Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 1, 1979

Aus der Ferne Gebet Meiner Frau Nun ist es Nacht. Ich habe Zeit zum Denken, Und die Gefühle finden sich zu mir. Sie wenden sacht Mich aus dem Tag und lenken StiU heim zu dir. Wie bist du mein In deiner ernsten Liebe. Und deine Treue ist mein Trost und Hort. Ich kehre ein! Dem innigsten der Triebe Verstummt das Wort. Ach, ich bin in mir gefangen Wie ein armes Tier. Des Bewußtseins feste Stangen Halten mich in mir. Könnte ich doch aus mir steigen Als ein wesenloser Duft, Grenzenlos mich auszubreiten In die StUle, da nichts ruft: Nur ein Tropfen tief im Meere, Nur ein Hauch im Sternenwind, Dort, wo Gott und Welt und Leere Unerschaffen, einig sind. Einbrechende Nacht Beschwörung Lauter Tag verschließt den Mund; Hast versinkt im dunkeln Grund. Aus den Wäldern quillt die Nacht. Vieh und Menschen sind bedacht, Heimkzukehren von dem Feld. Schlaf umfängt die kleine Welt. Abendwind vergißt zu wehn; Weich im Tal die Nebel stehn. Mond tritt aus dem Wolkenhaus; Gott streut Stemenschätze aus. Durch die Stille schwingt die Zeit Aufwärts sich zur Ewigkeit. Lieb das Lebendige, das noch nicht lebt! Und sei bereit, dafür zu streiten. Dein Blick, der sich zur Zukunft hebt. Verwandelt alles Leiden. Glaub an das Strahlende, das noch nicht ist! Und sei bereit, dafür zu flammen: Ein Reiner, der die Welt vergißt. Fügt eine Welt zusammen! Das Wortwunder Dimkle, sinnentrückte Worte Wehn im Abendwind, Schwanken trunken, so wie Vögel, Die ermüdet sind. Fallen ein auf meine Lippen Wie zu später Rast; Regen sich in meinem Munde Frei als hoher Gast. Füllen mich mit Glut und Schwermut Wie mit süßem Wein. Sanfter Rausch hüUt meine Seele • Tief besinnlich ein.

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