Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 3, 1978

der Schloßneubau des Ulrich Storch von Klaus einzuordnen. Es mag hier noch be sondere Gründe gegeben haben: Die alte Feste wird schon um 1540 als im schlechten Bauzustand befindlich bezeichnet, und da diese den beiden Erben von Klaus, Ulrich und Christoph Storch, Quartier bieten muß te, mag der Drang zum Neubau besonders motiviert gewesen sein. Ein großzügiger Umbau im Sinne der Zeit war wegen der Be sitzverhältnisse wohl unmöglich und die Funktion von Klaus als Talsperre sowie das Terrain erlaubten es nicht, den Bau in der Ebene zu situieren. So stellte man das neue Schloß unmittelbar neben das alte. Es bot nunmehr Ulrich Storch und seiner Gattin Do rothea ein wohnliches Heim und eine Stätte adeliger Repräsentation. Das adelige Schloß war jedoch nicht bloß Wohnstätte und repräsentativer Sitz des Herrn, es war auch Zentrum der ,,Herr schaft". Zur Herrschaft gehörten essentiell Untertanen, die Herrschaft war nicht bloß Großgrundbestiz, sondern ebenso Obrig keit. Dabei ist es wichtig zu betonen, daß Herrschaft niemals ein ,,reines Gewaltver hältnis" bedeutet, sondern - um eine For mulierung Otto Brunners zu verwenden - ,,die echte Idee der Herrschaft ist von der des Rechtes, der Gerechtigkeit nicht zu trennen. Mißbräuche und Unterdrückung, die es natürlich gegeben hat, haben die grundsätzliche Ordnung nicht berührt". Die Untertänigkeit der Bauern beruhte auf dem Obereigentum der Herren über Grund und Boden. Die Grundherrschaft war ein Perso nenverband, der auf wechselseitiger Treue aufbaute, der Herr gewährte Schutz und Schirm. Der Untertan aber war zu Gehor sam verpflichtet und für das Zurverfügungstellen von Grund und Boden mußte er dem Grundherrn Leistungen, naturaliter oder In Geldabgaben, bieten. Die Grundherrschaft hat einen Teil Ihres Besitzes, das sogenannte Dominikaie, in Eigenwirtschaft betrieben, das Bauernland aber, das Rustikale, den Bauern überlas sen. Es geschah dies in der damaligen Zeit auch in Klaus bereits zu Erbstift - das heißt also erblich. Die Grundherrschaft übte au ßerdem Funktionen aus, die heute nur dem Staat zukommen: Die Gerichtsbarkeit und die öffentliche Verwaltung. Die Herrschaft Klaus war in diesem Sinne ein kleiner Ho heitsbereich. Als die Storche sie übernom men hatten, umfaßte sie lediglich 56 unter tänige Bauernhäuser. Allerdings kamen dann die Untertanen der Storch zu Gmunden hinzu. Im Jahre 1542 besaßen die Storch zu Klaus und zu Gmunden insgesamt 83 dienstpflichtige Bauerngüter. Ulrich Storch, der Erbauer des Schlosses, hat dann die Familie seiner Frau, die ausge storbenen Raidt, beerbt und 67 Bauernhäu ser im Alpenvorland hinzugewonnen. Diese Untertanen der Storche lieferten nun außer Geldbeträgen auch Naturalien, wie Eier, Hennen, Käse, Schmalz und Getreide, nach der Verpflichtung, wie sie in den Ur baren festgelegt war. Sie mußten außerdem Robot leisten, Widhacken für die Herrschaft, ihre Festlichkeiten in der Herrschafts taverne halten, mußten ihre Produkte zuerst der Herrschaft zum Kauf anbieten und ande res mehr. Weiters besaß die Herrschaft Klaus mehrere Meierhöfe, eine Zeitlang gab es unter den Storch auch ein Bräuhaus, eine Pulver mühle und eine Glashütte, doch den Haupt ertrag lieferte der Wald durch Eigennutzung und Abgaben der Untertanen. Die Storche hatten neben der Niederjagd auch den ho hen Wildbann; auch die Fischerei in den Flüssen und Bächen brachte der Herrschaft Einnahmen. Eine weitere Einnahme erga ben die Maut zu Klaus und die großen - es waren 70 Joch - Weinberge der Storche in der Wachau und bei Wien. Der Wein der Herrschaft mußte in der Hoftaverne verkauft werden. Die Storche haben auch im Zuge der Tendenz zur Wirtschaftsherrschaft be gonnen, das Handwerk zu fördern, vor allem Sensenschmieden zu errichten und zu for cieren. Auf sie und ihre Tätigkeit gehen die Sensenhämmer im Bereich der Herrschaft zurück, die nicht nur den Untertanen Arbeit und Brot, sondern auch dem Grundherrn zusätzliche Einnahmen brachten. Beträcht licher als etwa die Einnahmen durch die Dienstleistungen der Bauern waren die Ge bühren, die an die Herrschaft als Obrigkeit gezahlt werden mußten, wie etwa das soge nannte Freigeld, eine Veränderungsgebühr z. B. bei Todfall und Verkauf der Liegen schaft, das beträchtliche Ausmaße annahm und von den Bauern besonders gehaßt wurde. Was heute beim Bezirksgericht oder beim Notar erledigt werden muß, mußte damals bei der Herrschaft durchgeführt werden. Die Herrschaft Klaus hatte auch den Schutz und Schirm der Landstraße über, sie besaß die Wassergerichtsbarkeit weit über das eigene Herrschaftsgebiet hinaus sowie die Nieder gerichtsbarkeit über die Almen. Sie hob bei den Untertanen die Steuern ein, allerdings waren die Klauser Untertanen durch ein Pri vileg Kaiser Friedrichs III. von der soge nannten Landsteuer befreit, sie mußten da für Wege und Brücken instandhalten. Das alles mag nun den Anschein erwecken, als seien die Storche reiche Leute gewesen. Der ganzen Wirtschaft in Klaus waren aber die Teilungen der Herrschaft und der ge meinsame brüderliche Besitz mit den sich ergebenden Streitigkeiten stets sehr nachteiiig. Nach dem Tode Ulrichs und seiner Gattin Dorothea nahmen die Familienzwistigkeiten ganz übie Formen an, es kam so gar zu Testamentsfälschungen und Gewalt tätigkeiten. Das obere und das neue soge nannte untere Schloß standen sich voll Haß Fremdenverkehrsgemeinde Klaus an der Steyr 470-2187 m Erholungsorte: Klaus - Steyriing - KnIewas Auskünfte: Gemeindeamt und Fremdenverkehrsbüro 4564 Klaus an der Steyr, Tel. 0 75 85/255. Klaus an der Steyr liegt am Eingang zur Ferienregion Pyhrn-Priel in einer überaus reizvollen und vielgestaltigen Landschaft. Dem willkommenen Gast und Besucher wird hier sehr viel geboten, so daß sich zahlreiche Möglichkeiten eines abwechs lungsreichen Aufenthaltes ergeben, egal ob der Besuch mehrere Wochen oder nur einige Stunden dauert: Bootsfahrten auf dem Klauser See (Elektro-, Ruder- und Tretboote), Angeln, Schwimmbad, Badesee mit Campingplatz, Wildwassersport auf der Steyr bei Kniewas (1. österr. Wildwasserpaddelschule), Tennis, Stockschießen, Kegeln, Wandern und Bergsteigen (im Herbst nebelfreil), Konzerte bei Kerzenschein in Schloß und Bergkirche Klaus, volkstümliche Veranstal tungen, Bücherei; im Winter Skitouren, Skischlepplift und Wildfütterungen. Für gute Unterbringung und einen ange nehmen Aufenthalt sorgen ein komfortables Hotel, gut geführte Gasthöfe und nette Privatquartiere. Den Wanderer laden ge mütliche Jausenstationen zur verdienten Rast und Stärkung ein.

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