\ reich Kulturzeitschrift 7^ 29. Jahrgang 1/1979 -/-ä '■■■ .■. ■ ' •• ■ li f-'''''' y- y '. - '"-r'^y ' ;'■ > ^ ; •; '■ ■ '!*;.■■■'; "i.' ,r / t * ■ ■ ■
Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Städte und Märkte des Innviertels Dr. Benno Hubensteiner Bayerisches und Barockes 2 Prof. Herbert Erich Baumert Tradition und Gegen\wart des Innviertels im Spiegel seiner Gemeindewappen 11 Dipl.-ing. Rainer Reinisch Das neue Braunau 17 Josef Mader Ein Spiegel des Innviertels - Skizzen aus dem Rieder Volkskundehaus 23 Prof. Franz Eng! Die Burg zu Schärding 31 Oberösterreich aktuell Landesrat Hans Winetzhammer Vom Saumpfad zur Autobahn - Das regionale und überregionale Straßennetz des Innviertels Bücherecke 73 85 Literaturbeilage Herbert Lange Gedichte und Erzählungen aus dem Nachlaß 91 Kulturzeitschrift Oberösterreich 29. Jahrgang, Heft 1/1979 Vierteljahreszeltschrift: Kunst, Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, Fremdenverkehr Erscheinungstermine; März, Juni, September, Dezember Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Oberösterreichischer Landesverlag: Redakteur: Dr. Otto Wutzel; verantwortlich für den Inhalt im Sinne des Pressegesetzes: Dr. Elfriede Wutzei; Druck: 00. Landesverlag Linz, sämtliche 4020 Linz, Landstraße 41, Ruf (0 73 2) 78 1 21. Jahresabonnement (4 Hefte): S 178.-; Einzeiverkaufspreis: S 55.-. (Alle Preise inkl. 8% MWSt.) Historische Kunst Dr. Gertrud Stetter Michael Wening - Der bayerische Merian des Barock 39 Landeskunde Dr. Gregor Schauber Konrad Meindl - Ein Geschichtsforscher des Innviertels 53 Kunst der Gegenwart Umschlagbiid; Szene aus der großen Krippe von der ehe maligen Bürgerspitalskirche in Braunau am Inn, jetzt Bezirksmuseum Braunau in der Herzogsburg; Der,,Hochzeitbitter" aus der Wechselgruppe,,Hochzeit zu Kana", Köpfe, Arme und Beine geschnitzt, die Figuren sonst bekleidet. Vermutlich um 1730 in der Werkstatt des Bildhauers Johann Georg Libigo entstanden. Restaurierung von Prof. Clara Hahmann, Linz. Siehe Dietmar Assmann: DasInnviertel als Krippenland schaft, Sonderdruck der Oö. Heimatblätter, 32. Jg., 1978, H. 3/4. Foto: Fr. Gangl. Gestaltung: Herbert Friedl Paul Stepanek Max Stockenhuber - Ein innviertler Bildhauer 65 Schwerpunktthema von Heft 2/1979 Das oberösterreichische Kremstal
Kulturzeitschrift Das Innviertel-Gedenkjahr ergibt eine so breit gefächerte landeskundliche Thematik, daß es wohl gerechtfertigt ist, zwei Hefte un serer Zeitschrift diesem Ereignis zu wid men. Nach einem aligemeiner gehaltenen Überblick in Heft 4/1978 befaßt sich Heft 1/1979 mit dem Schwerpunktthema ,,Städte und Märkte des Innviertels". Den Auftakt gibt der bekannte bayerische Hochschullehrer und Publizist Dr. Benno Hubensteiner mit seiner Studie ,,Bayeri sches und Barockes". Dieser Autor ist ein berufener Sprecher von Altbayern. Er liebt sein Heimatland mit der Akribie des Histori kers. Deshalb ist er auch ein echter Freund Österreichs, vor allem des Innvierteis, in dem er viele altbayerische Züge erkennt, die Im Stammland vielleicht schon etwasüber lagert sind. Seine kunsthistorische Über schau besitzt auch für uns Oberösterreicher Gültigkeit. Die Redaktion bemühte sich um eine entsprechende Bebilderung dieses lie benswürdigen Essays. Auch das Um schlagmotiv wurde in diesem Sinne aus gesucht, um auf das zeitlose Barockgefühl in unserem Heimatland hinzuweisen. Die Studie von Professor Herbert Erich Baumert, einem erfahrenen Heraldiker, über die Innviertier Gemeindewappen bietet die Möglichkeit, historische Grundzüge der Innviertier Städte und Märkte aufzuzeigen. Aus Platzgründen war es verständlicher weise nicht möglich, alle Innviertier Ge meinden vorzustellen. Stellvertretend wur den die Städte Braunau, Ried und Schär ding mit je einem Spezialthema ausgewählt. Von Braunau, das schon mehrmals Thema unserer Zeitschrift war, wird diesmal mit ei nem Gegenwartsbezug berichtet. Dipl.-Ing. Rainer Reinisch, Stadtbaudirektor von Braunau, erprobt und erfahren in der denkmalpflegerischen Betreuung dieser alten Stadt, stellt in diesem Heft ,,Das neue Braunau" vor. Wir erfahren von einer ein drucksvollen Stadtplanung, die ein rapides Wachstum zu meistern hat. Der Autor ist kein Lobredner, sondern behandelt sein Thema kritisch. Für Ried im Innkreis wird das neue Museum als ,.Spiegel des Innviertels" vorgestellt. Wurde früher über den Bau dieses bedeu tenden Kulturinstitutes berichtet, so wird diesmal sein reicher Bestand in Blickrich tung auf die Gesamtkuitur des Innvierteis skizziert. Diese Abhandlung aus der Feder des verdienten Museumsleiters Josef Ma der soll vor allem zu einem Kulturbesuch von Ried anregen. Die ehemalige Burg zu Schärding ist seit dem Brand von 1775 und dem Beschüß durch die Franzosen im Jahre 1809 völlig aus dem oberösterreichischen Geschichts bewußtsein geschwunden. Besucher und auch Einheimische denken nur mehr an den 1902 angelegten Schloßpark. Der Schär dinger Lokalhistoriker und langjährig be währte Mitarbeiter unserer Zeltschrift Pro fessor Franz Engl erinnert in seiner Abhand lung ,,Die Burg zu Schärding" an die einst stolze bauliche und historische Tradition dieser ehemaligen Veste und Festung am Inn. Die Fachsparten bieten die Möglichkeit, ein zelne Themen herauszustellen, die mit den Innviertier Städten und Märkten in Zusam menhang zu bringen sind. Dr. Gertrud Stetter entwirft eine lesenswerte biographische Skizze über Michael Wening (1645-1718). Dieser fleißige Kupferstecher und Topo graph, von der Autorin liebevoll als ,,bayeri scher Merlan des Barock" gewürdigt, ist für uns Oberösterreicher durch seine Innviert ier Ortsansichten wichtig. Sie ergänzen Georg Matthäus Vischers ,,Topographia Austriae superioris modernae". Eine Besin nung auf diesen bayerischen Künstler er scheint deshalb im Innviertel-Gedenkjahr sehr angebracht. Ebenfalls in einem Bezug zum Schwer punktthema ist die biographische Abhand lung über Propst Konrad Meindl von Reichersberg (1844-1915) zu sehen. Die ser ,,Geschichtsforscher des Innviertels" hat u. a. eine Fülle von Ortsgeschichten ver faßt - Ort an der Antiesen, Obernberg am Inn, Wels, Braunau am Inn, Ried I. Band, so daß er im heurigen Jahr die besondere Auf merksamkeit der oberösterreichischen Landeskunde verdient. Der Autor, Dr. Gre gor Schauber, kann als gegenwärtiger Chronist von Reichersberg bezeichnet wer den. Schließlich kommt die Gegenwart mit dem Innviertler Bildhauer Max Stockenhuber zu Wort, den Paul Stepanek vorstellt. Der Künstler lebt heute zwar in Linz, hat vieler orts im Lande gearbeitet, doch konzentrie ren sich seine Werke vor allem auf seine Geburtsheimat, das Innviertel. Landesrat Hans Winetzhammer rundet schließlich das Bild mit einer eingehenden Darstellung der Verkehrsplanung im Inn viertel ab. In dieser Abhandlung wird sehr anschaulich die weitsichtige Planung des Landes Oberösterreich vorgeführt, also ,,Oberösterreich aktuell". Neu ist die ,,Literaturbeiiage", die nun in je dem Heft erscheinen soll. Mit dieser Erwei terung will die Redaktion die Qualität ihrer Publikation verbessern. Zielsetzung ist nicht die Zusammenstellung von Anthologien, sondern die Beschäftigung mit oberöster reichischen Dichtern aus Vergangenheit und Gegenwart, die im kulturellen Tages geschehen an den Rand oder gar in Verges senheit gerückt worden sind. Hier kann wohl mit besonderem Nachdruck der 1971 ver storbene Wahl-Innviertler Herbert Lange in Erinnerung gebracht werden. Seine Ge dichte und Erzählungen, eine kleine Aus wahl aus dem Nachlaß, wirken ergreifend. Sie zeigen, wie unerschöpflich der poeti sche Reichtum unseres Heimatlandes ist.
Bayerisches und Barockes Benno Hubensteiner (Anm. d. Redaktion.) Gerade im innviertei-Jubiiäumsjahr erscheint es wichtig, geistige Verbin dungen und Bezüge zwischen Bayern und Ober österreich, die bisher in der Stilie bestanden, sich mehr im persönlichen Bereich abspielten, öffent lich deutlich zu machen. Deshalb freut es die Schriftleitung, daß einer der bedeutendsten bayerischen Geschichtsiehrer und Geschichts schreiber der Gegenwart, Benno Hübensteiner, Ordinarius für bayerische Kirchengeschichte an der Universität München, einen seiner vielen, sprachlich so exzellenten Essays zur Verfügung stellte. Als Verfasser der ,,Bayerischen Ge schichte", bereits in 6. Auflage (1977) erschie nen, und des beispielgebenden Werkes ,,Vom Geist des Barock, Kultur und Frömmigkeit im al ten Bayern" kann er sich auch die literarische Kurzform erlauben. Hier gibt er seiner Phantasie freien Raum. Hier kann er voll in seiner Liebe zur Heimat schwelgen, in diese Zuneigung hat er seit je Osterreich, vor allem das innviertel, einge schlossen. im privaten Gespräch drückte er oft aus, daß er gerne in dieser Landschaft einkehre, ja oft das Gefühl einer Heimkehr habe. Sein Aufsatz ist auf die bayerische Hoch- und Volkskunst bezogen. Die Darstellung gilt jedoch in vollem Umfang auch für unseren Bereich. Bild beispiele aus dem innviertel sollen diesen Bezug verdeutlichen. Bayern ist das größte Land der Bundesre publik Deutschland, mit der Donau als Mittelachse, immer offen für den österrei chischen Südosten. Hinter den Grenzen von heute verbirgt sich freilich ein alter gewach sener Staat, einer der ältesten in Europa: Herzogtum bis 1623, Kurfürstentum bis 1806, Königreich bis 1918. Aber gerade die ses lange Für-sich-Sein, der ungebrochene Wille zum eigenen Staat und der Mut zu ei ner eigengeprägten Kultur-sie machen die Besonderheit Bayerns aus, geben dem Land das Unverwechselbare, Warmherzige, Farbige. Natürlich kennt man auch ein baye risches Franken und ein bayerisches Schwaben, aber wer ,,Bayern" sagt, meint doch zunächst das alte Kerniand gleich vor den Bergen: auf- und abwogende Wälder, die sanfte Schönheit der Voraipenseen, eine Anmut des menschlichen Hausens im Hügeigeiände wie nur noch in deraiten Tos kana. Kirchtürme winken mit Zwiebeihauben voll krauser Heiterkeit; alte, gebreitete Klöster leuchten mit ihren weißen Gebäudefiügein; die Wirtshäuser schieben sich im mer gastlicher an den Straßenrand. Wer auch nur ein paar Tage bleibt, lernt bald die beiden Ingredienzien des Bayerischen ken nen: ein launisches Wetter mit dem typi schen weiß-blauen Föhnhimmei und einen großzügigen Menschenschlag mit der Be reitschaft zum barocken Temperament. Bis sich dann alles sammelt in der großen Stadt auf der weiten Ebene. München, wie es mit breiten Straßen ausfällt ins grüne Land, zum Himmel emporwächst mit immer neuen Kuppein, Giebeln und Häusertürmen. Über Fassaden und Plätzen der Schimmer des Südens, und alles voll Geleucht und heimli chem Jubel. Kelten und Römer Das älteste Volk, das wir im heutigen Bayern mit dem Namen fassen können, sind die Kelten. Dieselben Kelten wie in Frankreich oder der Schweiz, in England oder in weiten Teilen Spaniens. Erst mit dem Sommerfeld zug des Jahres 15 vor Christus wurde dann das Land bis zur Donau hin Provinz des rö mischen Weltreiches, und die Kelten gaben nach und nach ihre eigene Sprache auf und ließen sich samt und sonders romanisieren. Die frühen Städte in dieser fernen Provinz aber waren reine Römerstädte und Vorpo sten der Mittelmeerkultur: ein Augsburg, ein Regensburg, ein Passau. Römerstraßen durchzogen das Land; es gab römische Gutshöfe und römische Villen; man schlug Ziegelsteine und brannte das berühmte Terra-Sigillata-Geschlrr. Über die ganze Sie delflur hin verstreut aber lagen kleine und kleinste Heiligtümer, und der Kult der ge weihten Quellen und Bäume muß bereits damals angeklungen sein. Die kelto-romanischen ürbewohner des Landes sind näm lich ,,sehr Fromme" gewesen - ,,Plentissimi", wie ein alter Grabstein zu Rotthof an der Rott meint. Schon früh kam mit den römi schen Kaufleuten und Soldaten auch das Christentum ins Land, und einheimische Martyrer-Namen aus der Zeit der großen Verfolgung unter Kaiser Diokletian stehen heute noch in Verehrung: der heilige Florian mit der Sturmfahne, der Römerrüstung und dem großen Wasserkübel oder die heilige Afra mit ihrer Grablege im alten Augsburg, ünd noch im üntergang des römischen Rei ches trat eine Persönlichkeit voll Tatkraft und Würde den eindringenden Barbaren furchtlos entgegen: der heilige Severin, einst hoher römischer Beamter, jetzt schlichter Mönch. Die Baiwaren Als 488, mit dem Abzug der letzten regulä ren Truppen, die Römerherrschaft endgültig zusammenbrach, kam von Osten her ein neues Volk und gab dem Land den endgülti gen Namen. Es waren die Bayern. Oder wie sie in den alten lateinischen Quellen heißen: die ,,Baivari" oder ,,Bajuwari". Wir wissen nicht, ob sie in einem einzigen großen Stoß gekommen sind oder in einzelnen Schüben. Vielleicht sind sie überhaupt ein Volk von Völkern gewesen und erst im Land zwischen Donau und Alpen zu einem festen Stamm zusammengewachsen. Aber Germanen waren sie auf jeden Fall, ünd Bauern, gut mütig, jähzornig, sinnenfroh, aufwenderisch und abergläubisch wie noch heute. Dabei schoben sie sich überall zwischen die sit zengebliebenen Kelto-Romanen hinein und nahmen das fremde Wesen in sich auf. Zwar nicht die strengen Historiker, aber dafür die scharfäugigen Essayisten haben schon im mer den keltischen Einschlag im bayeri schen Stammescharakter gesehen: die Phantasie, die Formenfreude, die Lust am Auftrumpfen, Rankein und Raufen, die Nar retei für schöne Pferde. Die lateinische Kirche Hatten einzelne Romanen ihre Religion her übergerettet, war das Herzogshaus der Agi lolfinger schon von Anfang an katholisch gewesen - mit der Zeit um 700 brach dann das Christentum überall mit Macht hervor. Die eigentlichen Glaubensboten waren da bei jene drei ,,Apostel der Bayern", deren Gedächtnis die alten Bischofsstädte durch die Jahrhunderte hochgehalten haben: Emmeram, Rupert, Korbinian. Alle drei ka men sie aus dem gallischen Westen, alle drei hatten sie in Lebensart und Gehabe noch viel von irischen Wanderbischöfen an sich, und zweifellos stand hinter ihnen das Frankenreich mit seiner Verquickung von religiösem und politischem Ausdehnungs streben. Bis dann der heilige Bonifatius als römischer Legat 739, zusammen mit dem Herzog, eine eigene bayerische Kirchen provinz einrichten konnte, mit Regensburg, Freising, Passau und dem heute österrei chischen Salzburg als festen Sprengein. Bald folgten auch die ersten Benediktiner klöster draußen im Land, und ganz Bayern tat den großen Schritt hinein in die lateini sche Kirche und hinein in das Erbe der anti ken Kultur. Den Bischöfssitzen der Frühzeit und den ,,ürklöstern" des 8. Jahrhunderts antworte ten dann die vielen Gründungen des hohen Mittelalters, die Bayern zu einem der klö sterreichsten Länder des alten Reiches machten: nochmals Benediktiner, dann die Augustinerchorherren, die Zisterzienser und die Prämonstratenser. Zuletzt redete man nur noch von den vier,,Prälatenorden", die mit ihren mächtigen Kirchen, dem Kom plex Ihrer Klostergebäude und Wirtschafts höfe, nicht zuletzt mit ihren ausgedehnten Grundherrschaften das Herzogtum Bayern mindestens ebenso bestimmten wie die Bürger mit Ihren Städten, die Edelleute mit ihren Schlössern, der Landesherr mit seinen Residenzen. Der Südwestwinkel um Staf felsee, Peißenberg und oberen Lech hieß zuletzt nur noch der ,,Pfaffenwinkel", weil
Oberösterreich wird gerne als barockes Klosterland bezeichnet. In der Barockzelt erhielten die alten „landsässigen" Stifte Ihre heutige künstlerische Erscheinungsform. Vom Augustlner-Chorherrenstlft Reichersberg am Inn sagt man, daß es ein typisches Innviertler ,,Landkloster" sei. So waren die Baumelster des barokken Neubaues der Stiftskirche einfache Handwerker aus Ried und Schärding - Christoph Weiß und Blasius Aichinger. Für die Deckenfresken In der Kirche holte sich der barocke Bauherr allerdings einen bedeutenden Künstler der Zelt - den bayrischen Hofmaler Christian Wink. Im Bild: Blick aus der Kirchenvorhalle In den Innenraum der Kirche auf den Hochaltar, 1713, mit nazarenlschem Altarblatt 1834, Engelssturz, von Karl Rahl. Im Altarauf satz frühbarocke Marlenstatue. Foto: Bundesdenkmalamt Wien, Kirchhöf %
I I ^1 IpM^^ Zu den besonderen Kundstdenkmalen aus der Barockzeit zählt die Sakristei der Stiftskir che in Reichersherg mit der figuralen Stuck decke aus 1737 von Josef Ignaz Holzinger. Im Bild Stuckdetail mit Symholfigur der Justitia. Foto: Bundesdenkmalamt Wien, Kirchhof man vierzehn Tage darinnen herumreisen konnte und jeden Mittag und jeden Abend auf einer anderen Prälatur zukehren. „Das bayerische Volk ist kirchlich, schlecht und recht, geht und läuft gerne wallfahrten, hat auch viele kirchliche Aufzüge; legt sich mehr auf den Ackerbau und die Viehzucht als auf den Krieg, dem es nit sehr nachläuft. . konnte der große Geschichtsschreiber Aventin noch mitten im Reformationsjahr hundert sagen. Gegenreformation und Barock Wenn man auf eine Konfessionskarte der deutschsprachigen Länder schaut, sieht man, wie die Sturmflut der Reformation alles mit sich fortgerissen hat, von Ostpreußen bis zur Schweiz, von Schleswig bis nach In nerösterreich. Nur das kleine Herzogtum Bayern bleibt stehen - eine Art Vormauer der katholischen Welt wie die spanischen Niederlande oder das Königreich Polen. Es mag sein, daß hier zunächst das stammes mäßige Beharren mitspricht und die alte Bindung an den lateinischen Süden, ent scheidend aber sind die Herzöge, die alt bayerischen Wittelsbacher. Sie stehen be dingungslos zum alten Glauben, leben sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt tiefer hinein in die vom Konzil zu Trient ausgehende kathoDle Stiftskirche von Reichersherg wirkt festlich und heiter. Die Farhigkeit der Deckenfresken und die Bewegtheit der Seitenaltäre in Stuck marmor erwecken im Besucher das Gefühl lebensbejahender, barocker Frömmigkeit. Foto: Bundesdenkmalamt Wien, Kirchhof lische Erneuerung. Sie holen die neuen Or den der sogenannten ,,Gegenreformation" ins Land, Jesuiten und Kapuziner vor allem, übernehmen die Führung der katholischen Partei im Reich. Gipfel dieser Entwicklung ist die lange Regierung des Herzogs und nachmaligen Kurfürsten Maximilian I. (1597-1651), der im Dreißigjährigen Krieg sein Bayern wie selbstverständlich neben die europäischen Mächte stellt. Maximilian hat dem ganzen bayerischen Raum seinen konfessionellen Absolutismus aufgeprägt und seine marianische Frömmigkeit - ein großer Reaktionär, der der Flut der Zeit den Damm entgegenbauen wollte, zwischen ei-
Jedes Barockkloster besitzt seinen Festsaal. Neben dem Bayri schen Saal im Nordtrakt steht in Reichersberg auch im Südtraktdes Stiftsgebäudes mit dem Augustlnussaai (Sommersaai) ein festlicher Raum zur Verfügung, gegenwärtig gerne genützt für Konzerte, im Bild: Eingang in diesen Saal. Foto: Bundesdenkmaiamt Wien, Kirchhof i nem unbegrenzten Gestern und einem unendlichen Morgen das Ewige suchte. Aber vielleicht hätten Maximilian, seine Räte, seine Hofbeichtväter und Kapuziner diplomaten, seine Generäle und Feldobristen, ihr Ziei nicht erreicht ohne die große Ekstase der nun anhebenden barocken Kunst und Kultur. Und Maximilians Sohn Ferdinand Maria ist bereits der Bauherr der Theatinerkirche schräg gegenüber der Münchener Residenz - der Theatinerkirche (1663 ff.), die heute noch mit ihrer prallen Kuppel und ihren bizarren Türmen den Wit telsbacher Staatsbarock repräsentiert. Baumeister aber waren nacheinander Agostino Barelli aus Bologna und Enrico Zuccalli aus dem Misoxer Tal in Graubünden. Etwa gleichzeitig bauten die Bischofsstädte im Südosten ihre Dome fertig: Salzburg mit ei ner Schauseite, die in jeder Weise die große Form des Südens hält; Passau mit einem Raum, der nach Ausmaß und steiler Kühn heit im ganzen deutschen Barock seines gleichen sucht. Die Meister hier Santino Solari und Arsenio Mascagni, dort Carlo Lurago und Giovanni Battista Carlone. Neben der bildenden Kunst gab es noch Dinge wie die italienische Prunkoper, das Ordensdrama, den Atem der geistlichen Kanzelrede . . . Die Hofkunst Italiener wurden den Bayern zu Lehrmei stern des Barock, den man hier nicht aus zweiter Hand empfing, sondern direkt über die Alpen holte. Bis das Rokoko kam und mit ihm die Selbstbefreiung von einer allzu schweren bombastischen Last. Natürlich, die ersten Anregungen gibt Frankreich, mit dem Bayern durch fast zweihundert Jahre ein enges Bündnis hält. Im Brennpunkt stand dabei der,,Blaue Kurfürst" Max Emanuel, der im großen Weltkrieg um die spani sche Erbfolge ein Hauptalliierter Ludwigs XIV. war- auch wenn ihm das 1704 die Nie derlage von Hochstätt und Blindheim ein-
brachte und die lange Verbannung In Bel gien und Frankreich. Max Emanuels Ober hofbaumelster Josef Effner hat aber dafür bereits bei Boffrand gelernt, und als 1724 Frangols Cuvillles nach seinen Pariser Jah ren In München einrollt, fährt der neue Stil sozusagen Im Rücksitz mit. Der Dachauer Gärtnerssohn Josef Effner und der Wallone Frangols Cuvillles verschmelzen die Anre gungen von außen und die künstlerische Kraft des Stammes selber zu etwas ganz Ei genem - eben zum bayerischen Rokoko. Effner schafft die Pläne zum Ausbau der Prunkschlösser und Flofgärten von Nym phenburg und Schleißhelm. Cuvillles aber gehören die Flucht der,,Reichen Zimmer" In der Münchener Residenz, das silberblaue Wunder der Amalienburg Im Nymphenburger Park, die schwelgerische Dekoration des ,,Alten Residenztheaters". Vielleicht Ist es wirklich, um mit Jakob Burckhardt zu re den, ,,der herrlichste Rokoko, der auf Erden vorhanden Ist, und an Erfindung und Ele ganz sogar den Prachtzimmern von Ver sailles überlegen". Das Kirchenrokoko Freilich, heute sehen wir neben dem Hof ge rade auch das Volk: einheimische Maurer meister, Bildschnitzer, Stukkateure und Freskanten führen die Salonfröhlichkeit der Schlösser hinüber In den Jubel Ihrer Roko ko-Kirchen. Entscheidend als Anreger und Förderer bleiben dabei die wiedererstande nen alten Klöster, die Im 18. Jahrhundert Ihre Spätblüte erleben. Sie alle bauen Ihre Abteikirchen um oder neu, zieren Ihre Hauswallfahrten aus, kümmern sich um Ihre vielen,,Inkorporierten Pfarrelen", so daß die Kunstwelle hinausgeht bis zur letzten Feld kapelle. Und dieses bayerische Kirchenro koko leuchtet hinein nach Oberösterreich und In die Bergtäler Tirols, fließt vor allem breit nach Oberschwaben aus, und zwar hin bis zum Bodensee. Nurder ,,RelchsstH" des großen Wiener Kaiserbarock oder der frän kische Spätbarock eines Balthasar Neu mann bedeuten droben am Main und drun ten an der Donau die große Barriere. Das er staunlichste Phänomen aber sind die Stuk kateure von Wessobrunn. Aus den paar Bauerndörfern um das Kloster, diesem Galspoint und Haid und dem zwei Stunden entfernten Raisting, gingen an die 600 Mei ster In alle Welt, und sie stukklerten von Ver sailles bis Warschau, von Schönbrunn bis Sanssouci. Und erkannte man sie noch Im 17. Jahrhundert an Ihrem schönen Akanthuswerk, nun Im 18. Jahrhundert wechseln sie über zum bayerischen ,,Bandelwerk" und zur französischen Rocallle - bis zuletzt Die prunkvolle Barockkanzel in der Stiftskirche Reichersberg aus dem Jahre 1718, die Josef Matthlas Götz aus Passau zugeschrieben wird. Kirchenmusik wird in den Klöstern seit Jahr hunderten mit Andacht betrieben. Kleine Orgel aus 1680 im Presbyterium der Stiftskirche Reichersberg. Foto: Bundesdenkmaiamt Wien, Kirchhof nur noch Ihr erstaunliches Können dasteht, Ihr sicherer Geschmack, Ihre einmalige Bra vour. Die großen Namen Den Anfang In der ersten Meisterreihe des Kirchenrokokos machen freilich die Brüder Asam. Sie haben zwar noch In Rom gelernt, Bernini als den starken Eindruck erlebt, aber als sie um 1720 auf den Baugerüsten von Kloster Aldersbach In Niederbayern stehen, berührt sie plötzlich der Anhauch der Mün chener Hofkunst um Josef Effner und seinen Kreis. Und wenn man dann zehnmal weiß, daß Cosmas Damian Asam der große Malerarchitekt war und Egid Quirin Asam der Bildhauer und Stukkateur: die beiden Brüder arbeiten einander unvergleichlich In die Hände und bauen Ihre Räume eigentlich aus Licht und Traum. Zwar kommen auch sie bis Mannhelm am Rhein und bis Maria Einsiedeln In der Schweiz, bis Wahlstatt In Schlesien und bis Kladrau In Böhmen, aber Ihre ganz eigengeprägten Bauten bleiben doch In Bayern selber. Etwa die Abtelklrchen von Weltenburg oder Osterhofen, die Ursullnenkirche In Straubing, Ihre Hauskir che In der Sendlinger Straße In München, die auch heute noch bei den Leuten einfach die ,,Asamklrche" heißt. Neben den Asam steht, schlicht und gerade, Maurer durch und durch, Johann Michael Fischer. In Burglengenfeld In der Oberpfalz geboren, heiratete er nach Wanderjahren In Böhmen und Österreich Ins Münchener Bauhandwerk hinein. Er wurde der Meister, der In vergrübelten Grundrissen Immer wie der den Einheitsraum des Kirchenrokokos suchte - den Raum voll Innerer Spannung und gelöster Harmonie, voll klarer Schau barkelt und vergleltender Musikalität. Die ßen am Ammersee, Berg am Laim vor Mün chen, das fürstliche Ottobeuren In Schwa ben: am Ende steht die Abteikirche von Rott am Inn als das reife Spätwerk des MelstersIn Ihrer Verknüpfung von Zentralraum und Langhausbau die einzigartige Lösung des Gedankens, der Fischer sein ganzes Leben bewegt hatte. Und neben den großen Wer ken Immer wieder ganz kleine Bauernkir chen. Der Grabstein In der Münchener Frauenkirche rühmt ja, daß Fischer nicht weniger als 32 Kirchen und 20 Klöster er baut habe, ,,Gemüter aber viele hundert durch seine altteutsche und redliche Auf richtigkeit". Aus dem sogenannten ,,Lechraln", wo sich Bayerisches und Schwäbisches so unver gleichlich mischt, kam der dritte: Dominikus Zimmermann. Als Bürgermeister von Landsberg am Lech saß er zeitlebens weitab vom großen Strom, und sein Werk Ist allerrelnste volksmäßige Kunst In Ihrer
Auch im Innviertel zählen die Fiiiaikirchen zu den Kostbarkeiten der oberösterreichischen Kulturlandschaft. Im Innviertel-Gedenkjahr findet das gotische Kirchiein von St. Georgen an der Mattig mit seinen drei Altären der Brüder Martin und Michael Zürn besondere Beachtung. Neben dem hohen Kunstwert wirkt in diesen Schnitzaitären auf den modernen Besucher vor allem ihre tiefe Voiksfrömmigkeit und ihre Lebensnähe. Im Bild die Schreinfigur des linken Seitenaitares mit dem hl. Martin hoch zu Roß. Foto: Bundesdenkmalamt Wien, Majchar L J r
Barocke Volksfrömmigkeit fand vor allem In der heimischen Krip penkunst ihren Niederschlag: Zwei Figurengruppen aus der Groß krippe von der ehemailgen Bürgerspitalskirche in Braunau am Inn, die sich jetzt im Bezirksmuseum (Herzogsburg) Braunau befin det, mit Darstellung der Hochzelt von Kana - nach der gelungenen Restaurierung durch Prof. Clara Hahmann. Fotos: Fr. Gangl t m ItÄ M >y.\ i
In der Krippenkunst wirkt barocke Geistigkeit bis in das 19. Jahr hundert, zum Teil bis in die Gegenwart nach, im Biid Passions krippe aus dem Städtischen Maierhofspitai in Passau, die ein Gianzstück der Krippenaussteiiung im Stift Reichersberg im Advent 1978 war. Foto: Fr. Gangl 4 hl. 1 w schönsten Vollendung. Er kommt immer wieder zum Wessobrunner Motiv des Säu lenumgangs, löst ganze Wände auf in wie gende Säuiensteliungen, musiziert mit sei nen Baßgeigenfenstern in wundervoller Freiheit. Und aiies, was er versuchte, er scheint wie eine Vorstufe der Waiifahrtskirche in der Wies, die der alte Mann den Prämonstratensern von Steingaden mitten in die Einsamkeit der Vorberge hineinbaute. Neben dem Dreigestirn der Asam, Fischer und Zimmermann hält sich im europäischen Rang nur noch der Name des Schnitzers ignaz Günther. Er ist 1725 zu Altmannstein in der Oberpfalz geboren, seit 1754 ,,Hofbefreyter Bildhauer" zu München, wirft in zwei kurzen Jahrzehnten eine Werkreihe heraus, die auf ihre Weise die ietzte Offenbarung des bayerischen Rokokos ist. Man kann Günther im Bayerischen Nationaimuseum studieren, an einer Einzeipiastik wie dem Schutzengei vom Münchener Bürgersaai oder im Altarensembie der bereits genann ten Abteikirche von Rott am Inn; es spricht nicht so sehr das Antlitz, sondern die nach außen gewandte Gestait - jenes rhythmi sche Ausgreifen, das den Raum selber zum Bild macht. Und Ignaz Günther zeigt, wie die Flofkunst und die Kirchenkunst doch wieder ineinandergehen. irgendwann, irgendwo, irgendwie muß er Franz Anton Bustelli be gegnet sein, dem berühmtesten Figuristen der Nymphenburger Rorzeilan-Manufaktur. Busteili, der wohl doch nicht in Locarno im Tessin geboren ist, sondern eher aus einer Familie jener ,,bayerischen Itaiiener" stammt, die seit Generationen als Maurer meister, Flandelsleute oder Kaminkehrer in den kleinen Städten an Inn und Salzach sa ßen. Ausstrahlungen Es scheint das Wesen dieses geistlichen Rokokos zu sein, daß alles, was seinen An hauch spürte, ins Festliche ging und ins.Fleitere, ins Flerzliche und ins Tröstliche. Da ist etwa die Musikkultur der reichen Präiatenklöster, wie sie gerade in unse'ren Tagen aus den Archiven wieder zum Leben erwacht: jedes Haus hat seinen eigenen Komponi sten; führt seine Pastoraimessen auf und seine Kirchensonaten; schwingt in einer Melodik, über der ein Vorklang Mozarts liegt. Das Volk aber greift zur Geige und zur Klarinette, zu Hackbrett und Harfe, liebt die leise Stubenmusik und das verhaltene Bau ernmenuett. Die Trachten lösen sich aus der Starre der Maximilianszelt und suchen jenes Anmutige und Gelassene, das den Aufzug des Oberbayern selbst heute noch aus zeichnet. So steht in Rott am Inn eine Not burga von etwa 1760 auf dem Altar: die hei lige Dienstmagd mit der blitzenden Sichel und dem wehenden lichtblauen Gewand, mit gepufften Ärmeln und bordiertem Rock, mit Mieder und Geschnür. Selbst die niede ren Bauernstuben werden auf einmal lichter; in der Schiafkammer steht, statt der alten Truhe, der buntbemalte Tölzer Kasten; im Herrgottswinkel schimmern die Hinterglas bilder aus dem Oberland oder dem Bayeri-
sehen Wald. Die alten Kirchenrechnungen zählen Posten um Posten her für geistliche Spiele und Prozessionen, für Weihnachts krippen und ,,Heilige Gräber", für ,,Maibü sche" und Johanneswein. Die Dankgaben aber, die man zu den Wallfahrten brachte, zeigten, wie man noch einmal,,wunderbare Hilf erlangt hatte": gemalte Tafeln, getrie bene Siibervotive, die vielen großen, reich gezierten Kerzen. Säkularisation und Tradition Natürlich hat das Rokoko etwas mit dem großen europäischen Vorgang der Aufklä rung zu tun. Der Aufklärung, die gerade in Bayern von den alten Klöstern getragen wurde und ihre gemäßigte, sozusagen ,,ka tholische" Spielart hatte. Noch waren die Glaubenskraft und die Frömmigkeit des Ba rockjahrhunderts nicht vertan, aber das Pa thos, der Ernst, die Schwere, die iösten sich und in die dunklen Schatten fiel die erste ra tionale Helle. Die bayerische Rokoko-Kir che als ein Aufleuchten auf der Schneide, genau vor dem Absturz! Schon 1796 überrannten die französischen Revolutionstruppen ganz Süddeutschland; seit 1799 regierte der alimächtige Minister Montgelas, der den modernen Staat aus formte und dem neuen Königreich seine schwäbischen und fränkischen Provinzen erwarb; 1803 kam die große Säkularisation, die nicht nur die Klöster wegfegte, sondern auch den ganzen alten Kirchenbarock aus löschen wollte. Aber das Volk hielt zäh am Hergebrachten fest, rettete ein Stück Ba rock, seine Feste, Bräuche, Gottesdienste, Prozessionen und Aufzüge, hinein ins windstiiie Jahrhundert der bayerischen Könige. Zwar noch Ludwig I. war ein halber Roman tiker und ein halber Klassizist, aber bereits Ludwig II., der unvergessene, baute mit seiW .(i. 1 ^ 1, ..m. £ i.ii. fiJll nem Linderhof eines der schönsten Schlös ser des ,,Zweiten Rokoko". Unter der Rege ntschaft des Prinzen Luitpold dann, 1886-1912, mit dem Wirken von Architekten wie Gabriel Seidi oder Friedrich Thiersch, wurde ein großzügiger, malerisch empfun dener Neubarock ohnedies zum Stil des ganzen Landes. Ein Neubarock, der auf seine Weise Einschläge des Münchener ,,Jugendstiles" in sich aufnahm. Noch lebt Barockes Gewiß, 1918 mußte das Haus Wittelsbach die Krone niederlegen; nach 1933 wollte Hit ler den bayerischen Staat überhaupt in ,,Reichsgaue" auflösen; 1945 stürzte auch unser Land in die deutsche Katastrophe. Der Wiederaufbau dann, mit zwei Millionen Kriegsflüchtlingen und Heimatvertriebenen auf der Straße, bedeutete das bewußte Zu schreiten auf die moderne Welt. Bayern, das auch ein Industriestaat sein wollte, nicht bloß die pittoreske Aipenrepublik der Bau ern, Handwerker und kleinen Gewerbetrei benden! Im kirchlichen Bereich aber kam das Zweite Vatikanische Konzil zum Tragen wie einst das von Trient, löste die alte latei nische Liturgie ab durch die Landessprache, machte viel Irrationales einsichtiger, aber auch karger. Trotzdem, noch liegt das barocke Tempe rament in der Luft, und wer offenen Auges übers Land fährt, spürt immer wieder die ur alten Unterströme: heimliches Romanentum, baiwarische Bauernkraft, das Wesen eines Stammes, der von allen Deutschen für das Kultische am empfänglichsten ist. Die Schotten, die Bayern, die Georgier, die Montenegriner, die Basken - irgendwie sind isie einander ähnlich. Sie alle haben ein f Selbstbewußtsein, das sich auf Selbstge nügen gründet und deswegen nicht leicht aus der Welt zu schaffen ist. Bezeichnenderweise wurde das Innviertel-Ge denkjahr mit der schon erwähnten Krippenaus stellung im Stift Reichersberg, Eröffnung am 11. November 1978, eingeleitet. Starker Besuch bewies den lebendigen Geist der Tradition. Im Bild das köstliche ,,Prager Jesulein" aus der Pestkapelle In Weng - ein typisches Beispiel für barocke Volksfrömmigkeit. Foto: Fr. Gangl
Tradition und Gegenwart des innvierteis im Spiegel seiner Gemeindewappen Geschichte und Kultur, Wirtschaft, Fauna und Flora als Motive der kommunalen Heraldik Herbert Erich Baumert Alle drei ihrem urkundlich erfaßbaren Auf treten nach frühesten kommunalen Wappen im damals bayerischen, östlich des Inn ge legenen Landstreifen enthalten die weiß blauen Rauten der Wittelsbacher als Sym bol der Territorialhoheit des angestammten Fürstenhauses: Das früheste Stadtwappen von Braunau, den stilistischen Merkmalen nach wohl älter als der auf uns gekommene Siegelabdruck aus dem Jahre 1331, enthält oben nebeneinander stehend je ein Schild chen mit dem gekrönten pfälzischen Löwen sowie mit den baierischen Rauten, darunter doppelt gekreuzte Zweige; im ersten, 1386 im Siegel der ,,erbarn purger ze Scherding" belegbaren, schräggeteilten Wappen er scheint zum oberen Rautenfeld unten eine geöffnete Tuchschere, während das 1435 von Herzog Heinrich IV. von Niederbayern an Ried verliehene, ebenfalls schräggeteilte Marktwappen im unteren Feld einen Bund schuh zeigt. Bei letzterem handelt es sich historisch einwandfrei nachweisbar um das alte Wappenblld der altbaierischen Grafen von Scheyern, die sich seit 1116 nach der bei Aichach gelegenen Burg Wittelsbach nannten. In dem 1519 im Druck erschiene nen ,,Volksbuch von Barbarossa" wurde mit der ,,wahrhaftigen Historie" von der Grün dungs Rieds durch den Müllerssohn Diet mar Anhänger das Aufkommen des Bund schuhwappens in Verbindung mit Ereignis sen während des Kreuzzuges von 1189 nachträglich zu motivieren versucht. Die 1779 durch den Friedensschluß von Teschen erfolgte Angliederung des ,,Innvier tels" an Österreich brachte naturgemäß mit vielen anderen Verordnungen auch Ände rungen der bestehenden Kommunalwappen mit sich; die jetzt ,.ausländischen" baieri schen Hoheitszeichen wurden durch Farben und Symbole des neuen Landesherrn er setzt: Das nun in Gebrauch genommene Siegel der ,,k. k. Landesfürstlichen Festungs Stat Braunau" zeigt den Schwert und Zepter haltenden, gekrönten Doppeladler der Habsburger mit dem österreichischen Hauswappen als Brustschildchen, auf des sen Mittelbalken als Rest aus dem ur sprünglichen Stadtwappen Zweige und Blätter gelegt sind. Schärding und Ried er setzten die,,baierischen Wecken" durch die weiß-roten Pfähle aus dem oberösterreichi schen Landeswappen; ins Rieder Wappen wurden noch drei aus der schrägen Tei lungslinie ins untere Feld wachsende Blätter eingefügt. Sechs Monate nach der Rückgliederung des 1809 wieder an Bayern abgetretenen Inn viertels erhielt Braunau 1816 von Kaiser Franz I. ein dreigeteiltes Wappen mit rotweiß-rotem Feld, einem Greif und Kressen zweigen verliehen. 1960 kehrte die Stadt er freulicher Weise von dieser VerlegenheitsKonstruktion wieder zum alten, historisch begründeten Wappen mit den Löwen- und Rautenschildchen zurück. - Im Siegel mit der Umschrift ,,Gaes: Reg: Magistrates Scheerding: Aust: Infer: Supra Onasum" er scheint ebenfalls ein dreigeteiltes Wappen, und zwar mit zwei Pfählen im ersten, dem nimbierten Doppeladler im zweiten sowie der Schere im dritten unteren Felde. 1960 wurde durch Beurkundung der oberösterrei chischen Landesregierung der Stadt Schär ding eine vereinfachte Wappenform ge nehmigt. - Ried bekam durch Erlaß des k. k. Ministeriums des Innern mit der Erhebung zur Stadt im Jahre 1859 ein neues ,,schöne res und reicheres" Wappen; der schräg viergeteilte Schild zeigt neben dem öster reichischen Doppeladler nun auch wieder die weiß-blauen baierischen Rauten, deren Aufnahme der Rieder Gemeinderat in seiner Eingabe mit dem besonders hervorgehobe nen Hinweis auf die eheliche Verbindung Kaiser Franz Josefs mit der Wittelsbacher Prinzessin Elisabeth erbat; den neben dem traditionellen Bundschuh nun ins Stadtwap pen inkludierten Ast mit drei Blättern ent lehnte man kurzerhand dem Wappen der abgestorbenen Anhänger zu Köppach und bezeichnete ihn als ,,Familienwappen" des sagenhaften (namensgleichen) Stadtgrün ders. Aus der bayerischen Zeit behielt lediglich Mauerkirchen die Rauten unbeschadet des Wechsels der staatlichen Oberhoheit in seinem Marktwappen, während in dem 1581 von Herzog Wilhelm V. von Bayern verlie henen Altheimer Wappen die ,.Wecken" ebenfalls von den weiß-roten Pfählen des Landes ob der Enns abgelöst wurden. Interessanter Weise ist bei einigen in den letzten Jahren entstandenen Innviertier Gemeindewappen eine reziproke Tendenz gegenüber den vor zweihundert Jahren ge übten bzw. befohlenen Maßnahmen zu be obachten, nämlich der Wunsch zur Auf nahme der bayerischen Herrschaftsinsignien, nunmehr als nostalgisch-verklärte Erin nerung an das alte Mutterland: So kamen die weiß-blauen Rauten in die Wappen von Feldkirchen bei Mattighofen, Fränking, Ort i. I. undTaiskirchen, der Löwe-allerdings in schreitender Form und veränderter Farbe ins Wappen von St. Pantaleon. - Das heute dem politischen Bezirk Vöcklabruck zuge hörige Pondorf, dessen Gemeindegebiet durch die seinerzeitige Grenzziehung zur Hälfte zu Bayern bzw. zu Osterreich gehör te, bringt diese historische Situation in dem 1974 verliehenen Wappen durch die Ge genüberstellung des baierischen Löwen und des Adlers aus dem oberösterreichischen Landeswappen besonders augenfällig zum Braunau am Inn Stadtwappen nach Siegelabdruck aus dem Jahre 1331 Schärding Stadtwappen nach Siegelabdruck aus dem Jahre 1386 Ried im Innkreis Marktwappen nach der Verleihungs urkunde 5. Mai 1435 Die weiß-blauen Rauten der Wittelsbacher in den drei ältesten kommunalen Wappen des heutigen Innviertels dokumentieren die damals bayerische Landesherrschaft. - Die Zweige mit Lindenblättern und Dolden, die Tuchschere und der Bundschuh treten als individuelles örtliches Kennzeichen in Erscheinung
Löwe und Adler im Wappen von Pondorf erinnern an die Teilung des heutigen Gemeindegebietes durch die einstige Grenze zwischen Bayern und Oberösterreich dete und 1683 wieder eingegangene Kollegiatstift erinnert. Groß ist die Zahl der aus den Wappen längst erloschener Adelsfamilien entnommenen Embleme, die als Erinnerung an die einstige Grundobrigkeit oder an den ehemaligen Schloßherrn in der kommunalen Heraldik weiterleben; Von den altbaierischen Ge schlechtern sind die Ahamer, die durch fast sechs Jahrhunderte Schloß Neuhaus in ih rem Besitz hatten, mit einem Leoparden im Gemeindewappen von Geinberg verewigt; die Rosen der 1525 ausgestorbenen Maut ner von Katzenberg finden sich im Wappen von Gurten, dessen Gemeindegebiet einen Teil dieser Herrschaft bildete. Mining wählte mit dem über eine Hürde schreitenden Lö wen das Stammwappen der Baumgartner, die von 1508 bis 1883 Herren auf Schloß Frauenstein waren. Neukirchen an der Enknach übernahm mit drei Äpfeln das ,,spre chende" Wappen der Apfenthaler, die bis ins 16. Jahrhundert Besitzer des 1830 ab gebrochenen Schlosses waren, Palting wählte die Kleestaude der Mundenheimer, deren heute nicht mehr bestehender Edelsitz bereits 1122 als ,,Muntenhaim" beur kundet ist. Auf die ehemaligen Grundherr schaftsverhältnisse weist der Marsbacher Rüde im Wappen von Antiesenhofen, die im Gemeindewappen von Lochen stehende ,,redende" Spitze der Tannberger auf deren Stammsitz auf dem sich im Süden der Ge meinde erstreckenden Höhenrücken. Aurolzmünster wählte 1974 als neues Markt wappen im gespaltenen Schild eine KombiAusdruck; der die beiden Herrschaftszei chen trennende Mittelstreifen soll den da mals zur Verteidigung bestimmten ,,Land graben", dessen Ausbau und Erhaltung durch Robotleistungen der Untertanen be werkstelligt wurde, symbolisieren. Ostermiething hat bereits vor fünfzig Jahren - 1928 - neben den österreichischen Farben die weiß-blauen Rauten ins neue Markt wappen einbezogen und die Aufnahme im Feierspruch' Wir liebten es und He bens noch, das nachbarliche Bayern . . ." bekräftigt. Die territoriale Landeshoheit des Hochstif tes Passau dokumentiert der rote Wolf als bekanntes Zeichen des geistlichen Fürsten tums im alten, seit dem 17. Jahrhundert in Gebrauch stehenden Marktwappen von Obernberg am Inn (das erst 1782 an Öster reich kam) sowie als historische Remininiszenz in den Wappen der ,,jungen" Märkte Andorf und Münzkirchen aus den Jahren 1951 bzw. 1959. - Kopfing erinnert mit drei goldenen aufrechten Rauten im schwarzen Schildhaupt aus dem Wappen Bischof Ur bans von Trenbach indirekt an das ehema lige Untertansverhältnis eines Großteils der Kopfinger Bauern zur Herrschaft Vichtenstein, die seit 1227 bis zur Säkularisation 1803 im Passauer Besitz war. Durch die Entnahme eines Flügels bzw. von drei Lilien aus den Wappen der Stifte Reichersberg bzw. Suben bezeugen die beiden gleichnamigen Gemeinden ihre hi storisch-kulturelle Verbundenheit mit ihrer blühenden bzw. 1784 aufgelösten Augustiner-Chorherren-Propstei. - Das über zwei hundert Jahre alte Marktwappen von Engelhartszell zeigt den Buchstaben ,,E" aus dem Wappen des ehemaligen passauischen Zi sterzienserstiftes (heute Trappistenklosters) Engelszell, während Mattighofen mit Mondsichel und Stern an das 1436 gegrünObernberg am Inn Münzkirchen Der rote ,,Passauer Wolf" war durch fünf Jahrhunderte das heraldische Symbol fürstbischöflicher Herrschaft. Der Dreiberg im Marktwappen von Obernberg verweist auf den Ortsnamen, die drei Bäume im Münzkirchner Wappen kennzeichnen den Markt als zentralen Ort des Sauwaldgebietes fmSImk Reichersberg Suben Flügel und Lilien sind dem Wappen der für die beiden Orte wirtschaftlich und kulturell bedeutenden, im elften Jahrhundert von baierischen Adeligen anstelle ihrer Edelsitze gegründeten Augustiner-Chorherren-Stifte entnommen. Die Wellen deuten auf die markante Lage am Inn
Geschlechtswappen oder Embleme daraus als historische Reminiszenz an die Patrimonalherrschaft des Adels: Auroizmünster: Vorne die zweifachen Sparrenbalken der Tannberger, hinten gekreuzte Pusikane aus dem Wappen der Herren von der Wahl, die durch 300 bzw. 100 Jahre Herren auf Schloß Auroizmünster waren Fränking: Der auffliegende Rabe des gleichnamigen Ritter geschlechtes, kombiniert mit zwei Seerosen als Hinweis auf den Holzöstersee. Die Rauten im Schildhaupt betonen die ehemalige Zugehörigkeit der Hofmark zum bayerischen Pflegegericht Wildshut Eggeisberg: Wappenbild des 1621 ausgestorbenen altbayeri schen Geschlechtes der Sonderndorfer, das einst Besitzer der bis auf geringe Reste der Umfassungsmauer abgetrage nen Burg Ibm war Auroizmünster Eggeisberg Mining: Der über eine Hürde schreitende Löwe ist das Stammwappen der Baumgartner, von 1508 bis 1883 freie Herren auf Schloß Frauenstein Palting: Die silberne Kleestaude in Blau der Mundenhaimer, deren heute nicht mehr bestehender Edelsitz bereits 1122 beurkundet ist Weilbach: Wappen des im 16. Jahrhundert erloschenen Geschlechtes der Elrechinger, die im jetzigen Gemeindegebiet ihren Stammsitz hatten nation aus Emblemen einstiger Inhaber der Hofmark: vorne den verdoppelten Sparren balken der Tannberger, die von 1375 bis 1676 den Lehenbesitz innehatten und schon früh das Marktrecht für Auroizmünster er werben konnten; hinten zwei gekreuzte Streitkolben aus dem Geschlechtswappen der Grafen von der Wahl, die von 1676 bis 1797 Herren von Auroizmünster waren und dessen Ferdinand Franz Xaver die heutige Schloßanlage erbauen ließ. Mühlheim am Inn entnahm das mit drei Sternen belegte Schildhaupt aus dem Wappen der Thuemair, dem für die Geschicke des Ortes be deutendsten Geschlecht unter den Inhabern dieser Herrschaft. Pramet zeigt mit einem Lindenbaum das Ritterwappen der Pabenschwandtner, die im heutigen Gemeindege biet ansässig waren. Ort i. I. wählte den ,,re denden" Eichenzweig der Aichperger, de ren Chunradus bereits 1150 als Herr des Sitzes Aichberg nachweisbar ist. Lambrechten übernahm die Wappenfarben des ritter mäßigen Geschlechtes der Messenbach, die hier ihren Stammsitz hatten. Das von der Gemeinde Perwang übernommene Wappen der Schettinger - ein mit Hahnenfedern be stecktes Brauschaff- erinnert an die einsti gen Inhaber dieses Edelsitzes, das Eich hörnchen der im 16. Jahrhundert ausge storbenen Herren von Elreching figuriert im Gemeindewappen von Weilbach, während zwei Fische im Wappen von Dorf a. d. Pram an die bereits 1170 schriftlich bezeugten Augendopler erinnern. Der Ahornzweig im Wappen von Höhnhart bezieht sich auf die Herbstheimer, deren abgekommener Sitz in der gleichnamigen Ortschaft noch heute als Erdwerk im Gelände erkennbar ist. Andrichsfurt griff mit drei Schilfrohren auf das Wappen der hier einst ansässigen Murheimer zurück, die Sonderndorfer sind mit ge kreuzten Lilienstäben im Gemeindewappen von Eggeisberg vertreten; sie waren im 16. Jahrhundert Besitzer der heute nicht mehr vorhandenen Burg Ibm. An das baierisch-salzburgische Geschlecht der Kuchler, 1377 bis 1439 Inhaber der Herrschaft Friedburg, erinnert der Hirsch im Wappen von Lohnsburg, namensgleich mit den Ge meinden stehen die Stammwappen der Eit zinger, der Frankinger und des 1550 erlo schenen Geschlechtes der Zeller in den Ortswappen von Eitzing, Fränking und Zell a. d. Pram. Nicht weniger häufig wie die von den Ge meinden übernommenen Motive aus den Familienwappen der Grund- und Schloß herrschaften sind die bildlich ,,redenden" Anspielungen auf den Ortsnamen, sei es nun in unbefangener volksetymologischer Deutung oder mit wissenschaftlicher Be gründung: Auf den Gemeindenamen hin weisende Wappenbilder aus dem Tier- und Pflanzenreich zeigen eindeutig Raab und Roßbach, während das Gemeindewappen von Fornach auf die Namensherkunft aus dem mhd, ,,varn" (= Farnkraut) verweist; Haigermoos versinnbildlicht seinen Namen durch einen Reiher (mhd. ,,haiger") und ei nen Moosrohrkolben, ebenso wählte die Gemeinde Moosdorf zwei gekreuzte Rohr- (Moos-)kolben zur Verdeutlichung ihres Namens. Höhnhart steilt mit Ahornblättern auf einem Dreiberg die Verbindung zu Hart
,.Sprechende" Darstellungen nehmen in freier sprachlicher Übersetzung auf den Ortsnamen Bezug: Raab: Das eindeutig redende Wappentier wurde von König Max Joseph dem Markt 1813 - drei Jahre vor der endgültigen Eingliede rung des 1809 von Österreich wieder an Bayern abgetretenen Innviertels - verliehen Fornach: Deutung des Ortsnamens vom mhd. varn (= Farnkraut): erste urkundliche Nennung 1462 als ,, Vornach" im Lehenbuch des Königs Ladislaus Haigermoos: Die beiden Wappenbilder symboli sieren die begriffliche Zusammensetzung des Ortsnamens aus dem mhd. haiger (= Rei her) und Moos (= sumpfiger Boden [mit Moos kolben]) Halgermoos Mauerkirchen: Der älteste bekannte Siegel abdruck aus dem Jahre 1476 zeigt nur eine aus Steinen errichtete ,.gemauerte" Kirche, seit 1534 nachweisbar kamen der pfälzisch bayerische Löwe und die Rauten dazu Mühlheim am Inn: Die Schiffmühle betont den Ortsnamen und weist zugleich auf ein altes, schon der Vergangenheit angehörendes Gewerbe; die Sterne im Schildhaupt stammen aus dem Wappen der Thuemair Taufkirchen a. d. Pram: Der den Ortsnamen charakterisierende Taufstein unterstreicht zugleich die Stellung der alten Siedlung als eine der Ursprungspfarren des unteren Innvier tels Mauerkirchen Mühlheim am Inn Taufkirchen a. d. Pram (= Wald) her, Perwang erklärt mit drei he raldischen Rosen den Namensteil Wang (= Wiese). Aspach, Atzbach, Mehrnbach und Roßbach betonen ihren zweiten Na mensteil mit der Aufnahme von Wellen ins Gemeindewappen. Dreiberg, eine gemau erte Kirche und ein Rundschild in den Wap pen von Obernberg am Inn, Mauerkirchen bzw. Schildern sprechen eine deutliche Sprache, bei dem 1928 an Ostermiething verliehenen Marktwappen soll die über ei nen Hügel aufgehende Sonne Indirekt den schon im 7. Jahrhundert schriftlich überlie ferten alten Namen ,,Ostermuntingin" (= Siedlung auf dem ostgelegenen Berg) symbolisieren. Für Mühlheim am Inn steht als Namenshinweis eine Schiffmühle Im Wappen, der Ortsname Taufkirchen a. d. Pram wird durch einen Taufstein tref fend versinnbildlicht. Die Schere im Schär dinger Stadtwappen gehört ebenso zu den vermeintlich redenden wie der Aal im Marktwappen von Aitheim ais seinerzeit versuchte, jedoch verungiückte Anspielung auf den Ortsnamen. Beliebt ist die Aufnahme von Hinweisen auf den iandschaftlichen Charakter der Ge meinden in die Ortswappen, wie etwa die örtliche Lage an einem Fluß, z. B. Mühlheim und Reichersberg am Inn, Hochburg-Ach an der Saizach, Andorf und Taufkirchen an der Pram oder im Hügelland wie Andrichsfurt, Höhnhart und Ostermiething. Münzkirchen stellt sich mit drei Nadeibäumen im Markt wappen als Hauptort des Sauwaldgebietes vor, Aspach, Maria-Schmolln und Munderfing beziehen sich mit Bäumen bzw. Tan nenzweigen auf die Kobernaußerwaldland schaft. Drei Rohrkolben im Ortswappen von Andrichsfurt erinnern an das ehemalige Sumpfgelände Im Tal des Osternachba ches, Halgermoos verweist ebenfalls auf die frühere Versumpfung größerer Teile des heutigen Gemeindegebietes; die Seero senblüten im Wappen von Fränking deuten auf den zum Naturschutzgebiet erklärten Holzöstersee. Von markanten Bauwerken als Wahrzei chen der Gemeinden steht in den Kommu nalwappen die naturgetreue Darstellung von Kirchen im Vordergrund, so die kompli zierte Wiedergabe der das Ortsbild beherr schenden Pfarrkirche von Aspach mit dreischiffigem Langhaus und Turm mit hohem Doppelzwiebelhelm sowie der gotische Kirchturm von Mehrnbach; Sigharting zeigt das 1570 errichtete und 1870 von der Ge meinde erworbene Schloß als historischen Mittelpunkt des Ortes. Das 1486 von Herzog Georg dem Reichen an Uttendorf verliehene Marktwappen symbolisiert mit einem wuch tigen zinnenbekrönten Turm die heute längst verschwundene Burg, einst Sitz der Uttendorfer und Granse, zuletzt 1481 im herzoglichen Besitz. Der heute dem Bezirk Ried zugehörige, jedoch schon vor 1779 österreichische Markt Riedau zeigt in dem ihm 1569 von Kaiser Maximilian II. verliehe nen Wappen ebenfalls die sinnbildliche Darstellung des dort stehenden Schlosses, das 1326 der ehemalige Besitzer Chunrad von Zell als ,,mein rechtes Caufaigen, das Haus ze Rydaw" bezeichnete. Das Wirtschafts- und Erwerbsleben der Be völkerung manifestiert sich in den Ortswap-
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