Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 1, 1979

I I ^1 IpM^^ Zu den besonderen Kundstdenkmalen aus der Barockzeit zählt die Sakristei der Stiftskir che in Reichersherg mit der figuralen Stuck decke aus 1737 von Josef Ignaz Holzinger. Im Bild Stuckdetail mit Symholfigur der Justitia. Foto: Bundesdenkmalamt Wien, Kirchhof man vierzehn Tage darinnen herumreisen konnte und jeden Mittag und jeden Abend auf einer anderen Prälatur zukehren. „Das bayerische Volk ist kirchlich, schlecht und recht, geht und läuft gerne wallfahrten, hat auch viele kirchliche Aufzüge; legt sich mehr auf den Ackerbau und die Viehzucht als auf den Krieg, dem es nit sehr nachläuft. . konnte der große Geschichtsschreiber Aventin noch mitten im Reformationsjahr hundert sagen. Gegenreformation und Barock Wenn man auf eine Konfessionskarte der deutschsprachigen Länder schaut, sieht man, wie die Sturmflut der Reformation alles mit sich fortgerissen hat, von Ostpreußen bis zur Schweiz, von Schleswig bis nach In nerösterreich. Nur das kleine Herzogtum Bayern bleibt stehen - eine Art Vormauer der katholischen Welt wie die spanischen Niederlande oder das Königreich Polen. Es mag sein, daß hier zunächst das stammes mäßige Beharren mitspricht und die alte Bindung an den lateinischen Süden, ent scheidend aber sind die Herzöge, die alt bayerischen Wittelsbacher. Sie stehen be dingungslos zum alten Glauben, leben sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt tiefer hinein in die vom Konzil zu Trient ausgehende kathoDle Stiftskirche von Reichersherg wirkt festlich und heiter. Die Farhigkeit der Deckenfresken und die Bewegtheit der Seitenaltäre in Stuck marmor erwecken im Besucher das Gefühl lebensbejahender, barocker Frömmigkeit. Foto: Bundesdenkmalamt Wien, Kirchhof lische Erneuerung. Sie holen die neuen Or den der sogenannten ,,Gegenreformation" ins Land, Jesuiten und Kapuziner vor allem, übernehmen die Führung der katholischen Partei im Reich. Gipfel dieser Entwicklung ist die lange Regierung des Herzogs und nachmaligen Kurfürsten Maximilian I. (1597-1651), der im Dreißigjährigen Krieg sein Bayern wie selbstverständlich neben die europäischen Mächte stellt. Maximilian hat dem ganzen bayerischen Raum seinen konfessionellen Absolutismus aufgeprägt und seine marianische Frömmigkeit - ein großer Reaktionär, der der Flut der Zeit den Damm entgegenbauen wollte, zwischen ei-

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