Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 1, 1979

Die Schärdinger Burg, vom Inn gesehen, Detail Die ausgebrannte Burg zu Schärding, etwa aus Michael Wenings ,,Historico-Topographica 1790, Detail aus einem Kupferstich von Johann DESCRIPTIO, Das ist: Beschreibung deß M. Probst. Churfürsten- vnd Herzogthums Ober- vnd Nider Bayrn, Theil 2: Daß Rentambt Burgk hausen", 1721. gm - Rechte Seite Oben: Innseitiges Burggelände, wo sich einst der Fürstentrakt erhob, heute ein Erholungsge biet mit schöner Aussicht über den Inn. Foto: Himsl Darunter: Das Heimathaus Schärding vermittelt mit seinen Sammlungen eine anschauliche Vorstellung von Geschichte und Kultur der alten Innstadt. Im Bild die Stube, die der Schiffahrt auf dem Inn und dem Müllergewerbe gewidmet ist. Landesfürsten wie für die Bevölkerung be deutete. Die Wehranlage war Inzwischen sehr gewachsen, so daß man von einer Burgsiedlung sprechen kann, denn neben der reinen Befestigung waren Wohnräume für den Herzog, die Besatzung und deren Angehörige nötig, ebenso Unterkünfte für die Verwaltung, Werkstätten, Lagerräume und Ställe sowie eine Kapelle zur seelsorgli chen Betreuung aller Bewohner. Die Burg wurde Wirkungsstätte eines Be amten, den der Landesfürst einsetzte und dermiiitärische, richterliche und administra tive Aufgaben im Dienste des Landesherrn durchzuführen hatte. Seine Amtsbezeich nung war Burggraf oder Burgpfleger. Die Namen der Burgpfieger von Schärding sind seit Anfang des 14. Jahrhunderts bekannt. Einer der bedeutendsten war Ritter Ludwig der Grans, der knapp nach 1300 Burgpfle ger wurde. Ihm ist der Bau der Schärdinger Stadtpfarrkirche sowie die Errichtung der Innbrücke auf Granitpfeilern zu danken, und mit Sicherheit war er wesentlich daran betei ligt, daß die drei damaligen Herzöge Hein rich, Otto und Heinrich der Jüngere am 20. Jänner 1316 Schärding zur Stadt erho ben. Daß Burg, wie eingangs erwähnt, auch ,,Stadt" bedeuten konnte, zeigt sich darin, daß ihre Bewohner ,,Bürger" heißen. Die Burg (Schloß) genoß im frühen 14. Jahr hundert als Bollwerk der Verteidigung gro ßes Ansehen, weswegen im Stadtrecht ver schiedene darauf bezogene Bestimmungen aufgenommen wurden. So mußte jemand, der am Fuße des Burgberges ohne Erlaub nis ein Bauwerk aufführte, 62 Pfennige zah len, davon 30 dem Stadtrichter bzw. dem Herzog und 30 an die Stadtkasse sowie 2 dem Schergen. 64 Pfennige zahlte, wer von der Burgmauer Steine losbrach, den Burg graben beschädigte oder Pflöcke vom Pali sadenzaun entfernte. Im Laufe der äußerst reich bewegten Ge schichte Schärdings spielte die Burg in der Wechselwirkung von Belagerung und Aus fall eine bedeutende Rolle. Selbstverständ lich wurde sie, derzeit entsprechend, immer wieder dem neuen Stand der Befestigungs baukunst angeglichen, um ihren Verteidi gungswert zu halten. Von solch einem gro ßen Um- und zum Teil Neubau gibt der Ge denkstein Herzog Ludwigs des Gebarteten im Läuthaus der Stadtpfarrkiche Auskunft, worin gesagt wird, daß der Herzog im Jahre 1428 angefangen habe, den Zwinger an den Vorhof des Schlosses, das Tor und die Türme von Grund auf herauszumauern und den Graben von beiden Seiten bis an den Inn zu brechen . . . und auch viele andere Bauten für Stadt und Festung zu errichten. Damit erhielt die Burg wohl im wesentlichen ihr Aussehen, wie es die Votivtafei von 1499 zeigt, die den Innenhof der Burg wiedergibt, wenn auch stark abstrahierend. Eine tref fende Beschreibung bringt der gelehrte Abt Angelus Rumpler von Formbach in seiner lateinischen Abhandlung: ,,De calamitate Bavariae", 1504. In freier Übersetzung hieße diese etwa: ,,Das Schloß liegt auf ei nem Felsen, frei anzusehen vom Grunde wie von der Brücke. Will man in dieses hin einkommen, so muß man über zwei Brücken schreiten, die über zwei tiefe Gräben gelegt sind. An Wällen, Türmen, Bollwerken steht es keinem nach. Einige Festungswerke ließ Herzog Georg (1479-1503), und zwar an der Südseite, weil ihm dort das Schloß zu schwach befestigt schien, aufführen, und man sagt, daß es einen geheimen Ausgang habe. In der Mitte des Schlosses steht ein viereckiger Turm von außerordentlicher Höhe, in welchem entweder Verbrecher eingeschlossen oder Waffen aufbewahrt werden ... Es ist noch ein anderer Turm vorhanden, den Herzog Heinrich über den Haufen geworfen hat." Sehr anschaulich vermittelt uns der Stich Merlans von 1644 den machtvollen Ein druck, den die Burg in ihrem gesamten Er scheinungsbild bot. 1580 ließ Herzog Wil helm V. vor das äußere gotische Burgtor ei nen zweigeschossigen Anbau im Renais sancestil setzen. Um 1604 nahm Herzog Maximilian I. noch einige Verbesserungen vor, wie das Wappen in Fresko am eben ge nannten äußeren Tor belegt. Doch Maximi lians Arbeiten betrafen nicht mehr so sehr die Burg, sein Bemühen ging um die Anlage starker Basteien und Ravelins vor den goti schen Stadtmauern und Stadtgräben, denn in Ungarn standen bis vor Österreichs Gren zen die Türken als drohende Invasion. Die Zeit der Burgen war durch die Feuerkraft der Artillerie vorbei, sie wichen dem Schloß als Residenz und Repräsentationsbau des Für sten. In diesem Sinne schien für die Schär dinger Burg noch einmal eine gute Stunde zu schlagen, als Herzog Sigismund, Vetter des Kurfürsten Ferdinand Maria und seit 1652 Bischof von Freising, vom Papst Dis pens zur Heirat erhielt. Der Kurfürst wies ihm die Schärdinger Burg als Residenz zu. Der bischöfliche Hof- und Stadtmauermei ster Peter Panekh in Passau, einer der ge schickten italienischen Baumeister, die da-

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