Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 3, 1979

Sportbegeisterte Micheldorfer Jugend im Ge spräch mit dem Rundfunkreporter Sendeieiter Arnold Biöchi mit einer Micheidorfer Voiksmusikgruppe. - Sämtiiche Fotos: Linnert Links: Ais Beispiei vieier voiksbiidnerischer Aktivitäten des ORF-Studios Oberösterreich sei auf die Sendereihe „Ein Ort steiit sich vor" hingewiesen, so z. B. in Micheidorf mit Aufnahmetag am 8. Juni 1979. - Franz Lim berger im Gespräch mit Professor Dr. Kurt Holter, der sich bei Errichtung des Sensenschmiedemuseums in Micheidorf und bei den prähistorischen Ausgrabungen auf dem Geor genberg und in Kremsdorf große Verdienste erworben hat mit Volksbildungseinrichtungen durchge führt hat: Seminare für Mundartdichtung, für Laienspieier, Volkskunst, Photographie, Chorgesang und Hausmusik. Die Übertra gung von Konzerten, Lesungen, Messen haben in gleicherweise dazu beigetragen, neue Blickrichtungen zu erschließen, sich anregen zu lassen, um Anreiz zu empfan gen, die Qualität des eigenen musischen Wirkens zu verbessern. Die ,,regenerative Kraft" des Rundfunks liegt zweifellos in der Tatsache verborgen, daß eine bisher wenig oder gar nicht ge schätzte Sache deshalb an Wert gewinnt, weil sich ihrer der Rundfunk (auch Film oder Fernsehen) annimmt. Da sind in den dreißi ger Jahren auf einem ganz bestimmten Ge biet vom Rundfunk schon Anregungen ge macht worden, die in unseren Tagen nun eine fast ungeahnte Entfaltung erfahren ha ben. Gemeint sind die permanent betriebenen Bemühungen um die Weckung des Interes ses für das alpeniändische Voiksmusikgut, wie auch einer geeigneten Pflege. Es sind nicht nur die Volksliedersingen der RAVAG, deren es insgesamt 15 gegeben hat. Darin kamen auch unsere oberösterreichischen Liediandschaften reichlich zu Wort. Doch das oberösterreichische Studio setzte auch voiksmusikkundiiche Beiträge im Programm an und gewinnt hervorragende Kenner wie A. Depiny, Hans Commenda, K. M. Klier u. a. als Autoren. Es ist kein Zufall, wenn es sich dabei um Personen handelt, die in der Volksbildung prononciert tätig waren. Nicht nur, daß in den Vorträgen auf das Reservoir des lebendigen oder zu belebenden Musi ziergutes hingewiesen wird, der Oberöster reicher erfährt auf diese Weise auch von diesbezüglichen Sammlungen, die da sind, um gründlich genützt zu werden. Über die anfänglichen Voiksliedersendungen schrieb später einmal Georg Kotek (Zeitschrift ,,Das deutsche Volkslied" Jg. 30, Heft 3), daß sie vom Publikum wenig beachtet, sogar angefeindet wurden, ,,weii das Verständnis für das Volkslied fehlte. Heute (1930) hat sich die Situation gänzlich geändert: die Voiksiiedidee hat sich über den Rundfunk Bahn gebrochen!" Hans Commenda sagt im Vorwort zu der Sendung ,,Alte Weisen aus dem Landi" (15. Juni 1936), daß mit ihr versucht werde, aus ,,dem Grab der toten Sammlung" wenigstens für eine knappe Stunde verschollenes Volksiiedgut wieder zum Singen und Klingen zu erwecken. Nach mehr als vier Jahrzehnten kann nun konstatiert werden, daß es dem Rundfunk gelungen ist, nicht nur den Verfall der Volksmusik aufzuhalten, sondern eine wahre Renaissance herbeizuführen. in allen Landesvierteln sind durch Mitwir kung im Rundfunk traditionelle Musizierge meinschaften (Solinger, Seitelpfeifer, Landlageiger. . .) zum Weiterwirken und Fortbe stehen ermutigt worden. Zahlreiche neue Gruppen haben sich durch ihn anregen las sen. So bildeten sich in den ersten Nach kriegsjahren mehrere ,,Volksmusikgrup pen" (Die Strutzenberger, die Mehrnbacher, Familie Simböck und nicht zuletzt die Simon Geigenmusi) denen es allen zu danken ist, daß sie das heimische Spieigut aber auch die Spiel- und Singpraxis übernommen und überliefert haben. Sicherlich mögen auch eine Reihe anderer günstiger Umstände dazu beigetragen ha ben, daß in den breitesten Kreisen die ,,Liebe zu alten Dingen" wieder erwacht ist, daß man sich mit mancherlei Stücken der überlieferten Volkskunst gerne umgibt, daß man auf einmal wieder mehr Herz und Ohr für die Volksmusik übrig hat. Was aber die alten Sammler und Volksiiedpfieger einst kaum zu hoffen gewagt hatten, das entfal tete sich in jüngerer Vergangenheit in einer höchst unerwarteten Weise. An dieser Ent wicklung ist nicht nur erfreulich, daß Volks lied und Volksmusik aus einer mehr oder weniger,,musealen" Phase herausgetreten sind und heute wieder eine Art Funktion im Volksieben ausüben; begrüßenswert ist auch der Umstand, daß durch Musizieren und Singen so viele Gemeinschaften zu sammengeführt worden sind. Das ORFStudio Oberösterreich hat daran keinen ge ringen Anteil genommen. Zurückgreifend auf die ,,Bäuerlichen Volksliedersingen", ist man 1972 in Linz daran gegangen, Sänger und Musikantentage abzuhalten, deren es bis heute siebzehn (verteilt über alle Landesviertei) gegeben hat. Der vom Rundfunk ausgehende Ruf hat Hunderte Gruppen mobilisiert. Von rund 250 Gruppen sind inzwischen Tonbandaufnah men gemacht worden. Als eine indirekte Auswirkung dieser Musikantentage ist un bedingt aber die weitaus größere Anzahl von Gemeinschaften zu nennen, die durch die Freude an unserer Volksmusik gefestigt und zusammengeführt worden sind. Man zählt derzeit über tausend solcher Gruppen im Lande. Vieles könnte nicht sein, wüchse es nicht aus einer starken Begabung und auch aus der Freude am klingenden Gut, am geistigen Reichtum im Lande. Aber hier mitgewirkt, Werte ins rechte Licht gehoben und Bega bungen begünstigt zu haben, ist als das un widersprochene voiksbiidnerische Ver dienst des Rundfunks, im besonderen des Studios Oberösterreich, anzumerken.

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