Unten: Das Jahr 1934 berührte zwar das Inn viertel nicht unmittelbar, wohl aber Männer des Innvierteis. Votivbild in der Dobikapelle bei Reichersberg, das an Leopoid Rauscher erinnert, der am 13. Februar 1934 bei den Kämpfen in Hoizleithen am Hausruck gefallen Ist '► 'r ' , Rechts: Gegenpole und politische Konkurren ten: Hans Freiherr von Hammerstein-Equord (1881-1947), 1923 zum Bezirkshauptmann von Braunau am Inn ernannt, Mitbegründer und Präsident der Innviertier Künstiergiide, 1933 Sicherheitsdirektor für Oberösterreich, 1934 Staatssekretär für das Sicherheitswesen, 1936 Bundesminister für Justiz. - Daneben: Odo Neustädter-Stürmer (1885-1938), ab 1-919 in Oberösterreich als Venwaltungsbeamter tätig, Bewerber um das Amt des Bezirkshauptmannes in Braunau am Inn, Heimwehrführer, mehrfache Minister posten im österreichischen Ständestaat. Foto: Bildarchiv d. Ost. Nationaibibiiothek schnitt (27,54 Prozent). Hervorzuheben wäre vielleicht, daß die Christlichsozialen im Wahlkreis Schärding mit 55,52 Prozent weit besser abschnitten, die Großdeutschen und der Landbund im Bezirk Ried mit 30,24 Pro zent, während die Sozialdemokraten In bei den Wahlkreisen fast gleich stark waren (Schärding 19,26 Prozent, Ried 20,27 Pro zent). 1925 gab es wegen der Einheitsliste Im neuen Wahlkreis ,,lnnviertei" eine nur be schränkte Vergleichsmöglichkeit; immerhin waren Christlichsoziale und Großdeutsche - entgegen dem sonstigen Trend - stärker als früher beide Parteien zusammenge nommen (nunmehr 84,51 Prozent), wäh rend die Sozialdemokraten um reichlich 5 Prozent gegenüber 1919 abgenommen ha ben und auf 14,30 Prozent abgesunken sind. Erschreckend war 1925 im Innviertel allerdings die Wahlbeteiligung von nur knapp 79 Prozent! 1931, also bei den letzten Landtagswahien der Ersten Republik, entfielen Im Innviertel auf die Christlichsozialen allein 61,63 Pro zent der Stimmen. Es war dies der höchste hier erzielte Anteil. Der Nationale Wirt schaftsblock oder ,,Schober-Block" (Groß deutsche) mit Landbund erreichte nur noch 18,89 Prozent, blieb aber zweitstärkste Par tei (im Landesdurchschnitt mit 11,11 Pro zent längst drittstärkste Partei). Die Sozialdemokraten erreichten mit 15,68 Prozent nur eine geringfügige Verbesse rung. Von den vier 1931 kandidierenden Kleinparteien (Heimatbiock, Hitier-Bewegung, Ude-Verband, Kommunisten) kandi dierten nur die zwei ersten. Bezeichnen derweise war ihre Bedeutung im Innviertel noch geringer als die so bescheidene Be deutung im Landesdurchschnitt. Der Hei matblock erzielte 1,33 Prozent (Landes durchschnitt 4,11 Prozent) der Stimmen, die Hitler-Bewegung 2,59 Prozent (Landes durchschnitt 3,45 Prozent). Die Nationalsozialisten waren übrigens 1925 die einzige Partei, die neben den drei Großparteien kandidierten und damals 1,16 Prozent der Stimmen erreichten. Diese Wahlergebnisse, die Tatsache, daß Großindustrien nicht existierten, aber auch das Bemühen der Christlichsozialen Partei, von 1918 an die Probleme und sozialen For derungen der Landarbeiter - damals noch eine wahlentscheidende Gruppe - zu ver treten, führte in der Zwischenkriegszeit zu minimalen politischen Spannungen - auch nachdem nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 ge rade das Innviertel der überhandnehmen den deutschen Propaganda völlig offen und mit langer Grenze dalag. In der vom Linzer Universitätsdozenten Dr. Botz erstellten Karte über die politischen Gewaitverbrechen in Österreich bis 1934 liegt das Innviertel ohne die geringste Einzelchnung, also demnach ohne politisches Gewaltverbrechen da. Weder beim Pfrimer-Putsch (1931) noch bei der sozialde mokratischen Revolte vom Februar 1934 noch beim nationalsozialistischen Putsch versuch vom Juli 1934 spielte es irgendeine halbwegs wichtige Rolle, zumindest eine noch bescheidenere als das Mühlviertel. Das jüngste der Kinder Oberösterreichs war in dieser Zeit sein bravstes Kind, das prak tisch keinerlei Sorgen bereitete. Zwei Gegner aus dem Innviertel: Hammerstein und Neustädter-Stürmer In der Zwischenkriegszelt spielten zwei Männer im Innviertel eine auch über Ober österreich hinausreichende Rolle. Beide waren keine Innviertier, allerdings durch ihre berufliche Tätigkeit aufs engste mit dem Innviertel verbunden: die beiden Landes beamten Odo Neustädter-Stürmer und Hans Baptist August Franz Seraph Placidus Maria Hammerstein-Equord. Neustädter-Stürmer und Hammerstein wa ren vorerst einmal Konkurrenten bei der Be setzung des Postens eines Bezirkshaupt mannes von Braunau, wobei Hammerstein, um vier Jahre älter, diesen Posten erhielt. Sehr zum Vorteil des Bezirkes, insbeson dere auch seiner kultureilen Entwicklung, denn Hammerstein widmete viel Zeit und Liebe der Innviertier Künstlergilde, die in ihm einen der ambitioniertesten und schöp ferischsten Präsidenten besaß. Sein weite rer Lebensweg, der ihn steil nach oben und schließlich ins Konzentrationslager führte, zeigt folgende Etappen: Zweiter Sicher heitsdirektor von Oberösterreich (1934),
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