daß nun auch die Bibliothek für Frauen nicht mehr zugänglich war. 1901 wurde die untere Prälatur gegenüber der Küche, die schon ganz verfallen war, in standgesetzt und mit den Wappen der Prä laten von Reichersberg geschmückt. Ein weniger glückliches Unternehmen war die Verlegung der Sakristei in einen Raum an der Südseite der Kirche. Dadurch wurde die alte Sakristei mit der prachtvollen Stuck decke von Franz Joseph Flolzinger funk tionslos und überdies ihrer Einrichtung be raubt. Der nächste Propst Roman Wöger bauer machte daher diese Verlegung rück gängig. Die geplante Kirchenrestaurierung kam erst einige Jahre später zustande, weil alle ver fügbaren Mittel dem Wiederaufbau des Mei erhofes dienen mußten. Das war wohl das größte Unternehmen des Propstes Konrad Meindl. Am 16. Dezember 1901 legte ein gewaltiger Brand den Stiftsmeierhof in Schutt und Asche. Alle Fleu- und Strohvor räte, das ungedroschene Getreide sowie die große Wagenremise fielen den Flammen zum Opfer. Nur das Vieh konnte gerettet werden. Da alle Dächer mit Holzschindeln gedeckt waren, fand das Feuer reichlich Nahrung. Infolge des äußerst milden Winters konnte schon im Jänner 1902 mit dem Wiederauf bau begonnen werden. Die Bauleitung übernahm Dombaumeister Matthäus Schlager. Am Fest des Kirchenpatrons, des hl. Erzengels Michael, 29. September 1902, wurde der neue Meierhof eingeweiht. Die Kosten des Baues beliefen sich auf 125.000 Kronen, denen eine Versicherungssumme von 76.000 Kronen gegenüberstand. Hier schon erwies sich Meindl als geschick ter Ökonom. Er verwaltete als Prälat das Rentamt selbst, was zwar ungewöhnlich war, aber bestimmt von keinem anderen Stiftsherrn hätte besser gemacht werden können. Er verstand es, mit den gegebenen bescheidenen Mitteln haushälterisch um zugehen, zu bauen, zu restaurieren und trotzdem alle Jahre etwas zu ersparen. Eine große finanzielle Belastung bildeten seit langem die elf inkorporierten sowie die elf Patronatspfarren des Stiftes. Hier konnte er immerhin die Kongruaergänzung für die Seelsorger erwirken. So führte Prälat Meindl wie ein guter und ge treuer Hausvater 15 Jahre lang den Hirten stab. Sein Leben lang erfreute er sich einer kräftigen Gesundheit und rühmte sich öfter, nie eine Medizin oder einen Arzt gebraucht zu haben. So kam sein Ende für alle uner wartet rasch. Am 4. Juli 1915 schrieb er ei nem Mitbruder:,, Ich war immer gesund. Seit drei Wochen aber bin ich stark magenlei dend, geschwächt und zum Schreiben nicht aufgelegt. Morgen fahre ich nach Wels zum Arzt." Es war sein letzter Brief. Nach neun tägigem Krankenlager verschied er im dorti gen Krankenhaus am 14. Juli 1915. Werfen wir nun noch einen genaueren Blick auf das schriftstellerische Schaffen Konrad Meindls. Wie schon erwähnt, standen ihm für seine meist lokalhistorischen Forschun gen vor allem die Quellen des Stiftsarchivs Reichersberg zur Verfügung. Bereits nach vierjähriger Tätigkeit als Bibliothekar und Archivar machte er mit der Geschichte der Reichersberger Pfarre Ort im Innkreis einen vielversprechenden Anfang seiner heimat kundlichen Tätigkeit. Er widmete diese Ar beit dem Andenken an seinen Mitbruder Fi delis Gunzinger, durch 28 Jahre Pfarrer in Ort, ,,als Zeichen fortdauernder Vereh rung". Schon im nächsten Jahr (1873) er schien die Schrift: ,,Die Schicksale des Stif tes Reichersberg vom Antritte der Regie rung des Propstes Ambros Kreuzmayr bis zum Tode des Propstes Petrus Schmid. 1770-1822". Diese Arbeit war nicht für die breite Öffentlichkeit gedacht, sie sollte viel mehreine Festgabe zum goldenen Priester jubiläum des Propstes Bartholomäus Pflanzl sein. Bereits im Jahre 1875 erschienen die beiden Bände der,,Geschichte der ehemals hochfürstlich-passauischen freien Reichsherr schaft, des Marktes und der Pfarre öbernberg am Inn". Charakteristisch für dieses Werk ist eine ganz außergewöhnliche Be nützung der gedruckten und ungedruckten Quellen, vor allem des Stiftsarchives Reichersberg, des Markt- und Pflegegerichtsarchives Obernberg, sowie der Akten der ehemaligen passauischen Herrschaft Obernberg im Reichsarchiv München. Die Marktgemeinde öbernberg ernannte Meindl dafür zum Ehrenbürger. Während der eifrige Stiftsdechant noch mit verschiedenen kleineren Arbeiten für seine Ordensgemeinschaft beschäftigt war, fiel ihm eine kleine Abhandlung über die Stadt Wels in die Hände. Sie erregte sein Inter esse so sehr, daß er begann, sich für die Geschichte dieser alten Römerstadt zu be geistern. Er arbeitete sich Schritt für Schritt zu den verschiedensten Quellen vor und konnte als Ergebnis seiner Forschungen im Jahre 1878 die zweibändige ,.Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich" vorlegen. 1879 waren es hundert Jahre, daß das Inn viertel zu Österreich gehörte. Der ober österreichische Landesausschuß hatte den Beschluß gefaßt, zur Erinnerung an dieses Ereignis eine Festfeier zu veranlassen. Da durch reifte in Meindl der Entschluß,,.durch eine bescheidene Denkschrift zur Festfeier sein Scherflein als Landeskind beizutra gen". Sie erschien unter dem Titel ..Die Ver einigung des Innviertels mit Österreich in folge des Friedensschlusses zu Teschen am 13. Mai 1779". Sooft Meindl im Kreuzgang des Stiftes an dem herrlichen Grabstein des 1517 verstor benen Wolfgang von Aham vorüberging, war dies für ihn eine leise Mahnung, einmal den Schicksalen des für das Innviertel und Bayern so bedeutenden Geschlechtes, das seinen Sitz auf Neuhaus, Wildenau und Ha genau hatte und sich in Reichersberg be graben ließ, nachzugehen. So arbeitete er gar manches Jahr an der Aufstellung der ,.Genealogie des altbayrischen Adelsge schlechtes der Ritter, Freiherren und Grafen von Aham auf Hagenau, Wildenau und Neu haus", die er 1881 abschloß. Als junger Chorherr hatte Meindl die Kata strophe miterlebt, von der die Stadt Braunau am 28. und 29. März 1874 heimgesucht wurde. 120 Objekte, darunter das Rathaus und 76 Bürgerhäuser, waren einerschreck lichen Feuersbrunst zum Opfer gefailen. Für den Geschichtsforscher bedeutete es einen unersetzlichen Verlust, daß die Urkunden und Archivalien dabei zugrunde gingen, Do kumente und Erinnerungszeichen der Zünfte unwiederbringlich verloren waren. ,,Es schien an der Zeit, daß das, was das Feuer verschonte, gesammelt und der Nachwelt erhalten werde." Dieser Gedanke war die Veranlassung zu seinem zweibän digen Werk ,.Geschichte der Stadt Braunau am Inn", das ihm die Ehrenbürgerschaft der Stadtgemeinde einbrachte. Zur 800-Jahr-Feier des Stiftes Reichers berg ergänzte Meindl die Stiftschronik bis zum Jubeljahr, stellte ein Rotelbuch des Stiftes zusammen und gab eine kleine Jubi läumsschrift heraus: ,,Kurze Geschichte des regulierten Chorherrenstiftes Reichers berg am Inn". Besonders wertvoll ist heute noch sein Verzeichnis aller Chorherren des Stiftes seit der Gründung. Bei einem Mann, der jahrzehntelang in der Geschichte der Heimat forschte, darf man es als selbstverständlich voraussetzen, daß er sich auch um seine eigene Abstammung kümmerte. Durch eifriges Nachforschen in den Matriken war er zu der Erkenntnis ge kommen, daß der legendäre Anführer der öberinnviertler Bauern im Jahre 1705, Jo hann Georg Meindl, zu seinen Ahnen zählte. Das Resultat seiner Nachforschungen legte er in einem Aufsatz: ,.Schützenobrist Jo hann Georg Meindl, der Student von Alt heim, und der bayrische Bauernaufstand im Rentamte Burghausen 1705/06" vor.
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