ermessenen höchsten Respekt ,,ad posterorum aeternam memoriam" - zum ewigen Gedächtnis der Nachwelt zu überbringen. Dies zu dürfen, habe er Kurfürstliche Durch laucht untertänigst bitten wollen. Dazu er sucht er um die gnädige Unterstützung der Hofkammer, daß die Landschaft und andere Hofmarks-, Schloß- Markt- und Klosterherr schaften ,,per suls bonis" - zu ihrem eige nen Wohl - ihn jedesmal Im voraus honorie ren möchten, zumal er ,,umb einen wolerkhantlichen leichten preiß dises werkh zu perfektionieren trachte". Er bittet weiter um die dazugehörigen Privilegien, damit keiner als er das Werk verkaufen oder verlegen möchte. Zeit seines Lebens werde er diese höchste kurfürstliche Gnade abdienen. Max Emanuel - er war um diese Zeit bereits Statthalter der Niederlande und sein Traum von einem bayerischen Weltreich war noch nicht begraben - hatte gegen dieses Vorha ben keine Bedenken und befahl aus Brüs sel, bei der kurfürstlichen Hofkammer einen ,,eventual accord" zu treffen und sich bei der Landschaft anzumelden. Unverzüglich nahm die Hofkammer mit den Landständen des Oberlandes deswegen Verhandlungen auf. Als Textautor und -redakteur gewann sie den Jesuitenpater Ferdinand Schönwet ter. Michael Wenings Voranschlag von 22.000 Gulden Gesamtkosten und seine Bitte, Her stellung und Verlag der Landesbeschrei bung in allerhöchster Regie zu übernehmen, wurden allerdings verworfen. Sämtliche Un kosten gingen zu seinen Lasten. Die zwei einhalbtausend Gulden Zuschuß, für die er obendrein mit seinem ganzen Vermögen bürgte, sollte er in fünf Raten ausbezahlt be kommen: 500 bei Arbeitsbeginn, je 500 nach Abschluß der Arbeiten für die vier Rentäm ter. Allerdings hatten, laut kurfürstlichen Be fehls, die in die Landesaufnahme einbezo genen Orte: die Städte und Märkte, Klöster, Graf- und Herrschaften, Schlösser, Propsteien, Kommanduren, Hofmarken, Sitze und Sedel ihre Skizzierung selbst und sofort zu begleichen, mit zwanzig Gulden pro Bo gen. Als Mindestgröße für ein Ortsbild ver langte der Landesherr: Klöster, Schlösser etcetera auf ein Quartblatt, Märkte auf einen halben, Städte auf einen ganzen, die Haupt städte über zwei Bogen. Sonderwünsche bezüglich Größe oder zusätzlicher Zeich nung dürften, gegen entsprechende Kostenerstattung, erfüllt werden. Außerdem seien die Spesen des Stechers zu tragen. Das funktionierte recht und schlecht, so lange Max Emanuel, wenn auch abwesend, so doch noch Herr seines Landes war. In dieser Zeit konnte Wening den ersten, den umfangreichsten Band: das Rentamt Mün chen sogar ausliefern. Dann traf ihn der här teste Schicksalsschlag seines Lebens. Er konnte zwar noch fast alle Ortsbilder skiz zieren und stechen, die Drucklegung der drei restlichen Bände erfolgte aber erst nach seinem Tod. ,,. . . es haben die underdessen eingefahlne schwere Kriegszeitten zu mein höchsten ruin dieses kostbahre werckh underbrochen und anbey auch genöttiget, so vil krieges- als noths Jahr auß zu stehen, da ich nemlich mit herzenlaid anse hen müessen wie ich in dieses werck über 6000 fl hinein gesteckt, und selbes frucht, brodloß und unausgemachter in höchster noth nitgenüeßen können, sondern die Zeit alher schier krepieren muessen", erklärt Wening in einer Bittschrift an das säumige Hofzahlamt. Aus dem letzten, qualvollen Jahrzehnt sei nes Lebens gibt es noch vereinzelte, durch wegs sehr kunstvoll gearbeitete Werke: Ar chitekturstiche, Gnadenbilder, großforma tige Dekorationsstücke nach den Vorzeich nungen zur Topographie, zum Beispiel vom Schloß Sankt Martin im Innviertel, ein Ge denkblatt zum Jubiläum des Benediktiner klosters St. Veit an der Rott, zuletzt eine triangelförmige Landtafel, einen ,,Meilen zeiger"; das war ein Entfernungsmeßblatt wie wir es in ähnlicher Form heute noch kennen. ,,Wie die Orte voneinander entfernt liegen", das wußte Wening nur zu gut. Alle Wege und Stege des Landes hatte er abge wandert oder befahren. Sein letzter Weg führte durchs Sendlinger Tor zum St.-Stephan-Friedhof hinaus, dem Friedhof der Armen. Gleichwohl zierte das Familiengrab ein eisernes vergoldetes Kreuz. Seine Inschrift zeigte an, daß hierder ,,Ehrn-Vest und kunstreiche Herr Michael Wening ruht, welcher ,,ln gott seellg ent schlafen. Dan sein Hausfrau Anna Weningin, geborene Mörlin. Denen und allen Christ gläubigen gott ein fröhliche auferstehung verleihen wolle". Die Blätter der vielfach zerschnittenen Lan desbeschreibung sind heute das tägliche Brot der graphischen Antiquariate in Oberund Niederbayern. Trotzdem besitzen viele Bibliotheken und Sammlungen, auch Privat leute, die gebundene Gesamtausgabe. Der Süddeutsche Verlag brachte eine Faskimile-Ausgabe heraus und das Bayerische Landesvermessungsamt, das die in Hofund Staatsbesitz übergegangenen Kupfer platten von Wenings Hand verwaltet, ver kauft Einzelblätter in Offsetdruck. Die vierbändige Landesbeschreibung ver mittelt nicht nur einen einzigartigen Über blick über das barocke Bayern links und rechts des Inn - sie gibt, wenn man über den Gesamteindruck eines Ortsbildes hinaus Rechts; Allegorisches Blatt,,Geistliche Creutzigung . . o. J., erschienen im Eigenverlag von Michael Wening, aus der Bibliothek des Benediktinerstiftes Seitenstetten, Niederöster reich. - Die Schriftleitung dankt der Autorin für die Vermittlung der interessanten Bebilde rung dieser Abhandlung
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