Landeskunde Konrad Meindl — ein Geschichtsforscher des Innviertels Gregor Schauber Das Jubiläumsjahr der 200jährlgen Zugehö rigkeit des innvierteis zu Österreich ist wohl geeignet, eines Mannes zu gedenken, der unbestreitbar zu seinen großen Söhnen zählt: Konrad Meindi. Das 1945 von Hofrat Dr. Franz Berger und Propst Gerhoch Weiß herausgegebene Le bensbild des bedeutenden Geschichtsfor schers unserer Heimat ist längst vergriffen. Diesem Büchlein sind die vorliegenden Aus führungen zum überwiegenden Teil ent nommen. Über seinen Lebensweg berichtet Konrad Meindl selbst: ,,lch bin geboren am 15. Sep tember 1844 und wurde am gleichen Tage, Mariä Namensfest, in der Pfarrkirche Raab getauft auf den Namen Karl Borromäus. Meine Eltern betrieben im Markte Raab im Innviertei, welcher unter Graf Arco'scher Herrschaft St. Martin stand, auf dem Hause Nr. 117 das Fleischhauergewerbe. Der Va ter, ein Wirtssohn von Reichersberg, war sehr fleißig und für sein Gewerbe recht ver ständig, handelte auf der Donau in den 1850er und 1860er Jahren viel Vieh nach Wien. Die Mutter Katharina, geb. Andorfer, war ungemein fromm, brachte ganze Stun den nachmittags in der Kirche im Gebete zu. Noch jung kam ich an die Normaischuie in Linz, dann in das Diözesan-Knabenseminar auf dem Freinberg, aber schon in der 1. Klasse herunter in das k. k. Gymnasium in Linz, im Juli 1863 vollendete ich daselbst meine Studien mit der Maturitätsprüfung. Am 28. August 1863 wurde ich im Stifte Reichersberg von dem hochwürdigen Herrn Propste Bartholomäus Pfianzl als Novize eingekleidet und erhielt dabei den Namen Konrad zur Erinnerung an den großen Wohl täter des Stiftes, Erzbischof Konrad i. von Salzburg." Der Entschluß des Maturanten, in das alte Innviertier Stift einzutreten, kam wohl nicht von ungefähr. Abgesehen davon, daß Reichersberg damals weitum das einzige bestehende Kloster war, hatte er ja väterli cherseits familiäre Beziehungen dorthin, darüber hinaus war sein Religionsprofessor am Gymnasium in Linz ein Reichersberger Chorherr: Floridus Harrer. Dieser begabte und fromme Priester, der leider allzu früh an Typhus starb, hatte ge wiß einen entscheidenden Anteil an der reli giösen Formung des jungen Studenten. Nach dem Noviziatsjahr oblag Meindi vier Jahre lang den theologischen Studien an der Hauslehranstait des Stiftes St. Florian. Im Jahre 1868 erteilte ihm Bischof Franz Jo seph Rudigier im alten Dom zu Linz die Prie sterweihe. Nun begann für ihn das eigentliche Kloster leben. Konrad Meindl verbrachte sein ganPorträt von Konrad Meindi nach seiner Wahi zum Propst des Augustinerchorherrenstiftes Reichersberg am inn am 29. Mai 1900 zes weiteres Leben im Stift. Zuerst wurde ihm die Sorge um die Bibliothek übertragen, die er neu ordnete und katalogisierte. Dazu kam noch die Betreuung des Archivs, das die wichtigste Quelle seiner literarischen Arbeiten wurde. Die reichen, zum Teil noch unerforschten Bestände erregten seine Aufmerksamkeit, und da ihm eine leichte Feder und eine rasche Arbeitsweise gege ben waren, verfaßte er bald Aufsätze, Zei tungsartikel und Predigten, sowie verschie dene Abhandlungen. Sein Vorsatz war, je den Tag wenigstens einen Bogen zu schrei ben, auch an Festtagen. Auf ihn konnte man die Worte anwenden: Niemals war er müßig, niemals unterließ er das Studium, immer las er, immer schrieb er, immer betete er. Als Sekretär des Propstes eignete er sich eine peinliche Genauigkeit im Verkehr mit Amtern und Behörden an. Sehr ausführlich schrieb er die Stiftschronik, das Kapitelbuch und die Pfarrchronik. Nie übersah er, im Fe bruar die Ankunft der ersten Frühlingsboten, der Stare, anzugeben, oder im Sommer über das Aufstellen der ersten Kornmandl zu berichten, über die Entwicklung der Markt preise, den Ausschank des Bieres an ge wissen Tagen usw. Seine Schrift hatte et was Markantes, lang ausgezogene Buch staben, die von Jahr zu Jahr länger wurden und in seinen späteren Lebensjahren schwer leserlich waren. Schreiben wurde der Inhalt seines Lebens. Seine unermüdliche Arbeit erinnert an ,,Dreizehniindens" schöne Verse: ,,Solch ein kostbar Gut zu sichern treu dem künftigen Geschiechte, schrieben sie, die braven Mönche, Sommertag und Winternächte." Meindl war ein geborener Schriftsteiier, aber kein ebensolcher Redner. Als er von 1887 bis 1900 auch die Leitung der Stifts pfarre übernehmen mußte, war er stärker als bisher dem Predigtamt verpflichtet. Seine Predigten, von denen einige im Druck er schienen, waren sorgfältig vorbereitet und entsprachen der Fassungskraft seiner Zu hörer. Nur dauerten sie häufig etwas zu lan ge, eine Eigenschaft, die durch den mono tonen Vortrag und eine stets gleichblei bende Geste mit der rechten Hand noch verstärkt wurde. Kehren wiraberwiederzurück zum Lebens lauf Meindls. Als im Jahre 1873 ein neuer Stiftsdechant gewählt werden mußte, stan den sich zwei Parteien gegenüber, die ältere Generation der Stiftsherren und die vor wärtsstrebende junge. Der Kandidat der jungen war Konrad Meindi, obwohl er der zweitjüngste Kapitular war. Die älteren Her ren anerkannten zwar durchwegs die tadel lose priesterliche Haltung ihres Bibliothe kars, aber als Dechant hatte man bislang immer nur ältere Herren gewählt. Trotz al lem, der Wille der jungen Generation war stärker. Bei der Wahl am 2. Jänner 1873 er hielt Meindl zwölf Stimmen, während sein Gegenkandidat mit zehn Stimmen ins Hin tertreffen geriet. Dieser Dechantwahi wurde insofern auch größeres Gewicht beigemes sen, weil Propst Bartholomäus Pfianzl da mals schon 80 Jahre zählte und man daher in absehbarer Zeit mit seinem Ableben rechnen mußte. Was würde dann gesche hen? Würde es nicht auch bei der folgenden Präiatenwahl die gleiche Kampfesstellung geben? Tatsächlich starb der greise Propst bereits am 14. November 1875. Meindl wurde Ad ministrator des Stiftes und leitete die Vorbe reitungen zur Neuwahl. Es gab ein lebhaftes Für und Wider Meindl. Gegen ihn sprach ei gentlich nichts als seine Jugend - er war damals 31 Jahre alt. Aber dieses Argument wog schwer. Und tatsächlich vereinigte sich dann die Mehrheit der Stimmen auf den älte ren Bernhard Appel. Meindl nahm das Wahlergebnis ohne Bitter keit zur Kenntnis. In einem Brief an einen Mitbruder schreibt er:,,Insoweit nun die Sa che meine Person angeht, so betrachte ich die Wendung der Dinge von zwei Seiten. Die wenigen Jahre, die ich nun im Stifte lebe.
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