Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 3, 1979

ORF-Studio Oberösterreioh — im Dienste der Volksbildung Rudolf Fochler Die tickende Uhr, das Pausenzelchen des Reichssenders Wien, war nach dem April 1945 bald In Vergessenheit geraten. Es er innerte ja tatsächlich allzu sehr an schwere Zeiten und schicksalhafte Stunden. Auch die Bezeichnung ,,Reichssender" löste sich auffallend rasch aus dem Sprachgebrauch. Da hatte sich eher die alte RAVAG über die Kriegsjahre hinweg bei sehr vielen Leuten als praktische Bezeichnung für Rundfunk erhalten, wenn man nicht überhaupt nur Ra dio sagte. Ähnlich entwickelten sich die Bindungen der Hörer an ,,lhre" Rundfunkstationen auch späterhin. Man freundete sich sehr schnell mit dem neuen Pausenzelchen, nämlich den Anfangstakten des Straußwalzers ,,An der schönen blauen Donau" (er Ist die heimliche Hymne des Österreichers) an und über nahm mehr oder weniger von heute auf morgen den Namen ,,Sendergruppe RotWelß-Rot", der sogar dann noch verwendet wurde, als diese Einrichtung längst selb ständig geworden war und bereits ,,öster reichischer Rundfunk" hieß. Mit ungewöhn licher Schnelle bemächtigte man sich gera dezu der gegenwärtigen Bezeichnung ÖRF, die Immerhin erst 1967 geprägt worden war. Auf diese Änderungen mußte kurz hinge wiesen werden, wenn vom ÖRF-StudIo öberösterrelch - Im Dienste der Volksbil dung berichtet werden soll. Der,,Dienst" reicht nämlich weit zurück; In jene Zeit, als es überhaupt nur ein Radio Wien gegeben hat, dessen Programme al lerdings über die Sendeanlage am Linzer Freinberg geschickt und deshalb als ,,oberösterrelchlsch" betrachtet wurden. Daß die damals neue Erfindung ,,Radio" nicht nur dafür eingesetzt werden durfte, allein unter dem Kunst- und Kulturleben der Großstäd ter eine Äuslese zu treffen, darüber wurde man sich sehr bald einig. Der ständig zunehmende Einfluß des Rund funks auf die Intimsphäre der Hörer erregte allerdings auch mancherlei Mißtrauen. Re präsentanten der Kirche und Philosophen sind es, aber auch Pädagogen und Politiker, die im Wirken der neuen Einrichtung eher mehr Nachtelle als Vorzüge erblicken. So traut man dem Rundfunk anfangs keine ernsthaften Volksbildungsabsichten zu. Doch dieser Meinung steht fast zur gleichen Zelt die etwas übertriebene Vorstellung ge genüber, daß von nun an der Besuch von Schulen, ja sogar von Hochschulen über flüssig geworden sei, well ja jedermann da heim seine fachliche akademische Äusblldung mühelos haben könne. Ein Blick In die Programme der ersten Rund funkjahrzehnte läßt Immerhin erkennen, daß man sich um ein überaus breit gestreutes Ängebot an Kunst, Wissenschaft und Wirt schaft redlich bemühte. Unter den Äutoren findet sich eine ganze Reihe von öberösterreichern, denen zu bescheinigen Ist, daß sie

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