durchtrieben" und ,,zu mancher püberel" geneigt. Die moderne Geschichtsschrei bung sieht diesen Jakob Storch jedoch als einen tüchtigen Bürgermeister, der Wien eine günstige Anleihe verschaffte, der von Friedrich Iii. schließlich sogar die Bestäti gung der Privilegien der Stadt erreicht hatte. Storch, auch nach seiner Bürgermeister schaft noch für Albrecht VI. politisch tätig, war jedenfalls ein reicher Mann und wurde für sein Wirken von Erzherzog Albrecht in den Ritterstand erhoben. Einer der Söhne Jakob Storchs war nun Wipold Storch, der zur Zeit Kaiser Maximilians I. Verweser des Ausseer Salzwesens war. Durch eine Urkunde im Stiftsarchiv Krems münster vom 27. Jänner 1489 ist eindeutig bezeugt, daß Wipold ,,Jacob Starich weilent Bürger zu Wien saligen" Sohn gewesen ist. Dieser Ritter Wipold Storch erhielt nun, als er vom Salzwesen in Aussee seinen Ab schied nahm, vom Kaiser Maximilian am 25. Juli 1512 sein ,,sloß Clausen ... mit al len Zugehoerungen, wie sie genannt wer den muegen, nichts davon ausgenommen" als erbliches Lehen. Klaus, für den Landes herrn wegen seiner Lage von großer militä rischer Bedeutung, war eine landesfürstli che Feste, und die Herrschaftsuntertanen waren also unmittelbar Untertanen des Lan desfürsten. Die Herrschaft Klaus gehörte zur engeren Herrschaftssphäre des Landesherrn, zum ,,Kammergut". Schon im Jahre 1175 wird ein Udaschälk de Clusa genannt und 1192 ist Klaus erstmals als landesfürstliches Ei gen bezeugt. Es wurde im Mittelalter von landesfürstlichen Beamten, vom Burggra fen oder Pfleger verwaltet, war aber häufig bei dem großen Geldbedarf der Herzoge von Österreich verpfändet - zuletzt an das Stift Spital am Pyhrn. Einen Tag nach der Urkunde vom 25. Juli 1512 erhielt das Stift Spital vom Kaiser Maximilian den Befehl, Schloß Klaus mit allem Zubehör gegen Erlag des Pfandschillings von 2000 fl. an Wipold Storch abzutreten. Das war der Anfang der Storch zu Klaus. Es schien, als sollte diese Inhabung der ehemals landesfürstlichen Herrschaft durch die Storche nicht allzu lange andauern. Mitschulden wurde sie von Wipold erworben, dessen Sohn Sebastian mußte sie schon 1527 aus finanziellen Gründen an den Gatten seiner Schwester, Karl Geyer von Osterburg, verkaufen. Aber Ulrich Storch, ein Bruder des Wipold, der 1518 als kaiserlicher Verweser des Hall amts Aussee genannt wird, erreichte im Prozeßwege beim Landeshauptmannschen Gericht 1529 die Annullierung des Verkaufs und die Einantwortung der Herrschaft Klaus an ihn. Damit kommen gleich am Beginn der Herrschaft der Storch zu Klaus zwei Fakto ren in Sicht, welche für die ganze Zeit ihrer Herrschaftsinhabung bestimmend waren und dieser Familie bis an ihr Ende wie un liebsame Begleiter beständig zur Seite blei ben sollten: Schulden und Familienzwistigkeiten. Ulrich Storch - mit dem landesfürst lichen Salzwesen verbunden - hatte Besit zungen in Gmunden und wohnte dort. Nach seinem und dem Tod seiner Gattin Marga rethe erbten die beiden Söhne Hans und Thomas den Familienbesitz in Klaus und Gmunden gemeinsam. Hans von Storch hatte im Rahmen der Landesverwaltung ob der Enns schon eine bedeutende Position inne: Er war Landsanwalt, das war nach der damaligen Verfassung Stellvertreter des Landeshauptmanns. Dieser Hans Storch war der Vater Ulrichs (II.), des Erbauers des neuen Schlosses. Auch er hatte, wie schon sein Vater mit Thomas Storch - nun mit sei nem Bruder Christoph Storch - als ,,Connleuth", wie es in den Quellen heißt, den Be sitz geerbt. Aber Ulrich war zweifellos der Tüchtigere von den beiden Brüdern und durch seine Heirat mit Dorothea Raidt zu Kemating und Au hatte er auch seine finan zielle Lage festigen können. Wir wissen über Jugend und Bildungsgang Ulrich Storchs so gut wie nichts. Bei seiner Abkunft können wir jedoch annehmen, daß er jenen Geist eines späten, von evangeli scher Frömmigkeit gefärbten Humanismus in sich aufnahm, wie er den oberösterreichi schen Adel dieser Zeit auszeichnete. Denn längst weiß man, daß der Adelige unseres Landes im 16. Jahrhundert nicht ein roher, von Essen und Trinken allein beherrschter Mensch gewesen ist, sondern daß er in sich den Geist des alten Europa aufgenommen hatte und fest an den Positionen seines Standes hing, selbstbewußt den zentralistischen und absolutistischen Bestrebungen des Landesfürsten entgegentrat und eine gediegene Bildung im Sinne der Zeit genos sen hatte. Der junge Adelige lernte die ade ligen Tugenden kennen und üben, nahm das Ethos dieses Standes in sich auf, und machte die ,,Cavalierstour", um unter Lei tung eines Hofmeisters andere Länder und Sitten, vor allem im romanischen Europa, kennenzulernen und an berühmten Univer sitäten zu immatrikulieren. Wir kennen die Namen zahlreicher oberösterreichischer Adeliger, die in ihrer Jugend an den Mode universitäten dieser Zeit in Italien, wie Pa dua, Siena und Bologna, immatrikuliert wa ren. Storch finden wir allerdings keinen dar unter. Nun hat es gewiß auch in den Reihen des auf humanistische Bildung bedachten Adels Männer gegeben, die einer Bildungs und Kavalierstour entbehren mußten. Wolf Helmhard von Hohberg etwa, dem wir das große Werk ,,Georgica Curiosa", das drei bändige Werk über das ,,adelige Land leben", verdanken, und der eine Generation nach Ulrich Storch lebte, ist ein Beispiel des gebildeten Landadeligen, der keine Kava lierstour machen konnte und keine Universi tät besucht hatte. Vielleicht war es bei Ulrich Storch ähnlich, vielleicht war er einer der frühen Schüler der Landschaftsschule in Linz, die im Geiste des Humanismus und des evangelischen Glaubens um die Jahr hundertmitte von den Landständen begrün det worden war. Jedenfalls war dieser Ulrich Storch ein echter Vertreter jener ,,eigen ständigen österreichischen Adelskultur mit ihrem starken Beharren auf den Traditionen der Spätrenaissance", wie Otto Brunner sie so großartig dargestellt hat. Allein durch den Bau des neuen Schlosses würde er diese Geisteshaltung bezeugen. Alphons Lhotsky hat darauf hingewiesen, daß die autoritäre Selbsteinschätzung, wie sie im 16. Jahrhundert lebendig wurde, nicht auf der ,,demonstrativen Schlichtheit der Vorfahren beharren" konnte. Er meinte, daß sinnfälligsten Ausdruck der Macht immer die Architektur geboten habe. Wenn er nun sagt, daß gerade sie in dieser Zeit am we nigsten gepflegt worden sei, so dachte er an die mangelnden Großbauten der österrei chischen Landesfürsten. Für den Adel des Landes- auch des Landes Oberösterreich - gilt dies jedoch nicht, und man hat gerade zu die Behauptung aufgestellt, daß im 16. Jahrhundert der Schloßbau führend ge wesen ist, vor allem beim protestantischen Adel, der daran ging, seine mittelalterlichen Burgen zu Schlössern umzubauen oder ganz neue Schlösser zu errichten. Das war der Einfluß der italienischen Renaissance, der über die Alpen wirkte, nicht nur im Sinne der Formenwelt, sondern als Lebensauffas sung. Man wollte die Freuden des diesseiti gen Lebens genießen, wollte weg von den alten Burgen, die sich meist in schlechtem Bauzustand befanden. Nun stellte man hö here Ansprüche an Wohnlichkeit und war auf Repräsentation bedacht. Alldem diente das ,,Schloß", das sich gerade durch diese Faktoren von der Burg unterschied, die in erster Linie Wehranlage war. Ulrich von Hut ten hat das Leben auf einer mittelaiterlichen Burg mit folgenden Worten geschildert; ,,Ob unsere Behausung auf dem Berg oder in der Ebene liegt, sie ist nie zur Behaglichkeit, sondern immer zum Schutz gedacht, von Wall und Graben umgeben, innen ungeräu mig mit Vieh- und Pferdeställen zusammen gedrängt, daneben finstere Schuppen voller Kanonen, Pech und Schwefel und was sonst noch zgr kriegerischen Ausrüstung an Waf-
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