Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 4, 1978

Hl. Florian aus dem prunkvollen hochbarocken Hochaltar von St. Florian bei Heipfau. Foto: M. Eiersebner Wenngleich das Kirchlein dem hi. Apostel Matthäus geweiht ist, beziehen sich die meisten Teile der Einrichtung auf die Eucha ristie. Sowohl die barocken Deckenfresken wie auch die Inschriften in den Stuckportaien verweisen auf die Gründungsiegende der Wallfahrtskirche: ,,Erstes Wunderwerk. Anno 1400 ist umbdie gegent des Hochaltars, wo damals noch ein lautere Waldung wäre, eine große heilige Hostie von einem unbekannten weibsbiid gefunden worden, weiche von der ehrwürdi gen Priesterschaft so lang nit hat kennen er hebet werden, bis man verlobet alda zu Got tes Ehr eine Kirche zu erbauen, so auch geschechen und diser Orth benamset worden Die Heilige Stadt. Andertes Wunderwerk. Umb das Jahr 1434 hat der Edle Herr und Ritter Kuchier einen heil. Greuz-Particui von Jerusalem hieher gebracht in meinung den halben Theii in sein neu aufgerichtes Stifft Mattikoven zu über setzen. Da man aber denselben mit einem Messer zertheiien weite, ist biuet herausgefiossen, folglich der ganze Particui aida verhüben, wird noch zu heut von viiien Wall fahrtem andächtig besuechet." Während der Zustrom an Pilgern nach Heiiigenstatt heute sehr gering geworden ist, ist die Fiiialkirche zum aiierheiiigsten Aitarsakrament in HART bei Pischelsdorf auch in der Gegenwart noch das Ziel vieler Wallfah rer. im Vergleich zu früher allerdings ist auch Hart heute nur mehr von lokaler Be deutung. in einem alten Wailfahrtsbuch aus der Zeit um 1700 werden weit über 50 Orte genannt, aus denen mindestens einmal jährlich Pilgergruppen ,,auf den Hart" ka men. Die Mirakelbücher meiden zahlreiche wunderbare Gebetserhörungen. Der Ursprung der Wallfahrtskirche weist in die Zeit um 1490. Damais haben - historisch bezeugt- drei Übeltäterden Tabernakel der Kirche in Auerbach aufgebrochen und das Ziborium mit den Hostien geraubt. (Hostien wurden im Mittelalter nicht selten für ver schiedene abergläubische Handlungen verwendet; einige Sagen berichten von Ho stienfrevel in Zusammenhang mit Wilde rern.) Da sich die Diebe verfolgt glaubten, vergruben sie die Hostien unter dem Laub einer Buche. Nachdem einige Jahre später ein junger Hirte - nach anderer Version ein Ehepaar beim Streurechen - den wertvollen Fund entdeckt hatte, wurde an dieser Steile 1510 die heutige Kirche erbaut. Sowohl die Mirakelbucheintragungen wie auch die noch vorhandenen Votivbiider berichten vor allem von verschiedenen Krankheiten (Pest, Frai sen, Fuß- und Zahnieiden), bei denen die Kuitstätte mit Erfolg aufgesucht wurde. Die DOBLKAPELLE bei Reichersberg in ih rer heutigen Form wurde zwar erst 1845 laut Weiheurkunde ,,erweitert", nachdem 1810 hier Tausende von Soldaten aus den Fran zosenkriegen (das Stift Reichersberg diente damals als Lazarett) begraben worden wa ren. Die Kuitstätte ,,zum gekreuzigten Hei land" bestand möglicherweise schon viel früher als Grenzkapeiie zwischen dem Mattiggau und dem Rotgau. Ais ,,Soldatenkapeiie" war sie insbesondere im zweiten Weltkrieg das Ziel hilfesuchender Mütter und Frauen. Ein Votivbild erinnert an die Kämpfe anno 1934 im Hausruck. Vor allem in der Fastenzeit wird die Kapelle auch heute noch von Einzelpilgern aufgesucht. Andere Ursprungslegenden Ein ziemlich häufiges Legendenmotiv ist all gemein die Anschwemmung des Kultge genstandes. Darauf wurde schon kurz bei der Augenbründi-Kapelie von Viehhausen hingewiesen. Auch der Ursprung der Wall fahrtskirche von ACH geht auf dieses Motiv zurück. Die früheste Bezeugung einer Wall fahrt nach Ach finden wir bereits im Jahre 1320, indem ein Passauer Bürger vor dem Richter erklärte, er wolle ,,gegen Achchirich fahrten". Der heute noch stark verehrte Kultgegenstand ist allerdings um einiges jünger und stammt aus der Zeit um 1480; es handelt sich um eine sitzende Marienfigur mit Kind und Weintraube. Da die Kirche die vielen Pilger nicht mehr fassen konnte, wurde sie 1770/71 erweitert und bei dieser Gelegenheit prachtvoll eingerichtet. Ein weiteres an diesen Wallfahrtsort gebun denes Legendenmotiv ist die Wanderung des Gnadenbildes. Ais man die durch ein Hochwasser der Saizach in Ach ange schwemmte Marienfigur in das nahegele gene Schloß zur Aufbewahrung gebracht hatte, erblickte man anderntags die Statue wiederum an der Fundstelle, was sich noch zweimal wiederholte. Da man diese Rück kehr als göttlichen Wink (,,numen") ansah, errichtete man an diesem Ort für die Marien figur eine Kapelle. Auch vom Kultgegen stand der Wallfahrtskapelle Maria Feichten (siehe oben) ist dieses Legendenmotiv überliefert. Das an sich häufige Motiv der ,,weisenden Tiere" ist im innviertei für die Entstehung von Gnadenstätten nahezu unbekannt. Auf Engel als Bauhelfer wurde bereits hinge wiesen (z. B. Brunnenthai). Ein roter Stern mit vier Strahlen sei über dem Glatzinger Bründl (siehe oben) aufgegangen, was we sentlich zum Ansehen des Gnadenortes beigetragen hat.

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