Bücherecke Christa Fürstenberg: Oberösterreich entdecken. Landschaft - Kuitur - Freizeit. - Inns bruck/Wien/München: Tyrolia-Verlag, 1978, 328 Seiten, 48 Kunstdruckbiider, 15 Kartenskizzen, Piastikumschiag, Ladenpreis S 190.-. Bereits im Titel deutet die Autorin an, daß sie mit ihrem ,,Wanderbuch" an die Reiseiiteratur des vorigen Jahrhunderts anknüpfen möchte. Da mals, ais ein neues Naturgefühi erwacht war, be gannen Maler, Wissenschafter und Dichter ,,idyllische" und ,,pittoreske" Landschaften zu ,,entdecken". In Oberösterreich gewannen das Salzkammergut und das Donautai einen Vorzug. Dem Professor an der k.-bayerischen Universität zu innsbruck, Josef August Schultes, der 1809 seine ,,Reisen durch Oberösterreich" veröffent lichte, foigten bald viele Schriftsteller nach, die oft sehr überschwenglich und in biedermeieriicher Behaglichkeit ihre Reiseeindrücke einem ,,ver ehrten Publikum" mitteilten. Christa Fürstenberg greift diese Tradition auf. Sie schreibt in der Einleitung, daß ihr Buch aus,,Neu gier" entstanden sei und daß es eine ,,Einladung, das Land ob der Enns (besser) kennenzulernen", sein wolle. Sie bedient sich dabei der Erfahrungen zeit genössischer Journalistik und Touristik. Sie schreibtfür ein modernes Publikum, allerdings im Geiste altbewährter Liebe zu Natur und Kunst. Sie wendet sich nicht an Fachleute, sondern an kultivierte Laien, die ihre Freizeit sinnvoll mit Streifzügen durch das stille Oberösterreich ver bringen wollen. Sie stellt in einem einleitenden Text dieses Land ob der Enns gegenüber den klassischen österreichischen Fremdenverkehrs gebieten Wien, Salzburg und Tirol als ein ,,Aschenputtel" vor, das schon früher viele ,,Lie beserklärungen" erfahren habe, die heute noch ,,aktuell" sind. Der Verlag bezeichnet dieses Buch ais ,,Freizeit führer", der die beiden Tyroiia-Wanderbücher ,,Wandern in Oberösterreich 1/2" (Besprechun gen im Heft 3/1978) sinnvoll ergänze. Der Leser wird mit den oberösterreichischen Landschaften und den meisten Fremdenver kehrsgemeinden bekannt gemacht. Er wird in je dem Kapitel zu einem Rundgang und zur Besich tigung der wichtigsten ,,Sehenswürdigkeiten" angeregt, erhält die notwendigen Informationen über ,,Kur" (wenn vorhanden), ,,Freizeit", ,,Fremdenverkehr", ,,Wandergebiet" und allen falls auch ,,Sehenswertes am Wege". Die Autorin ist Mitarbeiterin der ,,Oberösterrei chischen Nachrichten", wo sie seit fünf Jahren eine Artikelserie über oberösterreichische Wan derzielebearbeitet. Zu danken ist ihr, daß sie nicht nur die bekannten und traditionellen oberösterreichischen Frem denverkehrsgebiete darstellt, sondern auch ver borgene Schönheiten entdeckt. Typisch hiefür ist, daß sie die Wanderung durch Oberösterreich von Westen mit der Landschaft am Inn, den OberInnviertler Seen und dem Hausruck beginnt. Dann erst wendet sie sich den klassischen Reise landschaften des Traunvierteis, Salzkammergut, Almtai, Pyhrn und Eisenwurzen, zu. Liebevoll wird das Alpenvorland ,,Zwischen Donau und Enns" sowie ,,An Krems, Traun und Trattnach" vorge stellt. Es folgen ,,Die Donau" und der ,,Strudengau". Schließlich wird das Mühlviertel ,,Entlang der Pferdeeisenbahn", ,,Durch den Haselgra ben" und ,,Zwischen Donau und Böhmenwaid" erschlossen. Franz Baumer: Das sanfte Gesetz. Roman über Adalbert Stifter. - Passau: Verlag Passavia, 1978, 331 Seiten, 1 Farbtafel, farbiger Schutz umschlag, Ladenpreis S 232.40. Adalbert Stifter wurde mit einem Ehrengrab auf dem St.-Barbara-Friedhof in Linz ausgezeichnet. Es wurden ihm Denkmäler gesetzt. Nicht zuletzt darf er in der oberösterreichischen Landeshaupt stadt Linz, in der er sich redlich als Schulrat ab geplagt hat, für (vorläufig) ewige Zeiten in Bronze auf einem Granitfelsen an der Promenade sitzen, so wie ihm dies ein Bildhauer 1902 sicherlich in guter Meinung zugedacht hat. Seinem Andenken wird jedoch keine Ruhe gegönnt. Psychoanalyti ker und Germanisten nähren sich von seinem Nachruhm. Sie betonen zwar in jedem Vortrag und in jeder schriftlichen Äußerung seine literari sche Bedeutung, stellen jedoch in einem Atem zug die Lauterkeit seiner idealistischen Lebens auffassung und die Lesbarkeit seiner Dichtung in Frage. Die Gegenfront wird von den Stifter-Anbetern ge halten, die liebevoll die Gedenkstätten pflegen und an ihrem Idol keinen dunklen Fleck dulden wollen. Jenseits von all dieser Manipulation stehen Stif ters Schriften, seine Novellen, Romane, seine Briefe. Die jährlich neu erscheinenden Werkaus gaben beweisen das Interesse einer unbekann ten, doch sicherlich weit verzweigten Leser gemeinde. (Verleger drucken nur, wenn sie ihre Produkte verkaufen können.) Diesem nachweisbaren Lesebedürfnis entspricht auch der vorliegende biographische Roman über Adalbert Stifter, ein Künstierroman, verfaßt von einem Münchner Germanisten und Publizisten, der sein Handwerk versteht. In einem Nachwort schreibt Franz Baumer, daß es schön wäre, ,,wenn mein Buch dazu beitragen könnte, ihn (Stifter) selbst unter neuen Aspekten wiederzulesen . . ." Dies ist ihm gelungen. Die Handlung ist geschickt romanhaft aufgebaut. Wir treffen den Dichter als kranken, alten Mann im Rosenbergergut, wo er im Wald Erholung erhofft und an seinem Witiko arbeitet. Dabei sinniert er seinem Leben nach, das an ihm in Erinnerung und Traum vorüberzieht. Brief- und Textsteiien aus seinen Werken werden ais Romandialog venwendet. Auf der Fahrt nach Wien zum Studium hört er die ,,Stimme des Traumvogeis", der ihm von sei nem Traum kündet, den er nie aufgeben wird. Ausführlich wird das Leben des Dichters bis zur Revolution 1848 dargestellt. Seine Linzer Jahre werden eher zusammengerafft. Im letzten Roman kapitel ,,Der große Schneefall" führt uns der Au tor ins Rosenbergergut zurück, wo Adalbert Stifter nach seiner ,,nächtlichen Seibstbegegnung" zu neuem Tagwerk erwacht. Die Krankheit nagt an ihm. Ein mächtiger Schneesturm veranlaßt ihn zu fluchtartiger Heimkehr. Noch hat er ein Jahr und zwei Monate zu leben. Der Witiko wird fertig. Ein Lebenswerk, das dem Schönen dienen wollte, wird vollendet. Es mag manches gegen den Ver such, Adalbert Stifter zu einer Romanfigur zu ma chen, einzuwenden sein. Künstlerromane sind historischen Romanen zu vergleichen, die durch aus in der Lage sein können, zum populären Ver ständnis einer historischen Periode oder Persön lichkeit beizutragen. So auch bei einem Dichter. Allerdings sind dem Autor einige Ungenauigkeiten unterlaufen, so z. B. bei der Beschreibung von Kremsmünster, das nicht ,,irgendwo zwi schen Schlägel und Linz an der Krems liege", sondern südlich von Linz situiert ist. Auch schreibt sich der Ortsname Schlägel ohne e. Das sind Kleinigkeiten, die bei einer Neuauflage aus gebessert werden können. Nicht ganz einzuse hen ist auch, daß Franz Baumer in seinem Nach wort als Quellen einige Biographien und Unter suchungen anführt, so von Hermann Augustin, Josef Bindtner, Moriz Enzinger, Alois Groß schopf, Otto Jungmair, Urban Roedl und Gustav Wilhelm, jedoch das Werk von Alois Raimund Hein, ,,Adalbert Stifter. Sein Leben und seine Werke", verschweigt, das mit soviel Herzens wärme geschrieben worden ist und in der Aus wahl von Stifterzitaten so viele Parallelen zu Franz Baumers Stifterbild aufzeigt. O. W. Reprografie progratie Senzenberger ROSEGGERSTRASSE 42 B 4910 RIED I. I., TEL. 2166 TECHN. 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