Kulturzeitschrift Das Innviertel-Gedenkjahr ergibt eine so breit gefächerte landeskundliche Thematik, daß es wohl gerechtfertigt ist, zwei Hefte un serer Zeitschrift diesem Ereignis zu wid men. Nach einem aligemeiner gehaltenen Überblick in Heft 4/1978 befaßt sich Heft 1/1979 mit dem Schwerpunktthema ,,Städte und Märkte des Innviertels". Den Auftakt gibt der bekannte bayerische Hochschullehrer und Publizist Dr. Benno Hubensteiner mit seiner Studie ,,Bayeri sches und Barockes". Dieser Autor ist ein berufener Sprecher von Altbayern. Er liebt sein Heimatland mit der Akribie des Histori kers. Deshalb ist er auch ein echter Freund Österreichs, vor allem des Innvierteis, in dem er viele altbayerische Züge erkennt, die Im Stammland vielleicht schon etwasüber lagert sind. Seine kunsthistorische Über schau besitzt auch für uns Oberösterreicher Gültigkeit. Die Redaktion bemühte sich um eine entsprechende Bebilderung dieses lie benswürdigen Essays. Auch das Um schlagmotiv wurde in diesem Sinne aus gesucht, um auf das zeitlose Barockgefühl in unserem Heimatland hinzuweisen. Die Studie von Professor Herbert Erich Baumert, einem erfahrenen Heraldiker, über die Innviertier Gemeindewappen bietet die Möglichkeit, historische Grundzüge der Innviertier Städte und Märkte aufzuzeigen. Aus Platzgründen war es verständlicher weise nicht möglich, alle Innviertier Ge meinden vorzustellen. Stellvertretend wur den die Städte Braunau, Ried und Schär ding mit je einem Spezialthema ausgewählt. Von Braunau, das schon mehrmals Thema unserer Zeitschrift war, wird diesmal mit ei nem Gegenwartsbezug berichtet. Dipl.-Ing. Rainer Reinisch, Stadtbaudirektor von Braunau, erprobt und erfahren in der denkmalpflegerischen Betreuung dieser alten Stadt, stellt in diesem Heft ,,Das neue Braunau" vor. Wir erfahren von einer ein drucksvollen Stadtplanung, die ein rapides Wachstum zu meistern hat. Der Autor ist kein Lobredner, sondern behandelt sein Thema kritisch. Für Ried im Innkreis wird das neue Museum als ,.Spiegel des Innviertels" vorgestellt. Wurde früher über den Bau dieses bedeu tenden Kulturinstitutes berichtet, so wird diesmal sein reicher Bestand in Blickrich tung auf die Gesamtkuitur des Innvierteis skizziert. Diese Abhandlung aus der Feder des verdienten Museumsleiters Josef Ma der soll vor allem zu einem Kulturbesuch von Ried anregen. Die ehemalige Burg zu Schärding ist seit dem Brand von 1775 und dem Beschüß durch die Franzosen im Jahre 1809 völlig aus dem oberösterreichischen Geschichts bewußtsein geschwunden. Besucher und auch Einheimische denken nur mehr an den 1902 angelegten Schloßpark. Der Schär dinger Lokalhistoriker und langjährig be währte Mitarbeiter unserer Zeltschrift Pro fessor Franz Engl erinnert in seiner Abhand lung ,,Die Burg zu Schärding" an die einst stolze bauliche und historische Tradition dieser ehemaligen Veste und Festung am Inn. Die Fachsparten bieten die Möglichkeit, ein zelne Themen herauszustellen, die mit den Innviertier Städten und Märkten in Zusam menhang zu bringen sind. Dr. Gertrud Stetter entwirft eine lesenswerte biographische Skizze über Michael Wening (1645-1718). Dieser fleißige Kupferstecher und Topo graph, von der Autorin liebevoll als ,,bayeri scher Merlan des Barock" gewürdigt, ist für uns Oberösterreicher durch seine Innviert ier Ortsansichten wichtig. Sie ergänzen Georg Matthäus Vischers ,,Topographia Austriae superioris modernae". Eine Besin nung auf diesen bayerischen Künstler er scheint deshalb im Innviertel-Gedenkjahr sehr angebracht. Ebenfalls in einem Bezug zum Schwer punktthema ist die biographische Abhand lung über Propst Konrad Meindl von Reichersberg (1844-1915) zu sehen. Die ser ,,Geschichtsforscher des Innviertels" hat u. a. eine Fülle von Ortsgeschichten ver faßt - Ort an der Antiesen, Obernberg am Inn, Wels, Braunau am Inn, Ried I. Band, so daß er im heurigen Jahr die besondere Auf merksamkeit der oberösterreichischen Landeskunde verdient. Der Autor, Dr. Gre gor Schauber, kann als gegenwärtiger Chronist von Reichersberg bezeichnet wer den. Schließlich kommt die Gegenwart mit dem Innviertler Bildhauer Max Stockenhuber zu Wort, den Paul Stepanek vorstellt. Der Künstler lebt heute zwar in Linz, hat vieler orts im Lande gearbeitet, doch konzentrie ren sich seine Werke vor allem auf seine Geburtsheimat, das Innviertel. Landesrat Hans Winetzhammer rundet schließlich das Bild mit einer eingehenden Darstellung der Verkehrsplanung im Inn viertel ab. In dieser Abhandlung wird sehr anschaulich die weitsichtige Planung des Landes Oberösterreich vorgeführt, also ,,Oberösterreich aktuell". Neu ist die ,,Literaturbeiiage", die nun in je dem Heft erscheinen soll. Mit dieser Erwei terung will die Redaktion die Qualität ihrer Publikation verbessern. Zielsetzung ist nicht die Zusammenstellung von Anthologien, sondern die Beschäftigung mit oberöster reichischen Dichtern aus Vergangenheit und Gegenwart, die im kulturellen Tages geschehen an den Rand oder gar in Verges senheit gerückt worden sind. Hier kann wohl mit besonderem Nachdruck der 1971 ver storbene Wahl-Innviertler Herbert Lange in Erinnerung gebracht werden. Seine Ge dichte und Erzählungen, eine kleine Aus wahl aus dem Nachlaß, wirken ergreifend. Sie zeigen, wie unerschöpflich der poeti sche Reichtum unseres Heimatlandes ist.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2