Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 3, 1978

Außenansicht der Pfarrkirche von Klaus, erbaut 1618. Foto: Fr. Gangl Zelt als Luther noch an Dorothea Jörger In Tollet geschrieben hatte ,,bel Euch Ist Hun ger und Durst nach dem Evangelium", so blieb auch am Ende der Adel der Hort des neuen Evangeliums Im Lande. Der Habsburglsche Bruderzwist - 1608 bis 1611 - war noch eine große Chance des Prostestantlsmus. Die protestantischen Stände unter Georg Erasmus Tschernembi haben die Gunst der Stunde auch dementspre chend genutzt. Es war Im 2. Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts nochmals eine Blütezeit evangelischen Glaubens und adeliger Kul tur und späthumanistischen Denkens Im Lande zu erleben. Gleichsam am äußersten Ende dieser Szenerle, unmittelbar vor dem Ende dieser Epoche, als die große Ausein andersetzung des 30jährigen Krieges (1618) anhob, hat Ludwig Storch diese Kir che gebaut. Sie Ist nicht nur ein Denkmal der Gelsteshaltung der Storche und Ihrer Op ferbereltschaft, sondern In Ihrer Art fast ein singuläres Monument der evangelischen Ära unseres Landes und unserer Landes geschichte. Die Frist, die dem Luthertum Im Lande und dem Wirken der evangelischen Familie Storch noch gegeben war, sollte jedoch nur mehr eine kurze sein. Nach dem Sieg des Kaisers In der Schlacht am Weißen Berg bei Prag 1620 über die evangelisch-ständische Front und dem Einmarsch der Bayern In das Land ob der Enns begann 1624 Im Auftrag Kaiser Ferdinands II. Adam von Herberstorff mit der Gegenreformation. Das Patent vom Oktober 1625 nahm von Bekenntniszwang und Auswanderung den alten Adel, soweit er vor mehr als 50 Jahren schon Im Lande war, noch aus. Im April 1627 hat der Kaiser dem oberöster reichischen Adel Im Linzer Landhaus die Alternative verkünden lassen: Bekenntnis wechsel oder Emigration. Dem gegenreformatorlschen Staat Ferdinands II. mußte nun auch der oberösterreichische Adel welchen. Fristenerstreckungen zum Verkauf der Gü ter änderten am Grundsätzlichen nichts. Auch die Storche hatten keine Wahl. Für sie war besonders tragisch, daß die spärliche Frist nicht reichte, die Verschuldung abzu bauen. Ludwig Storch versuchte, die Herr schaft für seinen Sohn Wolf Christoph zu retten, der, wie es heißt, ,,slch zur katholi schen Reilglon zu bequemen Neigung trägt". Die Gläubiger drängten jedoch. Am 21. Juli 1632 erwarb Georg Sigmund von Salburg, dem schon 1630 die Maut zu Klaus, das Amt KnIebas und das Storchenamt zu Gmunden verpfändet war, die Herrschaft Klaus. Ludwig Storch und seine Familie ge hörten zu jenen etwa 500 evangelischen Adeligen, die das Land ob der Enns verlas sen mußten. In Vach bei Fürth In Franken ließen sich die Storche nieder. Bald verliert sich Ihr Name Im Dunkel der Geschichte. Die Familie der Storche von Klaus verdient es aber, daß wir Ihrer 400 Jahre nach dem Baubeginn des Schlosses Klaus, dem 40 Jahre später die protestantische Bergkirche folgte, gedenken. Sie waren jenes Ge schlecht, das sich nach Klaus benannte, das erste, das die Herrschaft Klaus erblich als Lehen Innehatte, dessen Tätigkeit als Bau herren bis In unsere Tage wirksam Ist, deren Schöpfungen: Schloß und Bergkirche auch Im modernen Klaus des Stausees und des Kraftwerkes noch dominierend über dem Tale stehen. Nach Ihnen kamen die Herren und späteren Grafen von Salburg. Salburg war zur Zelt der Vorherrschaft des Protestantismus eines der wenigen katholischen Adelsgeschlech ter Im Lande. Salburg, das bedeutet für Klaus und das Herrschaftsgebiet Gegen reformation und Rekathollslerung. Die Salburger sind die Schöpfer der Pfarre Klaus, die aus Kirchdorf auf Ihr Betreiben hin exzldlert wurde, und die von den Storchen er baute protestantische Kirche wurde nun die katholische Pfarrkirche der Salburger (1673). Salburg bedeutete für Klaus auch Eingliederung In einen großen Herrschafts komplex, bedeutete Straffung der Herr schaftsverwaltung, neuen Ausbau der Befe stigungsanlagen. Die Herrschaft der Grafen von Salburg dau erte allerdings kaum ein Jahrzehnt länger als die der Storche. 1671 mußten die Sal burger wegen großer Schulden - um Ihre verpfändete Herrschaft Puchhelm auslösen zu können - Klaus verkaufen. Nunmehr kam die Herrschaft Klaus In den Besitz des be nachbarten Stiftes Spital am Pyhrn, das schon vor den Storch mehrere Jahrzehnte die Herrschaft pfandweise Innegehabt hatte und während der Storchschen Ära stets der große Rivale dieses Geschlechtes gewesen Ist. Nach der Äufhebung dieses Stiftes (1807) gehörte Klaus zum Reilglonsfonds, seit 1889 Ist es In privatem Besitz. Wir können dieses kurze Gedenken an die

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2