In der Krippenkunst wirkt barocke Geistigkeit bis in das 19. Jahr hundert, zum Teil bis in die Gegenwart nach, im Biid Passions krippe aus dem Städtischen Maierhofspitai in Passau, die ein Gianzstück der Krippenaussteiiung im Stift Reichersberg im Advent 1978 war. Foto: Fr. Gangl 4 hl. 1 w schönsten Vollendung. Er kommt immer wieder zum Wessobrunner Motiv des Säu lenumgangs, löst ganze Wände auf in wie gende Säuiensteliungen, musiziert mit sei nen Baßgeigenfenstern in wundervoller Freiheit. Und aiies, was er versuchte, er scheint wie eine Vorstufe der Waiifahrtskirche in der Wies, die der alte Mann den Prämonstratensern von Steingaden mitten in die Einsamkeit der Vorberge hineinbaute. Neben dem Dreigestirn der Asam, Fischer und Zimmermann hält sich im europäischen Rang nur noch der Name des Schnitzers ignaz Günther. Er ist 1725 zu Altmannstein in der Oberpfalz geboren, seit 1754 ,,Hofbefreyter Bildhauer" zu München, wirft in zwei kurzen Jahrzehnten eine Werkreihe heraus, die auf ihre Weise die ietzte Offenbarung des bayerischen Rokokos ist. Man kann Günther im Bayerischen Nationaimuseum studieren, an einer Einzeipiastik wie dem Schutzengei vom Münchener Bürgersaai oder im Altarensembie der bereits genann ten Abteikirche von Rott am Inn; es spricht nicht so sehr das Antlitz, sondern die nach außen gewandte Gestait - jenes rhythmi sche Ausgreifen, das den Raum selber zum Bild macht. Und Ignaz Günther zeigt, wie die Flofkunst und die Kirchenkunst doch wieder ineinandergehen. irgendwann, irgendwo, irgendwie muß er Franz Anton Bustelli be gegnet sein, dem berühmtesten Figuristen der Nymphenburger Rorzeilan-Manufaktur. Busteili, der wohl doch nicht in Locarno im Tessin geboren ist, sondern eher aus einer Familie jener ,,bayerischen Itaiiener" stammt, die seit Generationen als Maurer meister, Flandelsleute oder Kaminkehrer in den kleinen Städten an Inn und Salzach sa ßen. Ausstrahlungen Es scheint das Wesen dieses geistlichen Rokokos zu sein, daß alles, was seinen An hauch spürte, ins Festliche ging und ins.Fleitere, ins Flerzliche und ins Tröstliche. Da ist etwa die Musikkultur der reichen Präiatenklöster, wie sie gerade in unse'ren Tagen aus den Archiven wieder zum Leben erwacht: jedes Haus hat seinen eigenen Komponi sten; führt seine Pastoraimessen auf und seine Kirchensonaten; schwingt in einer Melodik, über der ein Vorklang Mozarts liegt. Das Volk aber greift zur Geige und zur Klarinette, zu Hackbrett und Harfe, liebt die leise Stubenmusik und das verhaltene Bau ernmenuett. Die Trachten lösen sich aus der Starre der Maximilianszelt und suchen jenes Anmutige und Gelassene, das den Aufzug des Oberbayern selbst heute noch aus zeichnet. So steht in Rott am Inn eine Not burga von etwa 1760 auf dem Altar: die hei lige Dienstmagd mit der blitzenden Sichel und dem wehenden lichtblauen Gewand, mit gepufften Ärmeln und bordiertem Rock, mit Mieder und Geschnür. Selbst die niede ren Bauernstuben werden auf einmal lichter; in der Schiafkammer steht, statt der alten Truhe, der buntbemalte Tölzer Kasten; im Herrgottswinkel schimmern die Hinterglas bilder aus dem Oberland oder dem Bayeri-
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