Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 1, 1979

der Bildschnitzer". Die Freunde der These einer „Plastik der Donauschuie" werden dankbar die Einbeziehung des Meisters iP zur Kenntnis neh men. Herbert Schindler: Der Schnitzaltar. Meister werke und Meister in Süddeutschland, Oster reich und Südtirol. - Regensburg: Verlag Fried rich Pustet 1978, 456 Seiten, 8 Färb- und 64 Schwarzweißtafein, zahlreiche Textabbil dungen, Leinen, Ladenpreis DM 56.-, S 456.-. Neuerscheinungen zur historischen Landes kunde Oberösterreichs Gerhard Putschögi: Die landständische Behör denorganisation in Osterreich ob der Enns vom Anfang des 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhun derts. Ein Beitrag zur österreichischen Rechts geschichte. - Linz: 00. Landesarchiv 1978, 393 Seiten, Leinen, Ladenpreis S 320.-. Der soeben erschienene Band 14 der Reihe „Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs" ist als eine der wesentlichsten Publikationen zur heimischen Landesgeschichte zu bewerten. Das Oberösterreichische Landesarchiv als Heraus geber erweist mit dieser Veröffentlichung erneut seine zentrale Stellung und Funktion in der loka len Geschichtsforschung. Der Autor, aktiver oberösterreichischer Landesbeamter, verbindet in seiner Person die exakte Systematik des Juri sten mit dem Geschichtsverständnis des Histori kers. Überdies besitzt er die Gabe einer gut les baren und klaren sprachlichen Darstellung. Seine . fachliche Akribie erweist der wissenschaftliche Apparat seines Buches mit genauem Queiienund Literaturverzeichnis sowie ausführlichen Anmerkungen, die jedoch die Lesbarkeit nicht stören und sehr dem Informationsbedürfnis des Fachmannesdienen. Die Materie ist an sich trocken, für die Landesge schichte, die in erster Linie vom eigenen Rechts ieben, der lokalen Wirtschaft und eingenständigen Kuiturgeprägtwird,]edochwichtig. Die politi schen Ereignisse werden meist von außen her angetragen oder sind in einen größeren histori schen Rahmen einzuordnen. Landesbewußtsein erwächst aus dem lokalen Leben. Darin spielen Verwaltung und die Stellung der Behörden eine zentrale Rolle. Aus dem Mittelalter herauf blieb in den österreichischen Ländern das Ständewesen lebendig. Ab der Wende zur Neuzeit entwickelte sich immer deutlicher in der Verwaltung der Län der ein Dualismus zwischen Landesfürst und Ständen. Hier sind die Wurzein des modernen österreichischen Föderalismus zu suchen. Der Autor zeigt nun bis ins Detail und anschaulich auf, wie im Lande ob der Enns die landeseigene - ständische Verwaltung in den ständischen Gre mien, den sogenannten Kollegien, und der von ihnen aufgebauten Amtsorganisation funktionier te. Der Zeitraum der Darstellung reicht vom Be ginn des 16. Jahrhunderts, als das Reformwerk Kaiser Maximilians i. auch die Stände aktivierte, bis zu den Reformen Maria Theresias, die den modernen Staat einleiteten, in seinem Vorwort deutet der Autor weitere For schungsarbeiten an. Es wäre zu wünschen, daß er seine wissenschaftlichen Ziele bald erreichen könnte. Für die Landesgeschichte ist von ihm noch einiges zu erwarten. Harry Siapnicka: Oberösterreich - als es,, Ober donau" hieß (1938-1945). - Linz: Oberösterrei chischer Landesveriag 1978, 548 Seiten, davon 32 Schwarzweiß-Biidseiten, Leinen, Ladenpreis S 376.-. Auch dieses Buch gehört zum Arbeitsbereich des Oberösterreichischen Landesarchivs, es ist Band 5 der von diesem Institut herausgegebenen ,,Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs". Die veriegerische Betreuung hat in dankenswer ter Aktivität der Oberösterreichische Landesver iag übernommen. Autor, Herausgeber und Verle ger stehen mit dieser Leistung an der Spitze österreichischer Zeitgeschichtsforschung. Mit diesem Werk besitzt nun Oberösterreich eine lückenlose Darstellung derzeit ab 1918, die un sere Gegewart darstellt, schmerzlich miterlebt. Eine leidenschaftslose und auch restlos objektive Behandlung zeitgeschichtlicher Ereignisse ist menschlich unmöglich. Unvollständig - bei aller Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit der For schung - ist auch vorläufig noch die Oueileniage. Künftige Generationen werden unsere Zeit ver mutlich mit anderen Augen sehen. Soweit Objek tivität jedoch heute bereits möglich ist, übt sie Harry Siapnicka in vorbiidiicher Weise. Gerade die Darstellung der NS-Zeit mit Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich, Vernichtung der staatlichen Selbständigkeit, ja Umbenennung ältester, historisch gewachsener Namen, Neu gliederungen ohne Rücksichtnahme auf österrei chische Tradition und schließlich mit dem Inferno des Zweiten Weitkrieges, der unsere Heimat nach langer Friedenszeit selbst in einen Kriegs schauplatz verwandelte - mit Bombennächten und Endkampf der Amerikaner mit Einheiten der deutschen Wehrmacht -, ruft für uns alle so viele bittere Erinnerungen wach, daß Emotionen kaum vermeidbar erscheinen. Harry Siapnicka ist in diesem zeitgeschichtlichen Buch vor allem historischer Berichterstatter. Er hat, soweit dies gegenwärtig schon möglich ist, ein sehr genaues Quellenstudium betrieben und schildert den Abiauf der Ereignisse von der Nacht des 12. auf den 13. März 1938, als Eigruber als Gauleiter der illegalen NSDAP in Linz die Funk tion des Landeshauptmannes übernahm, bis zu jenem 9. Mai 1945, als der Waffenstillstand die Kampfhandlungen des Zweiten Weitkrieges be endete, Oberösterreich damals bereits zum Großteil von amerikanischen Truppen besetzt war, Teile jedoch (ostwärts der Enns und ostwärts von Freistadt) unter die russische Besatzung fie len, in allen Details des politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Lebens dieser Zeit. Er übt dabei sachliche Distanz und beschränkt sich auf die Fakten. Eine umfangreiche Zeittafel, ein bio graphischer Anhang der handelnden Personen und ein exakt gearbeitetes Literaturverzeichnis erleichtern die Benützbarkeit dieses Buches, vor allem im Unterricht. Aufschlußreich ist auch die mühsam zusammengestellte Biidausstattung. Josef Stephan Prügl: Schlägt Im Josephlnlsmus 1763-1816. Das Stift Schlägt und seine Pfarreien unter den Äbten Siard II. Dengier (1763-1797) und Wilhelm Ii. Waidbauer (1798-1816). Ein Bei trag zur Geschichte des Josephinismus im Lande ob der Enns. - Linz: Oberösterreichischer Landesveriag 1978, 304 Seiten, davon 16 Schwarzweiß-Bildtafeln und 2 Farbtafein, Leinen, Ladenpreis S 210.-. Das Prämonstratenserkloster Schiägi, einst ,,iandsässiges Stift" mit seinem Abt als Mitglied des Präiatenstandes, heute kulturelles Zentrum und wichtiger wirtschaftlicher Faktor des oberen Mühivierteis, entwickelt sich immer mehr zu einer Pfiegestätte der historischen Landeskunde Oberösterreichs. Mit seinen ,,Schiägier Schrif ten" - vorliegende Veröffentlichung ist bereits Band 5 - leistet es wertvolle Beiträge zur ober österreichischen Landesgeschichte. Bescheiden trägt diese Schriftenreihe den Untertitel,,Studien und Forschungen zur Geschichte und Kultur des Stifts Schiägi und seiner Pfarreien", im Inhalt rei chen jedoch diese Bücher über den lokalen Rah men hinaus. Dies erweist die vorliegende Publi kation deutlich. Wort und Begriff ,,Josephinismus" sind in der österreichischen Geschichtsschreibung zu ei nem Schlagwort geworden. Eine Mehrschichtig keit wird in der Interpretation nie zu vermeiden sein. Gemeint ist die Endphase der Regierungs zeit von Kaiserin Maria Theresia, vor allem jedoch die Regierung Kaiser Josephs Ii., die einen ganz bestimmten Zeitgeist entwickelte, der weltan schaulich in der Aufklärung fußte, im religiösen Bereich konkret ein Staatskirchentum anstrebte und bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts fortwirkte. Die Klöster mußten damals vielfache Veränderungen, ja Bedrohungen über sich erge hen lassen. Der Autor untersucht sehr genau die Geschicke seines Ordenshauses in diesen kriti schen Jahrzehnten. Mit seiner Forschungsarbeit eröffnet er aber auch Ausblicke in die allgemeine Landesgeschichte. Lokaigeschichtiich beson ders wertvoll sind die Porträts, die er von den bei den Schiägier Äbten dieses Zeitraumes entwirft, und die eingehende historische Behandlung der Schiägier Stiftspfarren, wie auch der Schiägier Wirtschaftsbetriebe. Mit den Kapiteln ,,Stift und Reiigionsfonds" sowie ,,Auswirkungen der Fran zosenzeit" greift seine Darstellung vollends in die allgemeine Landesgeschichte über. Helene Grünn und die Volkskunde So betitelt Dr. Leopold Schmidt, der gegenwärtig wohl bedeutendste Repräsentant der österreichi schen Volkskunde, sein Nachwort zur jüngsten Buchveröffentiichung der Autorin ,,Wäsche wa schen". Dargestellt wird ein Kapitel,, Volkskunde aus dem Lebensraum der Donau" - gemeint sind die Landschaften Ober- und Niederösterreich, einschließlich Wien -, das sich mit der Wäsche und ihrer Reinigung bis zum Aufkommen der Schnell- oder Münzwäschereien beschäftigt. Die kurze Würdigung, die der Universitätslehrer seiner Schülerin widmet, erweist ein imponieren des Lebenswerk. Es erscheint nicht nur bedeu tungsvoll in seinem Umfang, sondern mehr noch in seinen Zielsetzungen. Helene Grünn kann als revolutionäre Voikskundierin bezeichnet werden. Sie verließ die gut eingefahrenen Straßen und suchte neue Wege. Sie erkannte, daß nicht nur die bäuerliche Weit voikskundiich interessant ist, sondern gleiches Interesse den ,,armen Leuten" gebührt, die als Arbeiter und Handwerker, oder in

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