Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 3, 1979

Die von Kursteilnehmern, ,Josef Maders hartem Kern", geschnitzte Decke in der ,,Katharinenstube" - Aufenthaltsraum des Bildungszentrums Reichersberg i'm'Sk -4^'-^ sundheit, Urlaubswochen zur Wiederbeheimatung in der Natur und bei Land und Leuten ihren Platz im Programm. Die Wochenendkurse umfassen 16 Arbeits stunden und beginnen am Freitag, um 14 Uhr. Niemand wird vorgestellt, es sollen ja auch ,,Ferien vom Ich" sein, damit die Hemmungen beruflicher und gesellschaftli cher Art, die der Alltag aufgebaut hat, weg fallen. Bei handwerkiichen oder kunsthandwerkiichen Kursen sind bis 18 Uhr die ersten Anfangsschwierigkeiten überwunden, zu mal man sieht, daß der Nachbar zur Linken und zur Rechten ähnliche Probleme hat und man schließlich auch aus sich selbst die Gewißheit bekommt, es doch schaffen zu können. Am Abend kann ein Beiprogramm gebracht werden, die Hauptzeit soll aber der gemütlichen Runde vorbehalten werden. Am Samstag wird fleißig und ohne Störung gearbeitet, von 8 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr. Der Abend ist für die Gemeinschafts pflege sehr notwendig. Der Betreuer, der immer wieder in den Arbeitsraum gekom men ist, muß auch hier dabei sein, um da und dort wenn es notwendig ist, die Weichen zu einem Gespräch zu stellen und sich über die Erfolge und die bewußtgewordene Frei heit und Menschenwürde mitzufreuen. Der Sonntagvormittag dient der Fortsetzung und Ausfertigung des Themas. Um spätestens 13 Uhr fahren die Teiinehmer nach Hause, um noch Zeit zu haben zum Berichterstat ten, zum Erzählen und Vorzeigen, zu einem Spaziergang mit der Familie und einer kur zen Vorbereitung auf den kommenden Ar beitstag. Das Abschalten gelingt besonders gut bei handwerklichen, kunsthandwerklichen und musischen Kursen, die eine vöilige Identifi zierung verlangen und Fantasie und schöp ferische Kräfte in gleicher Weise beanspru chen. Sie wirken sich auch auf das Zueinanderfinden der Teilnehmer günstig aus, wäh rend Kurse, wo mit Vorlagen und Schablo nen mehr oder weniger schematisch gear beitet wird, kaum Bildungs- und ,,Heils"-Erfolge haben. Spätestens am Samstagabend hat jeder Teilnehmerdas Bedürfnis festzustellen, daß er sich trotz aller Anstrengung erhole und sich auf Urlaub fühle. Menschen entdecken wiederden Menschen, Freundschaften fürs Leben werden geschlossen. Manchmal können sich die Teilnehmer eines Kurses kaum trennen, immer noch ist etwas zu be sprechen oder ein weiteres Abschiedslied zu singen. Manchmal werden einfach wie der neue Zusammenkünfte vereinbart, Fort setzungskurse erbeten, wo es vom Fachli chen her gar keine gibt. Ja. einer Stamm gruppe von Kerbschnitzern ist der gemütli che Aufenthaltsraum, die ,,Katharinenstu be" in Reichersberg zu danken, für die sie eine großartige Kassettendecke geschnitzt haben. Nun hat sich diese Gruppe, ,,Josef Maders harter Kern", in ihrer Leistung selbst übertroffen, indem sie für das schwäbische Bildungszentrum Stift Irsee, das nach dem oberösterreichischen Modell eingerichtet und geführt wird, eine 100 Quadratmeter große Kassettendecke geschnitzt und damit der heimischen Erwachsenenbildung zu ei nem außergewöhnlichen Patengeschenk verholten hat. Das sind Leistungen, die wie Wunder anmuten in unserer Zeit und nur aus Liebe und Dankbarkeit zu verstehen und zu erklären sind. Es Ist auch üblich, daß Kurs-

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