Die Vielfalt in der Einfachheit - „Distel", 1977 Tempera und Di auf Spanplatte, 48 x 40 cm Die Kraft des Zarten - ,,Sich öffnender grüner Mohn", 1977 Tempera und öi auf Spanplatte, 48 x 40 cm Das Verborgene und das Sichtbare - ,,Judenkirsche", 1978 Tempera und öi auf Spanplatte, 48 x 40 cm 3 kühles Medium gegangen, erstarrt, ohne getötet zu sein. So schafft sich Anteil und Distanz zugleich, und wir schauen ein sol ches Gebilde wie zum erstenmal, es wird zur Chiffre, die nicht immer aufzulösen ist. Das unauflösliche Ineinander, die Identität von Werden und Vergehen, der Tod als Teil des größeren Lebens begriffen, die Span nung zwischen Gegensätzen, die eine Ein heit sind, darin liegen die Motive, das Bewe gende, der tiefste Anreiz für seine Bemü hungen. Die Spannung zwischen Ich und Welt (Welt als Kosmos oder Gesellschaft, deren Teil wir sind), zwischen Ich und Du (auch dem größeren Du), an dem das Ich sich entfaltet, die Spannung zwischen schöpferischer Einsamkeit und notwendi gem Austausch nach allen Seiten hin, zwi schen Ausgriff und Sammlung, zwischen Tätigkeit und Muße, und schließlich die Spannung auch zwischen angewandter und freier Gestaltung, das alles ist ihm gemäß, darin und daran gedenkt er seine Mögiichkeiten zu entwickeln, und so entstehen seine überzeugendsten Arbeiten. Das meditative Umspielen des Gegen stands, der Immer intensivere Umgang mit ihm, und schließlich der ,,Griff in den Strom", wenn das Brauen und Gären zur Gestalt gerinnt, wenn Auge und Gegen stand einander offen begegnen: da vollzieht die Hand nur, was schon geschehen ist, das alles bestätigt sich im Ergebnis. Friedl spricht davon, daß die Vorbereitung, die Ouvertüre unabdingbar zum Prozeß sei ner Arbeit gehört, daß sie vor allem Analyse und Reduktion, die Betrachtung unter der Linse des schauenden Bewußtseins ist. Was dann entsteht (die Synthese), verdich tet sich gleichsam von selbst unter den hel fenden, vollziehenden Händen: die Gestalt drängt ans Licht, wie das Blatt aus der Knospe. - Der Anstoß, den er geben möch te, geht heute davon aus, daß er eine Na tur-Erscheinung, ein Einzelwesen aus dem Zusammenhang löst, der doch verborgen gegenwärtig bleibt, also hervorhebt, um zu zeigen: ein Lebensgesetz, ein Schicksal, ein besonderes Dasein überhöht und stellver tretend für die Lebensganzheit; als ein Ge fäß, in dem der Strom sich sammelt, als ei nen Kristall, ,,ln dem ein unsichtbares Licht sich bricht". Friedl experimentiert nicht mehr, als not wendig ist, um einen Schritt ins Unbegan gene zu tun, er verkauft sich keiner Arbeit, die ihn nicht fordert. So blieb er nicht unver letzt, aber unverfälscht in seiner Substanz. Wenn er sich auch die Freiheit zum freien Schaffen durch den Dienst am täglichen Gebrauch ver-dient, er läßt sich vom ,,Ge schäft" nicht gängeln oder unterjochen. Das ist vielieicht das schönste Lob, das man ihm
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