Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 3, 1978

Die Kreuzwegstationen des bemerkenswerten spätgotisctien Kreuzweges in der Filialkirche St, Anna, Marmorreliefs, die ursprünglich am Weg von Pürnstein zur Kirche aufgestellt waren und sich nunmehr an der Nordwand des Kircheninnerenbefinden. Foto: Fr. Michalek &CL m ' { Rtp ftö iTitUHltr fliinntT liitoias liAiuviVu^ü ÄtWt AnilsröW itt wen vnd mueter sanndt Anna vnd das annder sollen nur gesprochen mess sein vnd ob ain Organist vorhanden, der soll die drew Ämbter siahen." Der Organist sollte für je des Ambt zwölf Pfennig erhaiten. Daraus ist ersichtlich, daß in St. Anna in Steinbruch be reits eine Orgel existierte. Die heutige Orgei ist vom Linzer Lorenz Richter erbaut und be fand sich früher in der Pfarrkirche St. Peter am Wimberg. Sie war dort 1727 neu aufge stellt worden und kostete 350 Gulden. 1778 kam sie nach Steinbruch, da St. Peter eine neue, größerer Orgel von Rummel erhalten hatte" L Ferner verfügte Gregor ,,Vnd sonst solle mein par mit sterb kertzen vnd annderm dartzue gehörig, wie sich dann meinem stanndt nach gepürt" von den Erben und Nachkommen versehen werden. Weiter heißt es ,,Auch nachdem ich willens noch vor meinem abgang von erkauften gueten ain ewige mess vnd ain Gapplan haus aufgerichten, dar Innen sich derseib Gapplan ennthalten vnd teglich in sanndt Anna Gotzhaus mess haben soll . . . will ich hiemit in kraft dises Testaments meinen obemelten erben gepoten haben, soihs alles zuuoltziehen vnd vnd zufurdern." Sollte jedoch ,,an der kirchen oder an dem Gapplan haus so soIhs aufgericht, dergleich an dem mesner haus prechenhaftig vnd mangelhaft" wer den, so sollten die Erben und Nachkommen für diese Schäden aufkommen. Gregor von Starhemberg regelte auch die Erbschaft seiner Frau Hedwig, ,,wo dieselb mein Gemahl mich überlebte", und die sei ner Tochter Katharina. Hedwig starb jedoch 1520 und wurde in der Pfarrkirche in Helimonsödt beigesetzt, wo sich auch in der Starhembergischen Gruftkapetie ihr Grab stein aus rotem Marmor befindet"^. Dieser Grabstein zeigt schon die kommenden Re naissanceformen und ist ein gutes Beispiel der Bildhauerkunst der Donauschule. Ihn schmückt ein Anna-Selbdritt-Relief, das je doch mit demjenigen auf dem Votivstein von 1515 in Steinbruch keine Ähnlichkeit besitzt. Es wirkt eleganter gegenüber der Darstel lung in Steinbruch. Unter der Anna Selbdritt kniet links vor der hl. Barbara die Verstorbe ne, rechts steht die hi. Katharina, dazwi schen sieht man das Rosenberger und Starhemberger Wappen. Die Inschrift auf dem Grabstein lautet: ,,Hie iigt begraben die wolgeborn Fraw Fraw Hedwig von Starhem berg geborn von Rosennberg dy gestorben ist am Samstag nach Jori (?8. April) umb dy Neundt stund gegen der nacht der got Irer Seile genedig sei Anno domi 1520 Jare"^." Unter den Zeugen von Gregors Testament scheint ,,Herr Hannsen Reisinger der zeyten vicary zu sanndt Peter aufm Windberg" auf. Die Richtigkeit des Testamentes bestä tigte ,,Aiexy Valkenhaimer aus Bäbstlichen vnnd kayserlichen Gewalt offner Notary." In einer Urkunde vom 4. August 1519"" ver legte der Administrator Ernst von Passau auf Bitten Gregors von Starhemberg das Kirchweihfest von St. Anna in Steinbruch (ecciesie sancte Anne auffm Stainpruch) vom Sonntag nach dem 26. Juli auf Dienstag nach dem dritten Sonntag nach Ostern und jenes der Sebastianskapelle im nördlichen Seitenschiff (capella sancti Sebastiani) auf den zweiten Sonntag nach dem Fest des hl. Michael (in secunda dominica post festum sancti Michaelis). Am 9. August 1519 verlieh Papst Leo X. auf Bitten von Gregor von Starhemberg allen, die St. Anna in Steinbruch und den dort be findlichen Kreuzweg besuchen, Ablässe (meditando similiter devote visitaverint)"®. Dies wurde vom Administrator Ernst von Passau in einer Urkunde vom 3. März 1520 bestätigt"6. Diese Urkunden sind deshalb in teressant, weil der Kreuzweg bei Steinbruch darin eigens erwähnt wird. Die Darstellung des Kreuzweges entstand in Europa im 15. Jahrhundert in den Klöstern. Die Zahl der Stationen war ursprünglich 7, wurde später auf 10 und 12 erweitert, heute sind es 14. Den ersten größeren Kreuzweg in Deutsch land schuf Adam Krafft in Nürnberg (1505 bis 1508). Er führte vom Tiergärtnertor bis zum Johannesfriedhof und hatte 7 Statio nen. Jetzt sind diese Stationen im Germani schen Nationalmuseum in Nürnberg aufge stellt"^. Beim Kreuzweg von Steinbruch handelt es sich um Marmortafeln mit Reliefs. Es sind 12 Stationen dargestellt. Der Kreu zweg stammt aus der Erbauungszeit der Kirche, die Wappen der Starhemberger und Rosenberger darauf weisen auf die Stifter der Kirche hin"^. Die Kreuzwegstationen standen ursprünglich auf dem Weg von Pürnstein nach Steinbruch. Die 1. Station stand auf dem Grund der Herrschaft Pürn stein, die weiteren 10 Stationen befanden sich auf Gründen der angrenzenden Bau ern, die 12. Station war an der Außenseite der Kirchenmauer von St. Anna angebracht. Die Marmorreiiefs waren in gemauerten Ni schen untergebracht"®. Pillwein schreibt darüber in seinem Werk ,,Der Mühikreis", das 1827 erschienen ist, daß sie schon sehr schlecht erhalten waren®°. 1886 ließ sie Pfarrer Wilhelm Pailler von St. Peter, um sie vom Verfall zu retten, in die St.-Anna-Kirche in Steinbruch übertragen. Die Reliefs wur den im Innern der Kirche an der Nordwand angebracht, wo sie sich noch heute befinden®L Ursprünglich war der Leidensweg Ghristi nur durch den Anfangspunkt (Haus des Pila-

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