Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 3, 1979

und Ausland, Vertrieb der Publikationen des aufgelösten Instituts u. a. m. - wurde dem Landesinstitut für Volksbildung und Heimat pflege übertragen. Die Fortführung der ,,Forschungen in Lauriacum" ging an das Oö. Landesmuseum über, das Biographi sche Archiv kam an das Adalbert-Stifter-In stitut des Landes Oberösterreich. So sehr an sich ein selbständiges Institut für Landeskunde im Hinblick auf eine verstärkte wissenschaftliche Arbeit auf diesem Gebiet günstig wäre, hat sich die Verbindung von Landeskunde und Heimatforschung einer seits und Heimatpflege andererseits in der praktischen Betätigung bisher bestens be währt. Das mit Beschluß der oö. Landesre gierung vom 23. August 1954 und mit Wirk samkeit ab 1. Jänner 1955 zu einer selb ständigen Landeseinrichtung gewordene ,,Landesinstitut für Volksbildung und Hei matpflege in Oberösterreich" hat als Vorort des 00. Volksbildungswerkes u. a. den Voiksbildungsgedanken und die Heimatpfiege zu aktivieren in ideeller und organisa torischer Hinsicht, sowie alle Bestrebungen auf dem Gebiet der Volksbildung und Hei matpflege zu beraten und zu fördern. Vor aussetzung für eine tätige und vor allem für eine effiziente Heimatpflege ist aber die ge naue Kenntnis dessen, was erhalten und gepflegt werden soll. In diesem Zusammenhang seien auch ein paar Gedanken zum Begriff ,,Heimat" an gebracht. Ihn allgemein gültig zu definieren, scheitert letztlich daran, daß es sich dabei in erster Linie um einen subjektiven Gefühls wert handelt, der nur schwer faßbar und schon gar nicht zu veraiigemeinern ist. Im ,,Wörterbuch der deutschen Volkskunde" (3. Auflage, Stuttgart 1974, S. 344) heißt es unter Heimat: ,,Die Landschaft mit ihren Menschen, die uns durch Geburt und Ju gend vertraut sind oder mit der uns späteres Schicksal, Ehe und Familie, Freundschaft, Beruf und geistiges Dasein eng verbinden" - besser ausgedrückt: die uns das Gefühl der Geborgenheit gibt. Der bekannte Philosoph, Psychologe und Pädagoge Eduard Spranger formulierte in seinem 1923 erstmals erschienenen Werk ,,Der Bildungswert der Heimatkunde" den Begriff Heimat folgendermaßen: ,,Heimat gehört zu dem Subjektivsten des Menschenlebens. Der Gehalt dieser Ge fühlswerte scheint sich jeder Mitteilung zu entziehen. Aber es sind doch nicht nur Ge fühlswerte. Das Stück Welt, das wir Heimat nennen, hat auch seine ganz bestimmte. Im Wissen erfaßbare sachliche Beschaffen heit. Aus der tieferen Kenntnis dieses ihres Wesens baut sich erst die echte und tiefere Heimatliebe auf. Deshalb suchen wir Hei matkunde, weil wir in ihr die natürlichen und geistigen Wurzeln unserer Existenz erfas sen." Die wissenschaftliche Heimatkunde defi niert Spranger als ,,das geordnete Wissen um das Verbundensein des Menschen in al len seinen naturhaften und geistigen Le bensbeziehungen mit einem besonderen Fleck Erde, der für Ihn Geburtsort oder min destens dauernder Wohnpiatz Ist." Einige Seiten weiter, auf denen er die unterschied liche persönliche Erlebnisfülle darstellt, schreibt er: ,,Die Aufdeckung dieser stillen Sinnbeziehung führt zu bewußtem Heimat gefühl. Die Wissenschaft bleibt an das all gemein Bestimmbare und Mittelbare ge bunden. Aber im rechten Wissen um die Heimat rückt sie uns selbst noch ein Stück näher, und so wird Heimatkunde zugleich ein Erziehungsmittel für tieferes unf reiche res Heimaterieben, wie sie für den Heimat freund eine beglückende Bestätigung ist." In der Realität sieht die Arbeit so mancher der vielen ehrenamtlich tätigen Heimatpfieger allerdings gelegentlich etwas anders aus. Die Gestaltung eines sogenannten ,,Heimatabends" für Gäste in Fremdenver kehrsgebieten ist oft mehr folkloristische Attraktion denn ein beglückendes Heimater leben. Die größte Barriere ist allerdings eine Oftmais anzutreffende Verständnislosigkeit öffentlicher und privater Steilen gegenüber kontinuierlichen Entwicklungen und die Un kenntnis heimatlicher, gewachsener Struk turen, die zugunsten einer zumeist ohnehin falsch interpretierten modischen Erschei nung vielfach unberücksichtigt bleiben. Ein beglückendes Heimaterleben ist es je doch, landauf, landab die Tätigkeit der Hei matforscher und Heimatpfleger, letztere in der von Prof. Dr. Katharina Dobler geleiteten Arbeitsgemeinschaft für Heimatpflege im Oö. Voiksbildungswerk zusammengefaßt und betreut, feststellen zu können. Es müs sen aus diesen Arbeiten nicht gleich großar tige heimatkundliche Werke, z. B. ,,Heimat bücher" einer Gemeinde oder einer Region entstehen; aliein schon die Aufzeichnung und entsprechende Deponierung ist wert voll. Mit Hilfe derartiger Untersuchungen ist es den unermüdlich tätigen Heimatpflegern möglich, wertvolles Kulturgut, wie es sich in Sachgütern gleichermaßen wie im Brauch tum, in Volksliedern, Sagen, in anderen lo kalhistorischen Überlieferungen usw. mani festiert, nach Möglichkeit funktionsgerecht zu erhalten. Naturkundliche Beobachtun gen verschiedenster Art sind dabei eben falls zu berücksichtigen; besonders erhal tungswürdige Erscheinungen fallen in den Bereich des Naturschutzes. Eine Aufzählung auch nur der wichtigsten derartigen Arbeiten von Heimatforschern wie Heimatpflegern wäre selbst in einem umfangreichen Beitrag nicht möglich. Die vielen heimatkundlichen Vorarbeiten liefern aber auch jene so wichtigen Mosaiksteinchen, die - in Zusammenarbeit mit ver schiedenen Fachdisziplinen-für die Erstel lung einer modernen Landeskunde von Oberösterreich notwendig sind. Oö. Heimatwerk — Linz, Landstraße 31 (Ursulinenhof), Bürgerstraße 1 Wir pflegen die Volkskultur unserer Heimat auf den Gebieten der Tracht, des Wohnens und der traditionellen Handwerkskunst. Wir veranstalten Kreuzstichkurse, Spitzen-Klöppelkurse, Handwebkurse und Goldhauben-Stickkurse. Kostenlose Trachtenberatung für Gruppen und Einzelpersonen, für Handwerker und Laien, für Stadt- und Landleut! In 27 Jahren mehr als zweitausend Trachtenschauen, Gruppen- und Schulberatungen. Wir verlegen Literatur über oberösterreichische Trachten, Wohnberatung, Kreuzstichvorlagen und Goldhaubenstickmuster. Wir dienen der Volkstumspflege und der Erwachsenenbildung unseres Heimatlandes.

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