Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 3, 1979

Kunst der Gegenwart Herbert Friedl oder die Kraft der Redlichkeit Karl Kleinschmidt Herbert Friedl besorgt (betreut) seit fünf Jahren die typographische Gestaltung der Zeitschrift ,,Oberösterreich". Künstlerisches Einfühlungs vermögen und Arbeitsdisziplin sind auch hier Merkmaie seiner Tätigkeit. Das Layout der Zeitschrift trägt deutlich seine Handschrift, die Zusammenarbeit mit ihm hat sich zu einer gegenseitig befruchtenden Arbeitsgemeinschaft entwickelt (Anm. d. Redaktion). Herbert Friedl ist als Buchkünstler und Typograph von Graden, als Plakatgestalter, aber vor allem in seinen freien Arbeiten, die sich verhalten geben, sehr formstreng und konsequent im Hinblick auf seine selbstge setzten Ziele. Er nimmt sein Handwerk ernst und seine Techniken sind altmeisterlich ge diegen. Was sich vor Jahren noch stür misch, spöttisch, anklagend äußerte, hat sich alimählich zu ruhiger Kraft gesammelt, die den Widerspruch nicht ausschließt, son dern beherrscht. Er setzt der Wirrnis die Ge stalt entgegen, er schließt die Augen nicht vor den Bedrohungen und Katastrophen im Großen und im Kleinen, aberer versuchtdas Trotzdem als den vielleicht wirksamsten Protest gegen Unfug und Torheit, Gewalt und Niedertracht, als eine Kritik von iangem Atem. So wird ihm vieles unter der Hand sinnbildlich, er braucht nicht erst zu ,,symHerbert Friedis Wohn- und Arbeitsplatz finden wir in jener Landschaft, in der er geboren wurde - im Mühiviertei. Die stille Poesie dieses Landesteiies scheint auch für den künstleri schen Nachwuchs unserer Zeit förderlich zu sein. bollsieren" und er verzichtet auf billige Alle gorien. Das Unausgesprochene, Unbetonte wird bedeutungsvoll. Man sollte dennoch angesichts seiner freien Bilder nicht allzu viel deuten, sie sprechen ihre eigene Spra che. Bemerkenswert sind seine Bilder aus jüng ster Zeit, die einen Gegenstand der Natur wie unterm Brennglas zusammenfassen. Da wird etwa eine aufspringende Knospe vergrößert, isoliert, auf dunklem Grund (ho mogene Fläche aus übereinander aufgetra genen Farbschichten), zu einem Eiementarereignis. Die Energie des Schwellens, die sprengende Gewalt des drängenden Wachstums tut sich kund, zugleich verfrem det durch die Farbe, durch die glasharte Kontur. Alles erscheint im Werden stillgehaiten, vereist, wie hinter Glas. Asketische Kühle ist das Gefäß, in dem sich Fülle des Lebendigen verdichtet. Was Friedl vorfin det, was ihn zur Gestaltung reizt in der Be gegnung, das versetzt er in eine andere Di mension, ohne die Merkmale zu verändern. Das genaue Abbild ändert den Charakter, es verwandelt sich von innen her, es wächst neu aus dem Hintergrund, aus dem Ur grund. Der Blick des Betrachters meint Ver trautes zu erkennen, aber es ist durch ein ■f; rAil

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