Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 1, 1979

entzieht sich die Darsteiiung doch weitge hend der Fixierung auf eine bestimmte Deu tung. Man mag darin den Lebensbaum se hen, der sich antithetisch zur Sonne als Le benssymbol und zum Nichts, zur Auflösung, verzweigt; man könnte aber auch eine figural komponierte Gestait erkennen, die zwi schen einer Ungewissen Zukunft In der ei nen und einem abgeschiossenen, wohlge ordneten Dasein in der anderen Hand wählt. Hier hat Stockenhuber ein Relief geschaf fen, das den Beschauer sowohl durch die rein formaie Gestaltung als auch durch seine hintergründige Aussage in seinen Bann zieht. Im Zeller Brunnen tummeln sich drei Bron zenixen, die dem Betrachter in scheinbar naiver Unschuld Fische, wohi soiche aus der nahen Pram, darbieten. Freilich wird der vom Angebot Betroffene den Eindruck nicht los, daß sie es damit nicht ganz ernst meinen und jeden Augenblick in einer anderen Wasserkaskade mitsamt ihrer Lockspeise untertauchen könnten. Nicht Ernst und welhevoile Würde ist hier die Devise, sondern Spiel, Trugbild, Arabeske. Das Innvierteldenkmal Rieds schließlich zeigt zwei sich gegeneinander aufbäumen de, voliplastisch ausgearbeitete Pferde auf einem Sockel in U-Form; die beiden durch den Wasserschwall eines Brunnens ge trennten Sockelpfeiler erhalten je durch das bayerische und oberösterreichische Lan deswappen paradigmatische Funktion, das dazwischen fließende Wasser mag den Inn symbolisieren. Aber auch diese Komposi tion bleibt ambivalent. Wohl drängt sich die Interpretation auf, es handle sich bei den Rössern um Symbole des pferdereichen Innviertels und des bayerischen Stammlan des, die über die Grenze des Inn hinweg einander eher zärtlich begegnen und um fassen; auch ein Hinweis auf die berühmten Pferdemärkte speziell Rieds sei gestattet; doch bleibt ein Rest des Zweifels, ob diese Plastik nicht doch auch ein aggressives Element beherbergt, sei es als Assoziation zu bekannten Wesenszügen des Innviertlers, sei es als Reminiszenz an die Tatsa che, daß vor zweihundert Jahren eben nicht alles Wonne und Waschtrog war, vielmehr ja die endgültige Verbindung des Innviertels mit Österreich erst wesentlich später (im Jahre 1816) bekräftigt wurde. Und so gilt auch für die neueren Innviertier Plastiken jene Feststellung Stockenhubers, die sein künstierisches Credo klar umreißt; ,,Für mich liegt der Wert einer Plastik stets im formalen Gleichgewicht, der Ausgewo genheit der Formen, im Spiel der Variatio nen, des Ausdrucks und in der Freiheit der Träume."

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