er bereits als Nachfolger des Staatssekre tärs und Generalstaatskommlssars für außerordentliche Sicherheitsmaßnahmen Fey, der zum Innenminister ernannt worden war, Staatssekretär für Sicherheitsfragen unter Vizekanzler Starhemberg. In dieser kritischen Phase übernahm Ham merstein, obwohl nur Staatssekretär, eine der wichtigsten Aufgaben im Kabinett. Er war übrigens auch noch für eine weit wichti gere Aufgabe vorgesehen. Für den Fall der - übrigens geplanten - Ausschaltung des Bundespräsidenten wären diesem der Wie ner Polizeipräsident Skubl und in weiterer Folge Hammerstein gefolgt. Der scharfe und kritische Beobachter, Bun despressechef jener Tage, Eduard Ludwig bezeichnete Hammerstein als Günstling Starhembergs, der er allerdings kaum in je nem Maße war wie etwa Neustädter-Stürmer. In seinem Buch ,,Österreichs Sendung im Donauraum" schildert er Hammerstein folgendermaßen: ,,An die Spitze des Si cherheitswesens, der als eine der Haupt stützen Starhembergs gedacht war, hatte man über seinen Wunsch Hans Hammer stein-Equord gestellt. Hammerstein hatte in der Zeit Dollfuß' Aufmerksamkeit auf sich gezogen und war zum Sicherheitsdirektor in Linz ernannt worden." Hammerstein, im kul turpolitischen Bereich Ludwig eher nahe stehend, scheint nicht die Sympathie des Bundespressechefs genossen zu haben, denn Ludwig charakterisiert weiterhin Hammerstein folgendermaßen: ,,Er hatte gute schriftstellerische Arbeiten veröffent lich, sich einmal um den Presseattache posten in Berlin beworben, ohne in seiner Laufbahn, abgesehen von einigen amtli chen Kundmachungen, schärfere politische Markierung zu gewinnen. An dieser seiner Einstellung änderte sich kaum etwas in sei ner Amtszeit als Staatssekretär für Sicher heit. Er neigte sich bald auf die Seite des Bundeskanzlers, da ihm reine Heimat schutzpolitik für seine Beamtenlaufbahn eher hinderlich schien. Starhemberg war also einer neuen persönlichen Enttäu schung verfallen, als er die wichtige Schlüs selstellung des Sicherheitswesens durch Hammerstein-Equord halten und ausbauen wollte." Mit dem Hinschwenken Hammer steins zu Schuschnigg hat Ludwig zweifel los recht, denn in seinem Buch ,,Ein Re quiem in Rot-Weiß-Rot" bezeichnet dieser Hammerstein als einen ,,in Freud und Leid bewährten unentwegten Weggefährten und treuen kampferprobten Patrioten" und spä ter nochmals als ,,überzeugten und unbe dingten Österreicher". Hammerstein war 1936 - noch immer ,,dem Heimatschutz zuzurechnen" - für ein halbes 44: • ! '"U Jahr Justizminister geworden, dann Sek tionschef im Unterrichtsministerium und gleichzeitig ,,Bundeskommissar für Kultur propaganda". Auch war er Präsident des Wiener Kultusbundes geworden sowie Mit glied der deutsch-österreichischen kultur politischen Verhandlungen, die unter Füh rung des Gesandten Hofinger abwechselnd in Wien und Berlin geführt wurden. Mögen diese letzten Funktionen auch politisch zweitrangig gewesen sein, so entsprachen sie mehr als alle bisherigen den Interessen Hammersteins, auch wenn die verbleiben den wenigen Monate nicht ausreichten, sich zu entfalten. Hans von HammersteinEquord hatte sich für diese Aufgaben nicht nur durch sein schriftstellerisches Werk le gitimiert, sondern insbesondere auch bei Schuschnigg Ansehen durch den Vortrag ,,Österreichs kulturelles Antlitz" am 21. öktober 1935 vor dem Wiener Kulturbund er worben. In einer Zeit, da man glaubte, Österreich bewußt als ,,zweiten deutschen Staat", als das ,,bessere Deutschland" hin stellen zu müssen, scherte der von deut schen Eltern geborene Österreicher Ham merstein aus dieser Linie zwar nicht aus, machte sich aber mehr und tiefere Gedan ken über das österreichische Wesen. ,,Die schwierigste dieser Schwierigkeiten ist es" - sagt hier Hammerstein -, ,,daß der Öster reicher zwar heroisch im Dulden, aber als der früher geschilderte Stimmungsmensch eben nicht leicht zum Tatmenschen, den die Zeit, in der wir leben, den unsere Lage for dert, zu erziehen ist. . . . Heute ist es not wendig, daß der Österreicher aufstehe und sich wehre. Die Zeit bringt es mit sich, daß alles, was sie anfaßt und weil man Zeitge nosse ist, alles, was man anfaßt, politisch zu werden droht. Nie hat die Welt ein so garsti ges Lied, noch dazu im Massenchor, ge sungen. . . . Das alte Österreich hat viele Beispiele für die Möglichkeit einer Verbin dung von Autorität und Freiheit gegeben. . . . Gewiß, diese Zeit ist eine sehr stache lige Frucht. Und wer angegriffen wird, muß sich wehren. Auch das neue Österreich wäre friedlich seiner Wege gegangen, hätte die alte Tradition der Toleranz weiter geübtsie ist zeitweise viel zu weit geübt worden -, wenn man es seinen Weg hätte ungescho ren gehen lassen. Aber man wollte es auf Wege zwingen, die kulturwidrig und darum ihm naturwidrig waren. . . . Dieser Druck ist auch, genau und leidenschaftslos betrach tet, lange nicht so schwer wieder Druck, un ter den andere Staaten heute ihre Bürger setzen zu müssen glauben. Man hindert Österreich daran, zu leben und seine Indivi dualität zu wahren und zur Geltung zu brin gen. Es ist der empörendste Zwang, der ein Wesen, ob Mensch, ob Staat, ob Volk, sei nes Wesens, seines Ichs, seiner Persön lichkeit berauben will." Hammerstein ver wies darauf, wie schwer das österreichi sche zu definieren sei, und erklärte: ,,Aber man nehme Österreich den Österreichern weg, und alle werden sofort fühlen, was sie verloren haben."
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