Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 3, 1978

Sonderschau des Landes Oberösterreich im Linzer Schioßmuseum Das Jahr 1848 in Oberösterreich und Hans Kudlich Als nach den Wiener März-Ereignissen des Jahres 1848 von Kaiser Ferdinand I. eine „Konstitution" in Aussicht gestellt und am 25. April tatsächlich ein Verfassungsent wurf veröffentlicht wurde, griffen die Wogen der revolutionären Begeisterung na turgemäß auch auf die Kroniande der Mo narchie, so auch Oberösterreich, über. Es kam zur spontanen Bildung von National garden, Flugblätter aktuellen Inhalts fanden in Mengen Absatz bei der während des Metternich'schen Systems politisch entmündig ten Bevölkerung, freie Wahlen zum konsti tuierenden Reichstag und zur Frankfurter Nationalversammlung gaben den lange zu rückgestauten liberal-demokratischen, frei sinnigen und deutschnationaien Tendenzen ungemeinen Auftrieb. Dies alles waren frei lich Symptome, die für die gesamte altöster reichische Monarchie zutrafen. Daß im Jahr 1978 in Oberösterreich die Begehung des an sich ,,kleinen" 130-Jahr-Jubiläums ein Anliegen wurde, liegt vor allem daran, daß die einzig bleibende Errungenschaft jenes Sturmjahres, nämlich die Aufhebung der bäuerlichen Untertänigkeit, gerade für ein vor 130 Jahren noch ausgeprägtes Agrar land wie Oberösterreich besondere Bedeu tung hatte. Untrennbar mit dieser die Bauern endgültig von den grundherrschaftlichen Diensten, wie Zehent und Robot, entlasten den Maßnahme ist der Name des damals 25jährigen Schlesiers Hans Kudlich ver bunden. Kudlich war es, der in den letzten Julitagen des Jahres 1848 den bündigen Antrag auf Beendigung der Erbuntertänig keit und Aufhebung der Grundherrschaft gestellt hatte. Dieser Antrag erlangte am 7. September 1848 Gesetzeskraft und lei tete somit eine der wichtigsten Entwick lungsphasen des freien Bauernstandes ein. Gerade auf Oberösterreich, die Heimat Ste phan Fadingers, setzte Kudlich auch seine ganze, von revolutionärem Elan getragene Hoffnung, als er im Oktober 1848 zum Ent satz des bedrängten Wien den Landsturm aufbieten wollte und in der Gegend von Steyr, Gmunden und Vöcklabruck für sein Anliegen warb. Wohl hatte der junge, eloquente Feuergeist vor allem in national gesinnten bürgerlichen Kreisen viele Anhänger, die Ihn ja dann auch durch so manche Hilfeleistung vor der Ver haftung bewahren sollten, doch seine ei gentliche Zielgruppe, die er sich verpflichtet wähnte, nämlich die Bauern, blieb inaktiv. Mit der Grundentlastung war ihr Ziel er reicht, ihr Interesse an der Revolution ent sprechend gedämpft. Diese beiden Komponenten - Kudlichs Ver dienst und die Auswirkungen der Revolution in Oberösterreich - waren es in der Haupt sache, die ein Komitee unter dem Vorsitz des Dritten Präsidenten des oö. Landtages, Alois Bachinger, bewegen, eine Ausstellung zu diesem Probiemkreis zu initiieren. Über Auftrag von Landeshauptmann Dr. Ratzenböck nahmen sich das oö. Landesmuseum und die Kulturabteilung des Amtes der oö. Landesregierung gemeinsam dieser Auf gabe an, wobei die wissenschaftliche Lei tung ersterem Institut oblag. Die mit 250 Ex Tschako der Eferdinger Nationalgarde und Hut der Freistädter Nationalgarde. \ ■ Ankunft der oberösterreichischen Stadt- und Landesdeputation in Wien am 22. März 1848. Stadtarchiv Linz

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