Johann Nepomuk Hauser, geboren am 24. 3. 1866 in Kopfing im innkreis, Bez. Schärding, gestorben am 8. 2. 1927 in Linz, begraben in Wilhering. - ,,Prototyp des voiksverbundenen Innviertier Politikers" Nach der Landesordnung und Landtags wahlordnung von 1861 verfügte der ober österreichische Landtag über 50, darunter 49 gewählte, Mitglieder (10 Großgrundbe sitze, 17 Städte und Industrialorte, 3 Han dels- und Gewerbekammern und 19 Land gemeinden). Bei den Städten bildete neben Linz, Steyr und Wels auch Ried einen eige nen Wahlkreis, Schärding gemeinsam mit Raab, Beuerbach und Engelhartszell, Brau nau mit Mauerkirchen, Mattighofen und Alt heim. Da, abgesehen von Linz, jeder Wahl kreis einen Landtagsabgeordneten stellen konnte, waren dies für das Innviertel 3 Ab geordnete. Bei den Landgemeinden bilde ten die politischen Bezirke Ried, Schärding und Braunau gleichzeitig je einen Wahlbe zirk, die durchwegs zwei Abgeordnete stel len konnten, so daß das Innviertel mit insge samt neun Landtagsabgeordneten (zusätz lich natürlich die Abgeordneten aus dem Großgrundbesitz des Innviertels) völlig normal abschnitt. Die Wahl nach dem Kuriensystem blieb für Landtagswahlen bis zum Ende der Monar chie unverändert. Mögen auch die Vertre tungsanteile der Kurien modifiziert worden und eine vierte, allgemeine Kurie hinzuge kommen sein, die Wahlbezirke blieben zwi schen 1861 und 1918 unverändert. Die in den letzten Jahren der Monarchie einge führte ,,Allgemeine Kurie" mit 14 Mandaten verfügte über je ein Mandat in Braunau, Schärding und Ried. Für das Jahr 1896 ist uns für die Wähler klasse der Städte, Märkte und Industrialorte die Zahl der Wahlberechtigten bekannt. Demnach gab es in den drei Innviertier Wahlbezirken der Wählerklasse der Städte, Märkte und Industrialorte nach der Volks zählung von 1890 17.669 ,,Ortsanwesende Civllbevölkerung", gleichzeitig 1734 Wahl berechtigte, so daß praktisch jeder zehnte wahlberechtigt war. Für das Jahr 1909 mit den letzten Land tagswahlen in Oberösterreich vor dem Er sten Weltkrieg war die Zahl der,,Einheimi schen Bevölkerung" im Bereich des Innvier tels für die Städte und Industrialorte mit 26.701 angegeben, die Zahl der Wahlbe rechtigten mit 1668 - nunmehr ein wesent lich bescheidenerer Anteil als früher. Bei den Landgemeinden standen fürdie Bezirke Ried, Schärding und Braunau 148.136 ,,Einhelmische Bevölkerung" 17.711 Wahl berechtigte gegenüber. In der allgemeinen oder vierten Kurie standen 183.909 Staats bürgern 40.736 Wähler gegenüber, doch darf diese relativ hohe Wählerzahl nicht täu schen, denn es durften im Innviertel nur je ein Kandidat, insgesamt also drei Abgeord nete, gewählt werden^. Aus dem fast utopischen Bestreben, mögliehst gleiche Wahlkreise, d. h. Wahlkreise mit der möglichst gleichen Zahl von Wäh lern, zu schaffen, entstand 1918 eine Wahl kreiseinteilung für Landtagswahlen, die in dieser Form nur eine Legislaturperiode lang bestand. Innerhalb von 8 oberösterreichi schen Wahlkreisen umfaßte der Wahlkreis 4 die politischen Bezirke Schärding und Ried mit 9 Landtagsabgeordneten, der Wahlkreis 5 neben dem Bezirk Schärding allerdings auch die Bezirke Grieskirchen und Eferding, dazu auch noch Gemeinden des Bezirkes Linz-Land. Vorort war allerdings auch hier Schärding. Dieser Wahlbezirk stellte 10 Ab geordnete. Bei dieser Wahlkreiseinteilung war, zweifellos unbewußt, das Innviertel keine Einheit, stellte allerdings mit Ried und Schärding zwei der acht ,,Vororte". Aber schon bei der Nationalratswahl von 1918 war eine andere Wahlkreiseinteilung gewählt worden, die ab 1927 auch für Land tagswahlen galt- übrigens bis zum heutigen Tag, während ja bekanntlich für National ratswahlen ab 1971 ganz Oberösterreich nur noch einen einzigen Wahlkreis bildet®. Politiker aus dem Innviertel Die Vertretung der Innviertler im modernen oberösterreichischen Landtag von 1861 be reitete, 45 Jahre nach der endgültigen Ab tretung des Innviertels, keinerlei Schwierig keiten mehr, wenn auch beim Großgrund besitz etwa 1867 Freiherr Friedrich von Weichs als oberösterreichischer Landtags abgeordneter aufschien, der auch den Titel ,,königlich-bayerischer Kammerherr" trug. Aber so etwas ist ja in Grenzländern nichts Ungewohntes. So wurde ja auch der 1811 in Ried geborene Freiherr von der Pfordten sächsicher und ab 1849 bayerischer Au ßenminister. Unter dem Großgrundbesitz finden wir den in Riedau ansässigen, für die Landesgeschichte bedeutsamen Rudolf Rit ter von Peßler, Ferdinand Wertheimer, Gutsbesitzer In Ranshofen, kurzfristig auch Alfons Graf Pachta von VIchtenstein (1890), vor allem aber Max Freiherr von Handel, Gutsbesitzer in Hagenau (ab 1867). Gerade dieses zum Teil aus Deutschland stam mende Geschlecht stellte zwei Landtagsab geordnete und einen k. k. Statthalter, der
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