Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 1, 1979

Stadtbrunnen für Steyr, 1978, Alu-Guß Das sogenannte ..innvierteidenkmai", ein Bronzeguß, der zum 200-Jahr-Jublläum des Innviertels als Gedenkbrunnen in Ried Im Innkreis aufgestellt wird Sinnbild für sein Streben, aus der dunklen Reflexion unsäglichen Schmerzes, die für die Schaffung von Kriegerdenkmälern gera dezu eine schöpferische Voraussetzung bildete, auszubrechen und seinem von Na tur aus eher freundiichen Natureii Ausdruck zu verleihen. In demselben Maße schließ lich, in dem ihm von seinen Auftraggebern gegen seine eigenen künstlerischen Inten tionen gerichtete Kompromisse abgenötigt wurden, wuchs in dem allen Widrigkeiten zum Trotz weiterhin freischaffenden Bild hauer der Wille zu uneingeschränkter Ver wirklichung seiner gestalterischen Kräfte. Inspiriert von der Nähe der größten eisen verarbeitenden Industrie Österreichs, der VOEST, wandte sich Stockenhuber alsbald der Metallplastik, und hier vor allem der frei stehenden Eisenplastik, zu, die ihn - unbewußt - in die Nachbarschaft von Metallplastikern wie Alberto Giacometti und Germaine Richier führten, ohne daß er sich freilich untreu wurde. Vielmehr zählen ge rade spröde Elsenfiguren wie ,,Das Paar", ,,Uriei", ,,2 Wächter", ,,Don Quixote", ,,Savonarola", ,,Sebastian", ,,Kriechender", ,,Kruzifix", ,,ldol" sicher zum Eindrucksvoiisten und künstlerisch Beständigsten, das Stockenhuber geschaffen hat. Ihr Ausdruck wird bestimmt von äußerster Expression und Abstraktion im Sinne einer optimalen Nutzung der Materiaistruktur. Natürlich können auch hier angesichts blockhaft geschichteter Formen Brücken zum Erlebnis der Wiener Jahre, zur Nähe eines Fritz Wotruba etwa, geschlagen wer den; doch geht der Neo-Linzer, von Beginn an Mitglied des Oö. Kunstvereins, später auch der Innviertier und Mühlviertler Künstlergiiden sowie der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, unver kennbar und unbeirrbar seinen eigenstän digen Weg. Er erprobt sich und seine Gestaltungskraft immer wieder an neuen Materialien, neuen Sujets, neuen Aufgaben. Zur traditioneilen Formung von Stein, Holz und Eisen kommen großflächige Kupfertreibarbeiten, Bronze-, Eisen- und Alugüsse, Keramiken, email lierte Metalireliefs; sein Repertoire umfaßt bald so gut wie alle Einsatzmöglichkeiten moderner Plastik: im sakralen Bereich Altä re, Fiurkreuze, Kreuzwege, Totenieuchten, Grabmäler, Brückenfiguren und Krieger denkmäler; im profanen Bereich Brunnen, Wandgestaltungen, Hauszeichen, SgraffitI, Wappen, Medaillen, Schmuck, Kaminhau benreliefs, monumentale Alu-, Holz- und Bronzereliefe, Holzsäulen; dazu kommt na türlich des Bildhauers ureigenste Domäne der Eisen-, Holz- und Steinplastiken und der Porträts. öbzwar Stockenhuber beispielsweise in seinen großflächigen, mitunter einer ab strakten örnamentik- die Im übrigen zu der eines Zoltan Kemeny Assoziationen wecktverpflichteten Aiureiiefs besondere Aus drucksdichte erreicht, bleibt doch die Dar stellung des Menschen sein zentrales künstlerisches Anliegen. Dabei bindet er zumeist Aussage und angestrebte Wirkung an das gewählte Material. Scheinen seine Eisenfiguren schroffe, kompromißlose Re flexionen einer den Menschen auf eine bloße Konstruktion von abstrakten Formen reduzierenden Philosophie zu sein, so be gegnet in seinen Holzplastiken und vielen seiner Treibarbeiten ein ganz anderes Men schenbild: das des harmonischen, mit sich im Einklang stehenden Wesens, dessen na türliche Sinnlichkeit als elementarer Bau stein der Persönlichkeit zum Ausdruck kommt. Speziell in der Holzplastik läßterder Phantasie, dem Spiel mit der Form, freien Lauf, ohne jedoch die klare formale Gliede rung der Gesamtkomposition aus dem Auge zu verlieren. Stockenhuber greift bestimmte Elemente aus klassischen Stiirichtungen auf, transformiert und variiert sie, verbindet sie durch den eigenen Gestaitungswiilen zu einem originären Ergebnis, dem man wohl als letztes eklektizistische Prinzipien nach sagen könnte. In diesen Arbeiten Stockenhubers wird die Wirkung expressiver For men der Romanik und der Gotik auf den Künstler deutlich. Auch die Begegnung mit den großartigen Skulpturen der alten Hoch kulturen in Ägypten, Persien, Indien, Ceylon und Peru, wohin den Künstler in den Jahren 1971 bis 1975 mehrere Reisen führten, hat im Werk Stockenhubers sicher ihre Spuren hinterlassen. Natürlich wird in seinen Piasti ken auch und vor allem die Spiegelung ei genen Empfindens, eigener Wesensart er kennbar; die Bandbreite des Ausdrucks

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