zweifle. Allein damais 1863 in Wien wäre es mir nicht in den Sinn gekommen, sie zu malen. Aber Ich war entschlossen, meines edlen Kunst freundes Wünsche ganz zu erfüllen. Über den Preis waren wir sogleich einig, aber nicht so schnell über die Größe der Lein wand. Bei Stifters ungünstiger Körperpro portion iieß ich mich ungern über das Maß eines Brustbildes bestimmen. Allein Stifter drang auf halbe Figuren, für die er schon zwei schöne Rahmen besaß, die er für die Bilder bestimmen wollte. Ich willigte endlich ein u. es wurden gleich für die nächsten Tage Sitzungen verabredet und so entstan den zwei lebensgroße Kopfzeichnungen auf

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