Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 1, 1979

Oberösterreich aktuell Vom Saumpfad zur Autobahn Das regionale und überregionale Straßennetz des Innviertels Landesrat Hans WInetzhammer In seinem Buch „Die Straßen der Römer" (Wels 1951) schrieb Herbert Jandaurek: „Der Weg und die höhere Form desselben, die Straße, als Träger des Verkehrs der Menschen untereinander, bildet die Vorbe dingung jeder Kultur und Zivilisation, ja des menschlichen Lebens überhaupt. Gebahnte Wege stehen am Beginn der Menschheits geschichte, Wege, die vorerst wohl nur der Nahrungssuche, der Versorgung mit Was ser und dem Aufsuchen der Schlafsteile dienten. Einfache Steige und Saumpfade genügten dem Austausch von Gütern und ermöglichten den Menschen, in einer Ge meinschaft gleichartige Ziele In Form eines staatlichen Gefüges zu verfolgen. Wir finden daher selbst bei den primitivsten Völkern Immer wieder begangene Wegrou ten, die sich aus prähistorischen Funden auch für unsere Heimat erweisen lassen. Es sind dies die sogenannten ,Urpfade', die, ohne künstliche Bauten, den sichersten und günstigsten Geländellnlen folgend, be stimmte, oft weit auseinander liegende Ziele verbinden. Beobachtungen aus dem Reiche der Tier welt lehren uns, daß auch diese nicht plan los Im Gelände herumwandern, sondern nach bestimmten Pfaden, den Wlldpfaden, Ihren Lebensbedürfnissen nachgehen. Die Straßen der Amelsen sind ebenso bekannt wie die Fluglinien der Wandervögel und die Zugstriche der Fische zu den Laichplätzen. Den Wlldpfaden ähnlich waren die Wege der ersten Menschen, die sich baid von diesen durch das Entfernen von hemmenden Hin dernissen und die Anlage von primitivsten Brücken unterschieden haben mögen. Die Entwicklung des Gangsteiges zu dem mit Saum pferden begangenen Pfad und der be fahrbaren Straße war an die Zähmung von Tieren und an die Erfindung des Rades bzw. des Wagens oder Karrens gebunden. Keine Kunde, außer der Sage, Ist uns von diesen Großtaten menschlichen Geistes er halten. Diese mögen gleichzeitig und unab hängig voneinander an mehreren Stellen er folgt sein, als die Zeit für sie reif war. In unserer engeren Heimat wie in den be nachbarten Räumen ist der Nachweis zu er bringen, daß bereits vor den Römerstraßen künstliche Straßenbauten vorhanden wa ren. Sie hatten die Form des noch jetzt in waldreichen Gegenden vorkommenden Prügelweges. Die Festigung der Fahrbahn erfolgte durch Mann an Mann verlegte Holz prügel. Das von den Illyrern und Kelten In unserer Heimat benützte Straßennetz Ist uns nicht mehr bekannt, doch konnten Reste einer IIlyrlsch-venetlschen Gelelsestraße am Födrauner-Sattel (Kärnten) festgestellt wer den und mögen die späteren Römerstraßen In großen Zügen bereits bestehenden Kel tenwegen gefolgt sein. Die ersten Großleistungen an Straßenbau ten hat In unserer Heimat allerdings erst die römische Straßenbaukunst vollzogen und die Straßen meist auf Berglehnen, schüt zende Flüsse als Flankendeckung benüt zend, errichtet. Diese Römerstraßen leben zum Teil In unseren heutigen verkehrswich tigen Straßen welter, die oft noch die alte Anlage decken, oft dem Verkehr günstige ren Linien folgen. Es mag wohl kaum eine alte Bundesstraße geben, die In Ihren Grundzügen nicht Römerstraße war, wenn auch der Verlauf der heutigen Straßen an deren Erwägungen seine Anlage verdankt." Soweit Jandaurek. Wie die Skizze aus sei nem Buch zeigt, durchzogen auch das ehe mals bayrische Innviertel solche Römer straßen, wobei vor allem die Straße von Boiodurum (Innstadt Passau) über Stanacum bei Raab (von dem Forscher inzwi schen überzeugt sind, daß es nicht bei Raab, sondern bei Rannariedl gelegen habe) nach Ovilava (Wels) von größter Be deutung gewesen sein dürfte. Daneben waren es sogenannte Provinzialstraßen, die Städte, Kastelle und Poststa tionen miteinander verbanden. So liegt etwa auch der Markt Altheim am Schnittpunkt zweier wichtiger Verbindungswege, die auch in späterer Zeit wichtige Straßen zwi schen den westlichen und geistlichen Zen tren im süddeutschen Raum darstellten und heute als Bundesstraßen mit Vorrang einge reiht sind: der Obernberger Bundesstraße und der Innviertier Ersatzstraße (B 309). Die Obernberger Bundesstraße (B 142) stellte ehemals eine Abkürzung der von Straßwalchen durch das Mattigtal nach Braunau führenden Römerstraße zu der Innuferstraße nach Passau her. Die Braun auer Bundesstraße, früher auch Haager Poststraße genannt (diesen Namen erhielt sie jedoch erst Im 18. Jahrhundert, als die Straße Braunau - Altheim - Ried - Linz aus gebaut wurde; bis dahin führte die Post straße über das Mattigtai nach Linz), war eine der großen Einfallstraßen von Süd deutschland nach Österreich, wobei die Orte entlang dieser Straße Infolge der zahl reichen kriegerischen Verwicklungen zwi schen Bayern und Österreich oft schwer heimgesucht wurden. Nachdem auf dem Gebiet des Straßenbaus seit dem Abzug der Römer aus Ufernorikum bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges kaum Nennenswertes geschehen ist, wur den erst unter dem bayrischen Kurfürsten Max Josef im damaligen bayrischen Innvier tel um 1770 (also kurze Zeit bevor das Inn viertel zu Österreich kam) wieder neue Straßen angelegt, die nun ,,erhobene Landund Poststraßen" hießen und zumeist eine gerade Richtung verfolgten, wegen der häu figen Schneeverwehungen die Hohlwege und wegen der vielen Gatter an den um zäunten Viehweiden die Durchfahrt durch die Dörfer aber möglichst mieden. Ais nach dem letzten Weltkrieg die ärgsten Kriegswehen überwunden waren und das Verkehrsaufkommen ständig zunahm, konnten die wichtigsten Verbindungsstra ßen welter ausgebaut werden. Den moder nen Verkehrsanforderungen nicht mehr ent sprechen konnte die alte schlechte Straße über Haag und Lambach als Verbindung zwischen dem Innviertel und der Landes hauptstadt. Es mußte daher eine neue Straße von Wels über Grieskirchen nach Ried gebaut werden, die heute allgemein als ,,Fernstraße" bekannt Ist. Inzwischen Ist In den letzten Jahrzehnten über öberösterrelch eine Welle der Motori sierung hereingebrochen, die selbst das ausgedehnte bestehende Netz der Bun des-, Landes- und Bezirksstraßen nicht mehr Im gewünschten Maße zu bewältigen vermag, so daß eine Lösung der aufgetrete nen Verkehrsprobleme erst mit dem Bau der Innkreisautobahn bzw. dem Ausbau des Schnellstraßennetzes zu erwarten ist. Dann allerdings wird das Innviertel über ein gut ausgebautes überregionales Verkehrsnetz verfügen. 1207 km Landes- und Bezirksstraßen sind staubfrei Von großer Bedeutung für die regionale Verkehrserschließung sind die Landes- und

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