Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 2, 1979

Filialkirche Ober-Rohr, eine der vielen reizvol len gotischen Landkirchen im Kremstal. Gotische Petrusstatue. Aufnahme: E. Widder Lebensgroße Muttergottesstatue aus der Zeit um 1340 im Zisterzienserstift Schlierbach, bekannt als ,,Schlierbacher Madonna". Aufnahme: E. Widder schon erwähnt. Sie ist dem hl. Martin ge weiht. Besonders wäre der Marien-Seite naltar mit seinen zwei Assistenzfiguren Flo rian (Landesheiliger) und Sebastian (Most heiliger) - man durfte am Sebastiantag kei nen Most trinken und keinen Apfel essen, weil er der Legende nach an einem Apfel baum angebunden war - zu erwähnen. Sämtliche Schnitzfiguren stammen von den Brüdern Zürn. In der Schule befindet sich ein Römerstein - ein Jäger, von der Jagd heim kehrend, mit den Fischen in der Hand und das Wild am Rücken tragend -, Hinweis auf die römische Kultstätte. Nun geht unsere Wanderung weiter über den Kremsfluß, der in diesem Abschnitt durch die Regulierung einem Kanal gleicht. Die Brücke ziert eine Plastik des hl. Martin mit der Gans. Wir kommen nun zum Bahnknotenpunkt Rohr. Der Ort Rohr wird nach den Besitzern einer Burg und Grundherrschaft dieser Ge gend - ,,Die Herren von Rohr" - benannt. Die Kirche, urkundlich 1136 erwähnt, ist Ma ria Himmelfahrt geweiht. Erwähnenswert wäre ein Bild ,,Maria Himmelfahrt" vom Kremser Schmidt, das im Pfarrhof auf bewahrt wird. Neben dem Bahnhof befindet sich die Glashütte der Fa. Zimmermann. Wir besuchen diesen Betrieb. Als erstes sehen wir eine Kammer, in dieser befinden sich die Urbestandteile der Glaserzeugung, Quarz sand und Kalk, ca. 75 Prozent jeden Glases. In einer besonders kleinen Kammer werden nach Art einer Alchimistenstube die Spezialbestandteile zur Beimengung für die ein zelnen Glassorten verwahrt. Letztere sind Geheimnisse der Glaserzeuger. Sie werden nie preisgegeben, nur von einer Generation auf die andere überliefert. Wenn man in alten Büchern über Glaserzeugung nach schlägt, so finden wir überall dieselben Formen des Glasofens und eines der wich tigsten Geräte, die Glasbläserpfeife. Bis heute hat sich die Art des Schmelzvorgan ges nicht verändert. Als Brennmaterial wurde früher Holz oder Kohle verwendet, heute ist es elektrischer Strom oder Gas. In dieser Glashütte wird u. a. auch heute noch so verfahren und unter vielen Glassorten Rubinglas erzeugt, dem reines Dukatengold beigegeben werden muß, um eine richtige Leuchtkraft zu gewinnen. In der großen Halle sehen wir im Hintergrund den Schmelzofen, wo in dem Schmelztiegel die Glasmasse zum Schmelzen gebracht wird. Aus ihm nimmt der Glasbläser mit der Glas bläserpfeife einen Batzen Glasmasse her aus und bläst diese in eine Form. Außer den in Form geblasenen Gläsern werden hier im besonderen Glasstangen erzeugt für die Weiterverarbeitung in den Gablonzer Be trieben. Der Glasklumpen wird mit der Glas bläserpfeife aus dem Ofen genommen, ein zweiter Mann pickt auf der anderen Seite die Masse an und zieht nun diese von der Glas bläserpfeife weg. Es ist staunenswert, wie genau im Durchmesser diese Stangen ohne Lehre gezogen werden. Links und rechts stehen Leute mit Wachein, sogenannte Wachler, die Abkühlung auf diese Stangen bringen. Ist die Stange fertiggezogen, kommt sie wie alle anderen Glaserzeug nisse in den Auskühlofen. Dieser ist einer der wichtigsten Bestandteile einer Glashüt te, denn je länger das Glas im Auskühlofen bleibt, desto besser ist das fertige Produkt; je kürzer, desto spröder. Die Bibliothek des Zisterzienserstiftes Schlier bach zählt zu den bedeutendsten Barockbauten in Oberösterreich. Als Baumeister wird Johann Michael Prunner vermutet. Prunkvoller Innen raum mit Umlaufgalerle, die auf korinthischen Holzsäulen ruht. Fresken an der Kuppel und den Seltengewölben mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. Aufnahme: M. Elersebner

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