Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 3, 1979

nächst in den Schlössern Ort, Puchberg und Tollet statt. Diese Seminare wurden Immer häufiger nach Schlierbach verlegt, so daß sie hier nun eine fast fixe Einrichtung dar stellen. Das Sommerseminar 1964 stellte dabei ei nen Höhepunkt dar. Die gesamte Arbelt war der Vorbereitung des Ralmund-Jublläumsjahres gewidmet. Während In den Gruppen der Spieler einzelne Szenen aus verschie denen Raimundstücken einstudiert wurden, beschäftigten sich Bühnenbau und Kostümschnelderel mit der Vorbereitung für das Stück ,,Der Diamant des Geisterkönigs", das dann Im folgenden Jahr festlich aufge führt wurde. Ein Leidwesen, das jeden Studententhea terleiter trifft, möchte Ich noch anführen. Hat man die Spieler einige Jahre unter seinen Händen gehabt und sind sie gerade ,,rich tig" geworden, dann machen sie Matura und verlassen das Kolleg. Vorbell - Man muß sich die jungen Leute Immer wieder von vorne abrichten und zum guten Spiel erzie hen. Dabei kann man bald feststellen, daß Interesse und Begabung sehr verschieden sind. Manchmal hat man ganz prächtige Ta lente. Leider mußte Ich auch feststellen, daß die Spielfreudigkeit heutigen Tages, beein flußt vom Motorsport, gegen früher stark nachgelassen hat. Doch auch der Leiter einer Volksbühne Ist von ähnlichen Sorgen nicht frei. Hier sind vor allem die weiblichen Rollen problema tisch. Die jungen Mädchen spielen anfangs voll Begeisterung, wachsen dann Immer mehr hinein - und wenn sie Im Spiel wirklich tüchtig wären, heiraten sie weg und sind fürs Spiel verloren. Frauen, die am Ort heiraten und dann fürs Spielen noch zu haben sind, muß man als besondere Glücksfälle betrachten. Doch um nicht einseitig die Frauen zu verurteilen, sei auch noch ein Wort über die älteren Herren gesagt. Nach einer gewissen Zelt werden sie spielmüde: ,,Sollen doch die Jungen auch etwas tun - wir haben unsere Sache schon getan." Abschließend möchte Ich noch hervorhe ben, daß die Unterhaltung des Publikums nicht der einzige Zweck des Laientheaters Ist, ja Ich möchte sagen, nicht einmal der wichtigste. Die Probenarbelt bietet so viele schöpferische Betätigung für jeden einzel nen, so daß sie eine wahre Bereicherung der Persönlichkeit des Spielers darstellt. Dazu kommt eine nicht hoch genug einzuschät zende Arbelt zur Gemeinschaftsbildung al ler beteiligten Spieler und Bühnentechniker. Diese Gemeinschaft unter den Spielern wird bei uns noch besonders gepflegt durch ei nen jährlichen Theaterball und monatliche Theaterstammtische, zu denen jeder einge laden Ist und nach eigenem Ermessen er scheinen kann. Vielleicht wünscht der eine oder andere Le ser noch zu wissen, was wir In den 30 Jahren gespielt haben. Daher möchte Ich zum Ab schluß außer den schon genannten Stücken einige anführen, die vielleicht nennenswert sind. Mit der Volksgruppe spielten wir unter andern: Von Nestroy neben dem LumpazI auch noch Einen Jux will er sich machen Der Zerrissene Schabernack über Schabernack. Ferner: 's Nullerl Der Melneldbauer (Anzengruber) Der Erbförster (Otto Ludwig) Der Diener zweier Herren (GoldonI) Bäume sterben aufrecht (Gasona). Welters: Der HIrte Der Himmel auf Erden Das Wunder des hl. Florian Monsieur Herkules Die goldene Spinne Punkt 6 der Tagesordnung Wir klagen an Das Himmlische Bezirksgericht Die alte Schachtel Anna Grandauerln Endstation Heimat Auferstehung (dieses biblische Spiel wurde recht eindrucksvoll In der Kirche aufgeführt) Boulboul gewinnt Der Meisterboxer und andere. ,,Keln Platz für Idioten" war unser letztes Spiel. Es verdient besonders genannt zu werden, well es das Problem der behinder ten Kinder aufgreift. Ungeachtet seines überaus ernsten Inhaltes fand es beim Pu blikum sehr gute Aufnahme. Von den Studentenaufführungen möchte Ich anführen: Von Raimund: ,,Der Verschwender", ,,Der Bauerais Millionär",,,Alpenkönig und Men schenfeind" und ,,Der Barometermacher auf der Zauberinsel". Von Galderon spielten wir auch noch ,,Das Leben ein Traum" und ,,Das große Welt theater". Von diesem Stück Ist zu sagen, daß wir es Im Hof vor der Kirche aufführten und daß 96 Spieler daran beteiligt waren. In dieser Hinsicht war es unsere größte Auf führung. Grillparzer Ist mit ,,Weh dem, der lügt" und mit dem ,,Traum ein Leben" vertreten. Von Shakespeare Ist noch das Lustspiel ,,Was ihr wollt" zu nennen. Ferner: Der geschäftige Herr Vielgeschrei (Holberg) Das heilige Experiment (Hochwälder) Die Kronprädententen (Ibsen) Reise um die Welt In 80 Tagen Du wirst nicht gefragt Ein Inspektor kommt (Priestley) 15 Schnüre Geld Robinson soll nicht sterben Himmelwärts (ödön v. Horvath) Allbaba und die 40 Räuber. Es war sicher nicht alles ein strahlender Triumph - gewiß nicht. Aber wir dürfen be haupten, daß wir uns stets bemüht haben, unser Bestes zu leisten. Rechts: Der unvergessene oberösterreichische Rundfunkpionier Andreas Reischek. Sein Vater gleichen Taufnamens erreichte Berühmt heit als Naturforscher. Er ist in die Geschichte des österreichischen Rundfunks eingegangen

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