Theaterzettel einer Fest-Vorstellung des Dilettanten-Theaters in Braunau am Inn. Foto; W. Baier Das schon erwähnte Inventarverzeichnis aus dem Jahr 1876 umfaßt 381 Posten und wird ergänzt durch ein Zuwachsverzeichnis seit 1878, das wahrscheinlich aus den letz ten Jahren des 19, Jahrhunderts stammt. Es beginnt bei den Möbeln im Zuschauerraum und endet bei kieinen Requisiten. Es gab da fünf gepolsterte Bänke für den ersten Platz, acht Hoizbänke für den zweiten Platz und zwei Hoizbänke für die Gaierie. Sechs wei tere Holzbänke und sieben Notenpulte standen dem Orchester zur Verfügung. Für die Bühne waren elf verschiedene Dekora tionen vorhanden, darunter eine Stadtdeko ration mit zehn ,,Coulissen", eine Gebirgsund eine Waiddekoration, ein blaues, ein gelbes und ein grünes Zimmer, eine Bau ernstube und ein Kerker. Daneben waren noch die verschiedensten Versatzstücke verfügbar und natürlich jede Menge Requi siten. Besonders reichhaltig war der Ko stümfundus, wobei wieder die große Zahl von Uniformen und Uniformstücken auffällt. Es gab da Infanterieröcke, ein ,,roth Samt Wamps mit Flitter", einen ,,Seiden Rok Ro koko gestikt", Blechrüstungen, Grenadier mützen, Wehrgehänge, Harlekinkostüme, Heime, Federbüsche, Roßschweife, Perükken und Bärte aus Hanf und Haar und so weiter und so fort. Dieser reichhaltige Fundus ermöglichte es den reisenden Truppen, mit leichtem Ge päck zu reisen. Und das Publikum war lange Zeit damit zufrieden, daß es die verschiede nen Stücke in immer wieder gleichen Deko rationen sah. Klagen über mangelnde Ab wechslung in den Dekorationen gab es erst, als sich im Spielplan der Wandertruppen die Wiederholungen häuften. In Braunau be gann dies in den zwanziger Jahren. Vorher hatte das Repertoire der Wandertruppen überwiegend aus ,,Novitäten" bestanden und es gab innerhalb einer Gastspielserie kaum Wiederholungen. Nach dem Ersten Weltkrieg häuften sich aber nicht nur die Wiederholungen, sondern auch die Spiel pläne der einzelnen Truppen wurden ein ander immer ähnlicher. Wandertruppen In Braunau Die Mehrzahl der Vorstellungen im Stadt theater Braunau wurde von den verschiede nen Wandertruppen bestritten. Der Brau nauer Theater-Verein trat nur einige Maie im Jahr mit Aufführungen hervor, wobei die Ak tivität stark fluktuierend war; im Durch schnitt kann man von zwei Vorstellungen pro Jahr sprechen. Es gab aber Jahre mit wesentlich mehr als 50 Spieltagen. Diese gestalteten die Wandertruppen, wobei eine Gastspielserie ungefähr 6 Wochen dauerte, zwischen 20 und 30 Vorstellungen umfaßte m Sti«* Mittwoch den 23. April 1870; gc^Snrftcdinii; PR0L06 '' ««Safte 1-4 gcMu M Cfltt SaiiliKc toorgrtntgm tm Ixn SRitgtUbcrn bcc Lteiierlnfcl BrABoaa »nti M LiederkrABS«« Sia^Mcli. - ■ ♦sne^SBt« Introbifhtiön ant laviationf« ^ U6<r ci« Originatl^ciita „Trock<»iie iUiimcu'* |iir i^iuno iinb »en Fr. Schubert. - ^ ^ " ■ ■ I« jcdfs Siedchen ii'il! ich hauchen. Sirt füt Scncan mit tJcgtcitiiiiij w»n Wilh. Heiser. ■ Zum Beschlüss; ca iea Üliaiflcr. @eRrti>iQ> iit l i»n Aiiloii ^crfratn: ftütfl Äoant^. i'ialiume Äubertin, ftint Jrau. ■' Coflcur, ÄoaumMmer. VrutKr. l'orcBj ^angelhemtncr, Sortier. i SÖapt, \iaufcr. Wttti, frUtt l:ethttr, ©alouioit Ovhcnheimtc. SRonfieut Subetti«, i Ott Bab bct .^anMang: tut flauahj'fdie im l'S-t. Xtiiiflrügiiiss isl für bi? biirt| '^slitrsrliupiiiiiimig upriiiigiiitkleu J^euiol^iwr ber fcätitgl. iing»ri»t|w ^wslabl SZEGEDIN besliiiiiiil. Preise der Plätze wie gewöhnlich ohne der Wohlthätigkoit Schranken zu setzen. €n|fu-(Brii|fimii|j 6 Wftr, titiifimi) iitiicifv i Uhr. und in der Regel jede dieser Vorstellungen für Braunau eine Premiere war. Leider er lauben die Quellen keine lückenlose Wie dergabe der Spielpläne; das Repertoire buch des Theater-Vereines ist nicht mehr aufzufinden und die Lokalpresse ist in ihrer Berichterstattung nicht mit gleichbleibender Sorgfalt am Werk. Wir können aber einige Truppen und für Braunau bedeutsame Auf führungen herausgreifen. Sicher wurden Schülers ,, Räuber" in Braunau schon vorher aufgeführt, aber erstmals nachweisbar ist die Aufführung dieses Werkes am 29. März 1864 durch die Truppe Auguste Ernst-Karnowsky. ,,Die Ahnfrau" von Grillparzer kann mit Sicherheit erstmals in Braunau nachge wiesen werden am 2. Juni 1867 durch die Truppe Berthold Vogel aus Passau. Im Fe bruar und März 1869 spielten die Dilettanten Nestroys unsterbliche Posse ,,Lumpazi vagabundus" mit so großem Erfolg, daß ins gesamt drei Vorstellungen gegeben werden mußten, was damals gänzlich unüblich war. Schon 1871, also ein Jahr nach der Urauf führung, brachten die Braunauer Dilettanten Anzengrubers ,,Pfarrer von Kirchfeld" her aus. Die Truppe R. Schmid gastierte in Braunau vom 4. Juni bis 6. Juli 1882 und spielte dabei ,,Maria Magdalena" und ,,Ag nes Bernauer" von Friedrich Hebbel, ,,Wil helm Teil" und ,,Jungfrau von Orleans" von Schiller und von Raimund ,, Verschwender" und ,,Aipenkönig und Menschenfeind". Von keinem dieser Werke ist vorher eine Auffüh rung in Braunau nachweisbar. Im Jahr 1883 tauchten zwei Truppen auf, die hauptsäch lich dadurch erwähnenswert sind, weil sie mit ziemlich großer Regelmäßigkeit im Braunauer Stadttheater ihre Gastspiele ga ben. Es sind dies die Truppe Gürtler, die sich später mehr und mehr der Operette zuwen dete, und die Truppe Hampei, die den Braunauern am 27. August 1885 wahr scheinlich erstmals Franz von Schönthans berühmten Schwank ,,Der Raub der Sabin erinnen" vorsteilte. Die Truppe Hampei brachte außerdem schon 1900 ,,Fuhrmann Henschel" von Gerhart Hauptmann und 1911 die beiden Schönherrschen Dramen ,,Erde" und ,,Glaube und Heimat" und be wies damit eindeutig den Willen zu progres siver Spielplangestaitung. 1892 und 1893 gastierte die Truppe Mathilde Erfurth In Braunau und brachte neben Schiliers ,,Ma-
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