Chorprobe des Studentenchores in der Stifts kirche. Aufnahme: E. Widder (! llge Anhänglichkeit an das Haus. Als alter Mann hat der bekannte Chirurg Anton von Eiseisberg festgestellt: „Freundschaften wurden geschlossen, die fürs Leben anhiel ten" - und mit dieser Aussage sich zum Sprecher wohl unzähliger Absolventen des Gymnasiums gemacht! Daß fast jeder ehe malige Schüler sich wenigstens dem einen oder anderen seiner Lehrer in besonderer Weise verbunden wußte, ist naheliegend, wird aber dennoch auffallend häufig und mit Nachdruck betont. Geradezu klassisch ist das Beispiel Adalbert Stifters geworden, der von seinem Klassenlehrer P. Plazidus Hall schreiben konnte: ,,Den vorzüglichsten, wenn nicht allen Teil an meinem Fortgange verdanke ich meinem Professor in den Grammatikaiklassen, dem Benediktiner Plazidus Hall, der sich meiner annahm . . . und mich endlich so lieb gewann, daß er fast mehr als väterlich für mich sorgte. Ich kann nur mit größter Liebe und Ehrerbietung an diesen Mann denken." Mehr als eine Gene ration vor Stifter hatte der Salzburger Reichsritter Karl Maria Ehrenbert von Moll mit dem bekannten Astronomen P. Plazidus Fiximillner ähnliche Erfahrungen gemacht: ,,Er war so wohltätig gegen mich, daß ich nimmermehr im Stande seyn werde, all das Gute zu belohnen, daß er an mir verübt hat." Auf den Germanisten und späteren Gymnasialdirektor P. Amand Baumgarten hat der Dichter Franz Keim in seinem ,,Bilderbuch meines Lebens" ein wahres Loblied gesun gen: ,,Alles, was In mir schlummerte an Sehnsucht und Anlage für das schöne le bendige Wort, für Rede und Rhythmus, für Sinn und Fabel, für Ernst und Andacht, für Hohes und Tiefes, für Fröhlichkeit und Trau riges - sein richtiger Blick, sein liebevoller Eifer, sein strenger Ernst, sein edles Bei spiel hat es erweckt, hat es gepflegt, hat es entwickelt. ... An solch einen Lehrer denkt die Erinnerung mit unauslöschlicher Dank barkeit zurück." Entscheidende Anregungen erhielten die Schüler besonders häufig in den Naturwis senschaften und im Verständnis der Litera tur. Die Möglichkeit zum Musizieren und zur Mitwirkung an großen Aufführungen hat nicht selten bleibende Eindrücke hinterlas sen. Wer weiß, ob nicht die Komponisten Franz Xaver Süßmayr, Ludwig Thuille und Johann Nepomuk David - um nur die klang vollsten Namen zu nennen - gerade wäh rend ihrer Studienjahre in Kremsmünster die Berufung zu ihrem Künstlertum empfangen haben? Die Strenge, unter der man als Schüler oft geseufzt haben mag, wurde später meist als wertvolle Schule fürs Leben betrachtet. Starke und lebensfrohe Naturen dürften sich freilich in der harten Klosterschule eher wohl gefühlt haben als schüchterne und sensible, wie etwa der Dichter Eduard Samhaber eine war. Zu übertriebenem Ehrgeiz und zum Streben nach dem Höchsten scheint man in Krems münster im allgemeinen wenig angehalten zu haben; als Tugend predigte man Arbeit samkeit, Selbstüberwindung, Pflichterfül lung und Loyalität - lebte das gleiche Ideal
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