Blick auf den Wassergrabentrakt (Konviktsküctientrakt, östlich des Brückenturmes), in dem sich vor Erbauung des neuen Gymnasial gebäudes die Kremsmünsterer Kiosterschulen befanden. Seit 1804 Teil des Konvikts. Aufnahme: E. Widder Stuckdecke im Speisesaai des Konvikts aus der Zeit um 1740, unbekannter Meister, im Mitteifeld Darsteliung von Jesus als Kinder freund. Aufnahme: E. Widder ii Kremsmünster hat im Laufe der vielen Jahr hunderte überzeugend bewiesen, daß die Studlenanstalten - Sängerknabeninstitut, Lateinschule, philosophisch-theologische Hauslehranstalt, Ritterakademie, Gymna sium und Konvikt - Ihm besonders teure Kinder waren, und es Ist stündlich bereit, ei nen entsprechenden Beweis aufs neue zu erbringen. Inderlatwlrd erim Augenblick ja auch geliefert, wenn (freilich als letztes der Stiftsgebäude) jetzt der Bau des Gymna siums Innen und außen gründlich renoviert und modernisiert wird. Vor der Errichtung des heutigen Schul gebäudes Anfang der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts waren die Unterrlchtsräume des Gymnasiums zuerst Im Trakt ent lang dem Wassergraben, und zwar In sei nem östlichen Teil, später Im Verbindungs bau zwischen Stiftskirche und Wassergra bentrakt und schließlich Im Parterre des Gasttraktes (heute Kanzleiengang) unter gebracht gewesen. Als Abt Gregor Lechner im Jahr 1549 das Gymnasium errichtete, hat er damit keines wegs etwas vollkommen Neues Ins Leben gerufen, sondern einfach die bestehende uralte Lateinschule allgemein zugänglich gemacht - Ihr freilich auch neues Ansehen verschafft. Mit seinem Schritt folgte der Abt möglicherweise einem persönlichen Ver langen von König Ferdinand I., bestimmt aber dem Vorbild des Nachbarklosters Mondsee, das bereits 1517 ein Gymnasium eröffnet hatte, und einem deutlichen Be dürfnis der Zelt. Sowohl auf selten der Reli' • \ 'Wi. fv» . ivivT,' * I - \ , '' I (.) I'/// \V T formatoren (In Linz etwa der Landstände, die seit 1543 die Errichtung eines Gymna siums betrieben) als seitens der katholi schen Gegenreformatoren (denken wir nur an die überall entstehenden Jesuitengym nasien) hatte man den Wert höherer Schu len dieser Art erkannt. Das Kremsmünsterer Gymnasium scheint am Anfang Struktur und Organisation der Lateinschule fast unverändert beibehalten zu haben. Lehrer, Schulbücher, Methoden und Lehrziele blieben die gleichen. Die Zahl der Schüler freilich stieg rasch an: 1566 be trug sie bereits 60, zwei Jahre später um die 80. Waren Lehrer und Lehrbücher In den er sten Jahrzehnten nicht selten protestan tisch, so wurde von 1585 an der Einfluß der Jesuiten Immer stärker spürbar. Die Lehrer wurden fortan mit Vorliebe von der berühm ten Jesuitenuniversität In Ingolstadt beru fen; erst Im 17. Jahrhundert wurden sie nach und nach durch Ordensangehörige Patres ersetzt. Energische Förderer des Gymnasiums wa ren die großen Äbte der Gegenreformation, allen voran Abt Anton Wolfrath (1613 bis 1639). Wolfrath war es, der das Gymnasium nach dem Vorbild der Jesuitenschulen voll kommen neu organisierte und Ihm 1634 eine Studienordnung gab, die bis In die Zelt des Josephlnlsmus In Kraft blieb. Auf Anton Wolfrath, der selbst ausübender Musiker und vielseitig künstlerisch Interessiert war, ging die In der Folge für Kremsmünster be sonders bezeichnende eifrige Musikpflege am Gymnasium und Im Stift überhaupt zu rück. Eine andere Eigenart- die durch Jahr hunderte auffallend Intensive Beschäfti gung mit den Naturwissenschaften - muß als Erbgut noch aus dem 16. Jahrhundert betrachtet werden. Wie an den Jesuiten gymnasien legte man auch In Kremsmün ster großen Wert auf das Bühnenspiel. Die alljährliche ,,Flnalkomödle" am Ende des Schuljahres bildete den Höhepunkt des ganzen Unterrichtsjahres. Oft wurde sogar mehrmals Im Jahr Theater gespielt. Tüch tige ,,Patres Gomicl" - der bedeutendste unter Ihnen warder bekannte Barockdichter P. Simon Rettenpacher (1634 bis 1706) - stellten selbst die Stücke bei. Eine reich ausgestattete Bühne und ein geräumiges Theater bildeten wichtige technische Vor aussetzungen. Zur Zelt der Ritterakademie (1741 bis 1789) mag das Gymnasium aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit ein wenig zurückgetreten sein. Tiefgreifende Einschnitte brachte die Aufklärung, angefangen von der Einführung der empirischen Methode 1752 und öffentli cher Prüfungen 1768 bis hin zur Neuorgani sierung des Gymnasiums durch den Lehr plan von 1775. Bis In die Mitte des 19. Jahr hunderts blieb das Klassenlehrersystem In Übung, demzufolge ein und derselbe Pro fessor In einer Klasse sämtliche Gegen stände zu unterrichten hatte. Die Professo ren genossen zusätzlich zu Ihrer theologi schen Ausbildung nur ausnahmsweise eine besondere Fachausbildung. Für Ihre Wahl waren persönliche Eigenart und Neigung sowie der jeweilige Bedarf entscheidend.
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