Denkmalpflege Die Restaurierung der Stadtpfarrkirche St. Georg in Schärding Franz Engl Der wirtschaftliche Aufschwung Schärdings als landesfürstliche Stadt des bayerischen Herzogs an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert, die politische Bedeutung als Verwaltungsmittelpunkt des unteren Inn viertels sowie die strategische Lage am Inn übergang im Schütze einer Burg führten dazu, daß Schärding aus dem alten, großen Pfarrsprengel St. Florian am Inn herausge löst und eigene Pfarre wurde. Heinrich Ferihumer, der verdienstvolle Kir chenhistoriker und Heimatkundler, konnte durch eingehende Untersuchungen nach weisen, daß diese Umpfarrung und auch den Bau der Stadtpfarrkirche der herzogiiche Beamte und Burgpfleger von Schärding, Ritter Ludwig der Grans, veranlaßt hatte. Bi schof Bernhard von Passau bestätigte und Herzog Stephan von Bayern genehmigte dies im Jahre 1307. Wie das einfache Kreuzgewöibe im Läut haus des Westturmes der Stadtpfarrkirche Schärding heute noch zeigt, handelte es sich um einen frühgotischen Bau. Der wirt schaftliche Wohlstand drückte sich auch in den zahlreichen Stiftungen an die Kirche zwischen 1450 und 1500 aus, auf Grund de ren es zum Anbau von Kapellen kam und zur Errichtung eines neuen Ostchores in hoch aufschießender Spätgotik, dessen Mauer werk und Strebepfeiier noch erhalten sind. Das Temperabild auf Putz von Hans Do nauer d. J. um 1588 im Antiquarium der Re sidenz München bezeugt dies gut. Das junge Barock ersetzte um 1660 den go tischen Pyramidenhelm des Turmes durch einen hohen Achteckaufsatz mit Zwiebei, und eine Nachricht von 1686 besagt, ein prächtiger Hochaltar aus Holz ginge mit Hilfe einer Anleihe beim Geistlichen Rat in München seiner Vollendung entgegen. Doch in der Nacht vom 27. zum 28. August 1703, als der kaiserliche Generai Reventlau im Zuge des Spanischen Erbfolgekrieges das noch bayerische Schärding bombardie ren ließ, wurde auch das schon baufällige Gotteshaus schwer beschädigt. Nach lang wierigen Beratungen wurde ein Neubau be schlossen, der nach heftigem Konkurrenz kampf an den Passauer Domkapitel-Mau rermeister Jakob Pawanger vergeben wur de. Pawanger kam aus dem Umkreis der Meister Fischer von Eriach und Lukas von Hildebrandt aus Wien. Seit 1706 war er in Passau tätig. Ais er 1720 den Bau in Schär ding begann, hatte er sein Können bereits an einer Reihe von bedeutenden Aufgaben - auch in Oberösterreich - bewiesen. Als am 24. Dezember 1721 ein Pfeiler ein stürzte, wurde Pawanger verhaftet, einge sperrt und abgesetzt. Bereits anfangs 1722 dürfte der bekannte Münchner Hofbaumei- ;V/ ' SS f Gedenkstein des bayerischen Herzogs Ludwig des Gebarteten im Läuthaus des Westturmes der Stadtpfarrkirche Schärding, etwa 1436, Kalkstein, ursprünglich färbig gefaßt. Foto: M. Eiersebner ster Johann Gunetsrhainer mit der Weiter führung beauftragt worden sein, weil er am 22. März, 19. Mai und 30. Juli 1722 Berichte zur ,,Vollstreckung des Pawanger'schen Gebäus" an den Geistlichen Rat in München gemacht hatte. Der Rohbau scheint nach einer Inschrift auf dem Südportal 1724 beendet gewesen zu sein, die Inneneinrichtung erstreckte sich noch bis 1727. Gunetsrhainer dürfte seinen jungen Verwandten Johann Michael Fi scher, den später so ,,hochberuehmten Hofbaumeister", als Palier und technischen Leiter eingesetzt haben, der 1724 selbstän diger Meister geworden war und von dem für das Jahr 1725 die Notiz vorliegt, ,,er habe in Schärding und Niederalteich importanten Kirchen- und Turmgebäu vorzustehen." Die Zusammenarbeit der drei Meister, des Wieners Jakob Pawanger und der zwei zu ihrer Zeit führenden Münchner Architekten Johann Gunetsrhainer und Johann Michael Fischer ergab eine Kirchenarchitektur, die die Schärdinger St.-Georgs-Kirche zu ei nem ganz hervorragenden Barockbau im damaligen süddeutschen Raum werden ließ. Der ideelle Anteil jedes einzelnen Mei sters ist kaum bestimmbar; Die Grundrißiösung und die Raumanlage mit der großen Höhe und heilen Weite, sowie der klassisch herben Gliederung dertoskanischen Riese nordnung stehen dem Wiener Geschmack nahe und dürfen Pawanger zugeschrieben werden. Während Gunetsrhainer mit den geschweiften Emporen und der Flachkuppel im Querschiff (diese wurde 1809 zerstört und nicht mehr aufgebaut) das Bewe gungsmotiv einführte, scheint Johann Mi chael Fischers Verdienst vor allem in der Solidität der Bauausführung und in der In nenausstattung zu liegen. Die Gewölbe- und Wandflächen waren reich stuckiert. Nach Resten an den Wänden so wie den vier großen Heiligen auf den Vie rungspfeilern und den Aufsatzfiguren auf den Seitenaltären scheint Franz Josef Ignaz Holzinger der Meister gewesen zu sein. Ebenso bedeutend war die Freskierung. Hier könnte als Schöpfer an Andreas Heindl gedacht werden, der einige Jahre vorher mit Pawanger im Kloster St. Nikola in Passau zusammengearbeitet hatte. Förderte der bayerische Kurfürst den Bau durch die Bewilligung hoher Kirchenanleihgelder und durch die Erlaubnis, die Steine des abgebrochenen Schärdinger Schloß turmes zu verwenden, so die Bruderschaf ten, Zünfte und Bürger Schärdings durch großzügige Spenden für die Errichtung von Altären, der Kanzel, der Orgel und des Kreuzweges. Dieses außen wie innen gleicherweise be eindruckende Beispiel reifsten Kirchenba rocks traf eine schwere Kriegsbeschädi gung. Am 26. April 1809 beschoß die fran zösische Artillerie die Kirche und setzte diese wie die ganze Stadt in Brand. Unter der Wucht des zusammenbrechenden Dachstuhls und der Hitze stürzte das Presbyteriumgewölbe ein, der Hochaltar, das Ghorgestühl, die Kanzel und die Sitzbänke gingen in Flammen auf. Ein Jahr lang unterstand das Innviertei der französischen Militärverwaltung. Während dieser Zeit blieb die Kirche Ruine und diente als Magazin und Stall. 1810 wieder unter bayerischer Oberhoheit, wurde noch im gleichen Jahr der neue Dachstuhl aufge setzt und am 27. Juni 1811 war er mit 97.000 Ziegeln gedeckt. Die übrigen Wiederher stellungsarbeiten konnten allerdings erst 1814 unter Aufsicht des bayerischen Kreis bauinspektors von Ranson begonnen wer den; darauf weist heute noch das bayeri sche Staatswappen auf dem Scheitel des Triumphbogens hin. Am 29. März 1814 war das Baugerüst aufgestellt, am 30. April der Eingang zum Chor vollendet, am 25. Mai das Presbyteriumgewölbe geschlossen und am 15. Juli 1815 hatte der Salzburger Steinmetzmeister Anton Högler bereits den großen rotmarmornen Hochaltar aufgerich-
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2