Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 3, 1978

Gotische ölberggruppe aus Ton, ursprünglich in St. Anna in Steinbruch, jetzt im Osterreichi schen Museum für angewandte Kunst in Wien. Foto: Fotoabteiiung des österreichischen Museums für angewandte Kunst tus) und den Endpunkt (Kalvarienberg) be stimmt, erst in späterer Zeit scheinen die einzelnen Stationen auf^^. Daher heißt es in der Papsturkunde vom 9. August 1519 nur ,,ex domo Pilati usque ad montem Calvarie". Auch bei einzelnen Stationen in Stein bruch steht unter den Reliefs im Text ,,von Pilatus haus" und ,,piß an die Stat Calvarie". Die 12 Kreuzwegstationen in Steinbruch stimmen mit den heutigen nicht überein, z. B. scheint als 1. Station in Steinbruch das Relief Christus am öiberg auf. An der Dar stellung von Geißelung und Dornenkrönung sind die Wappen der Starhemberger und Rosenberger zu sehen. Diese drei Stationen kommen im heutigen Kreuzweg nicht mehr vor. Unter den einzelnen Reliefs sind in ei ner Inschrift die Szenen beschrieben, z. B. steht unter dem ölbergrelief ,,pey der figur zupetrachen da der her Jhs (Jesu) vnser hailant pluetigen ängstlichen swaiß vmb vns sunder vgossen (vergossen) hat" oder bei der Händewaschung des Pilatus ,,\/ermerckt des falschen vrtalls So pilatus vber vnssern herrn Jhs (Jesu) getan hat vnd die hend gewaschen". Dieser Kreuzweg ist mit seiner anschaulichen Erzählerfreudigkeit ein bedeutendes Werk an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert und zeigt in seiner Darstellung charakteristische Züge der Kunst der Donauschule. Die ölbergszene z. B. Ist In eine Landschaft hineingestellt, die Szenen von der Geißelung, Dornenkrö nung oder Händewaschung des Pilatus in perspektivisch erfaßte Räume. Interessant Ist auch ein Grabstein des Meinhart Not aus dem Jahre 1518 mit sei nem Wappen, einer Sense. Erwar Pflegerin Pürnstein53. Der Grabstein wurde 1975 Im Garten zwischen dem Pfarrhof in St. Peter am Wimberg und dem Pfarrheim gefunden. Er befindet sich jetzt in der Kirche in Stein bruch neben dem ölbergrelief. Das Relief des Grabsteines zeigt eine Kreuzigungs gruppe, die große Ähnlichkeit mit jener des Kreuzigungsreliefs am Grabstein des Abtes Heinrich Kern in Baumgartenberg von An dreas Kärling besitzts«. Auch das Kreuzi gungsrelief der Kreuzwegdarstellung zeigt die stilistischen Merkmale der Donauschule==, wenn auch das Lendentuch Christi hier nur nach einer Seite flattert. Es ist vielleicht, so wie die anderen Reliefs, etwas früher entstanden als der Grabstein. Ich möchte noch eine gotische ölberg gruppe aus Ton erwähnen, die einst in St. Anna in Steinbruch stand und sich jetzt im österreichischen Museum für ange wandte Kunst in Wien befindetss. Es ist eine glasierte Keramikgruppe. Nach ö. Kastner gehört sie zu dem Schönsten, was aus spät gotischer Zeit an Keramik bei uns bekannt ist". Der kniende Christus Ist etwas über 1 m groß, die beiden Aposteln etwas über 70 cm, der Engel über 40 cm. Die Figuren sind hohl. Besonders eindrucksvoll ist der sitzende bartlose Johannes mit seiner ei genartigen Haartracht und dem reichen Fal tenwurf seines Gewandes. Da die Nische an der südlichen Außenwand der Kirche für die ölbergfiguren zu klein Ist,i vielleicht war ur sprünglich die letzte Kreuzwegstation dort angebracht, müssen sich die Figuren in der Nische der nördlichen Innenwand der Sei tenkapelle befunden haben, worauf schon Walcher hingewiesen hat®®. Das Wappen der Starhemberger und Rosenberger sowie die Jahreszahl 1509 ordnet die ölberg gruppe In die Entstehungszeit der Kirche ein. In Ybbs an der Donau befindet sich eine öl berggruppe®®, ebenfalls aus Ton, deren Figuren große Ähnlichkeit mit jenen von Steinbruch zeigen, eine Übereinstimmung, auf die Walcher schon hingewiesen hat®". Der Christuskopf mit dem Blick nach oben besitzt große Ähnlichkeit mit dem Kopf des Christus von Steinbruch, genau wie die Haartracht der beiden Johannesfiguren. Der Engel fehlt bei der ölberggruppe in Ybbs. Beim liegenden Petrus, der auf dem Bilde der Kunsttopographie kein Schwert hat, wurde das Schwert bei der letzten Restau-

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