Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 1, 1979

««liii Emanuel auf Schritt und Tritt zu folgen hatte, um jede Heeresbewegung genauestens zu skizzleren. Vom Kriegsschauplatz in Ungarn eilte der Kurfürst Mitte Juli 1685 nach Wien, um das Beiiager mit der Kaiserstochter Maria Anto nia zu halten. Anschließend kehrte erzurück ins Kriegsgewühi und traf erst nach beende tem Feldzug - man führte damals nur im Sommer Krieg - im Herbst wieder bei der Braut ein, um sie in triumphalem Einzug nach München zu führen. Die Erinnerung an diesen denkwürdigen 9. Oktober 1685 konnten sich die Bürger auf einem sorgfäitig gestochenen Kupferbiatt heim in die Wohn stuben holen, Michael Wening schuf mit dem Stich des kurfürstlichen Hochzeitszu ges (in Schlangenlinien) ein treffliches Zeitbiid höfischer Repräsentation mit präziser Wiedergabe der verschiedenartigsten Kut schen, Gespanne und Geschirre, Musikin strumente und Waffen sowie männlicher und weiblicher Garderobe. Die winterliche Kriegspause füllten Hoch zeitsfestlichkeiten und Jagdvergnügen. Wening überiieferte die zwöif Szenenbiider der Festoper Servius Tuliius, die in die Textbücher, noble Geschenke des Hofs an die Gäste, eingebunden wurden. Wening stach das liebreizende Titeibiatt zum Li bretto des Turnierspiels ,,Erote ed Anterorte", das die höfische Geseilschaft unter be schwingter Musikbegieitung in bailetthaften Posen seibst ausfocht. Dabei wurde jedem der hohen Herren eine Devise zugedacht, ein mit einem Spruchband bekränztes Sinn bild seines Charakters. Die mehr oder weni ger schmeichelhaften Devisen stach eben falls Michael Wening. Nach dem Rhythmus, in dem der Blaue Kur fürst seine Position zwischen Festtaumel und Schlachtgetümmel wechselte, pendelte sich auch die Auftragslage des Hofkupfer stechers ein. Festschrift und Kriegsbericht hielten sich Im Jahreslauf die Waage. 1685/86 entstand noch eines seiner bedeu tendsten Werke: die Partitur eines Magnificat, das der langjährige Hofkapellmeister in München, Johann Kaspar Kerll, während seines Wiener Zwischenspieis zur Zeit der Pestplage 1680 komponiert hatte und nun der neuvermählten Kaisertochter, die in jun gen Jahren seibst an der Pest erkrankt war, widmete. Zu diesem Zweck stach Wening

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