Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 1, 1979

„Ansicht des Canonicat Stiftes Reichersberg von Westen" aus den Relchersberger Stifts sammlungen. Diese historische Ansicht vermit telt eine Vorstellung von der Idylle des Klosters Im vorigen Jahrhundert »Wh»« r „..i'Ä '7 1 > tIl ilhi ((.'/NU>N(// i' ^fißi-i ■ /V'// //l.it/j hatte ich genug Gelegenheit, an den Rosen zu riechen, die einem künftigen Stiftsvor stand blühen. Ich vergönne daher einem je den, unter dessen Regiment sich voraus sichtlich glücklich und zufrieden leben läßt, eine Würde, die von ihrem Träger viele per sönliche Opfer fordert; über einen etwaigen Spleen bin ich somit hinaus. Das eine, was mich aber freut und mein Herz erhebt, ist das Vertrauen meiner Mitbrüder, das ich höher anschlage, als jede sonstige Auszeich nung." Meindl wurde neuerdings zum Stiftsdechant gewählt und übte dieses Amt bis zu seiner Wahl als Propst im Jahre 1900, also 27 Jahre lang, aus. Gelegenheit zum Kontakt mit dem Klerus und den Gemeinden des Innviertels bot seine Ernennung zum Konservator der k. k. Zentralkommission für Kunst und histori sche Denkmale im Jahre 1887. Er hatte alle drei Bezirke des Innviertels: Ried, Schär ding und Braunau zu betreuen. Was Meindl bis 1914 als Konservator geleistet hat, läßt sich hier nicht im einzelnen angeben. Man gels gesetzlicher Bestimmungen blieb sein Einschreiten in vielen Fällen vollkommen ergebnislos. So konnte er es etwa trotz aller Bemühungen nicht verhindern, daß der prachtvolle barocke Hochaltar der Stadt pfarrkirche Braunau, ein Hauptwerk der Brüder Martin und Michael Zürn aus Burg hausen (1642), einem neugotischen Altar weichen mußte. Wenn Meindl auch in der Öffentlichkeit we nig in Erscheinung trat, wurde er doch, vor allem durch seine literarische Tätigkeit, eine weithin bekannte Persönlichkeit. Es fehlte daher auch nicht an Anerkennungen. So wurde er zum Ehrenmitglied des Museums Francisco-Carolinum in Linz ernannt, der Bischof zeichnete ihn mit dem Titel eines Konsistorialrates aus, einige Gemeinden verliehen ihm das Ehrenbürgerrecht, Kaiser Franz Joseph schmückte ihn mit dem Ritter kreuz des Franz-Joseph-Ordens. Die höch ste Auszeichnung aber wurde dem langjäh rigen Stiftsdechanten von Reichersberg zu teil, als ihn seine Mitbrüder nach dem Tod des Propstes Bernhard Appel zum neuen Stiftsvorsteher wählten. Die Wahl fand am 29. Mai 1900 statt, schon am nächsten Tag wurde der neue Prälat von Bischof Franz Maria Doppelbauer benediziert. Unter der nun folgenden 15jährigen Regie rungszeit des Propstes Konrad Meindl er lebte das Stift eine überaus glückliche Ent wicklung. Meindl war ein Mann der alten Schule, strenger Ordnung und Pünktlich keit. Er, dessen Tagewerk bereits um 4 Uhr früh begann und immer ausgefüllt war, rich tete sein Hauptaugenmerk auf die Hebung des klösterlichen Geistes und der Ordens disziplin. Seit 1. August 1900 wurde im Stift wieder das vollständige Chorgebet verrich tet und das tägliche Kapitelamt bei Anwe senheit aller Chorherren gefeiert. Er drang auf die genaue Befolgung der Hausstatuten und förderte den Zusammenschluß der österreichischen Chorherrenstifte, die bis dahin unabhängig voneinander dem jeweili gen Diözesanbischof unterstanden, zu einer Kongregation. Für die verschiedenen Restaurierungsar beiten in Kirche und Kloster legte er sich ei nen Plan für zehn Jahre zurecht. Gleich in seinem ersten Regierungsjahr ließ er den ehemaligen Studiersaal als Oratorium für das Chorgebet einrichten und gab dafür ein neues Chorgestühl in Auftrag. Er dehnte die Klausur auf den unteren Kreuzgang aus, so

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