Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 3, 1978

Votivstein aus dem Jahr 1515 im Kirchenchor, der an den Kirchenbau erinnert. Foto: Fr. Michalek Am 4. Juli 1514 bestätigte der Bischof von Passau Wiguleus Fröschl von Marzoll (1500 bis 1516) Gregor von Starhemberg die in der St.-Anna-Kirche in Steinbruch gestifteten Gottesdienste und verleiht allen, die diese Kirche besuchen, Ablässe^s. Im selben Jahre stifteten Meinhart Not, Pfleger zu Pürnstein, und Pfarrer Leonhard Loder von St. Peter am Wimberg Quatembermessen2o. An den Quatembersonntagen sollte der Pfarrer mit seinen ,,Geselien" (Kaplänen), Schulmeister und Schülern die Vigil singen, danach auf dem Friedhof mehrere Gebete sprechen, am anderen Tag sollte ein Seelenamt sein^L 1514 waren Kirche und Altäre fertgiggesteilt. Am 23. Oktober 1514 weihten Bischof Wiguieus von Passau und Bernhard Meurl (Weihbischof von Passau 1496 bis 1522) die Kirche in Steinbruch, die, wie es in der Weiheurkunde heißt, neu aufgebaut worden ist, sowie den Hochaltar (de novo funditus per nobilem et generosum dominum Gregorium de Starhenberg baronem et dominam Hedwigem de Rosenberg conthoralem [Ehefrau] eius erectam et fundatam virginis et altare maius in choro situatum)^^. Gleich zeitig wurden der Kirche Ablässe verliehen. Vom gotischen Hochaltar, der der hl. Anna Selbdritt geweiht wurde (in honore sancte Anne matris beate Marie virginis), ist nur mehr die Anna-Selbdritt-Gruppe erhalten, eine schöne Arbeit der Spätgotik. Der goti sche Altar selbst wurde Ende des 17. Jahr hunderts durch einen barocken ersetzt. Das barocke Hochaltarbild, ein Gemälde der hl. Anna, ist mit A. K., 1784 bezeichnet. Es stammt vom Maler Andreas Kitzberger, der dafür 22 fl. 48 kr bekam^s. Andreas Kitzber ger malte u. a. für das Stift St. Forian vier Fastenbilder und drei Porträts^". Das Mittel fresko, die Geburt Christi darstellend, be zeichnet 1792, in der Filialkirche Maria Schutz in Bründl (Bad Leonfeiden) stammt ebenfalls von Andreas Kitzberger^®. Die oben erwähnte Anna-Selbdritt-Gruppe in Steinbruch kam auf einen Seitenaitar. Sie wurde 1837 wieder auf den Hochaltar über tragen und 1882 von Schmalzl aus dem Grödnertal neu gefaßt^®. Das barocke Hochaltarbild hängt jetzt im Chor. Am 24. Oktober 1514, am Tag nach der Weihe der Kirche, wurden von Weihbischof Bernhard Meurl die übrigen fünf Altäre^^ geweiht (quinque altaria). Diese fünf Altäre sind in der Weiheurkunde vom 23. Oktober 1514 genau bezeichnet. Der erste Altar in der nördlichen Kapelle war dem hl. Seba stian geweiht (primum in capella in latero sinistro . . . in honore sancti Sebastlani martiris), der zweite Altar, der Marienaltar, war links vom Chor (secundum altare ad latus sinistrum, quoad introitum chori), der dritte Altar, der Kreuzaltar, war in der Mitte (tertium in medio ecciesie in honore sancte crucis Inventionis), der vierte Altar, der vier zehn Nothelferaltar stand rechts vom Chor (in latero dextro in honore quatuordecim auxiliatorum). Interessant ist auch, daß bei diesem Altar bereits der hl. Leopold auf scheint (sancti Leopoldi marchionis Austrie). Der Babenberger Leopold III. wurde 1485 heiliggesprochen, die Erhebung der Gebeine erfolgte 15062®. Der fünfte Altar ,,supra basilicam", wie es in der Weiheur kunde heißt, war dem hl. Michael geweiht (in honore sancti Michaelis archangeii). Dieser Michaelsaitar, der heute nicht mehr vorhan den ist, befand sich höchstwahrscheinlich auf der Westempore®®. Wie schon erwähnt, stand in Steinbruch vorher eine Michaels kapelle. Diese wurden vielfach auf alten Kuitstätten errichtet und symbolisieren den Sieg des Christentums über das Heidentum®®. Nun wurde an dieser Stelle eine neue Kirche erbaut, die aus den schon erwähnten Gründen der hl. Anna geweiht war, ebenso der Hochaltar. Ein weiterer wichtiger Platz für einen Altar war die Empore im Westen. Hier errichtete man daher den Michaelsal tar. Der hl. Michael sollte auch Schutz vor dem Bösen gewähren, das nach mittelalter licher Auffassung von Westen kam. Vom 23. Oktober 1514 besitzt das Stifts archiv St. Florian eine Weihenotiz mit Ver zeichnis der Reliquien und Ablässe für Stelnbruch®L auf deren Vorderseite sich oben eine Miniatur mit einem Altar und der Darstellung der Anna Selbdritt befindet. Vor ihr knien betend der Bischof Wiguleus und der Weihbischof Bernhard mit ihren Wap pen. Hinter ihnen steht je ein Assistent mit dem Bischofstab. Es heißt u. a., daß ,,dltz Gotzhaus sannd Anna auf dem Stainpruch am Windberg, in Pettringer Pharr und Has linger Landgericht gelegen, geheiligt und geweicht mitsambt dem Haubtalltar sannd Anna. . . und am nagsten Tag dar nach ... die fünf andern Alitar. . ." Auch hier heißt es, daß die Kirche ,,in den Eren der heiligen Frawen sannd Anna von newen aufgericht, gepawt und gestifft worden." Im Chor der Kirche befindet sich an der Ost wand ein Votivstein aus dem Jahre 1515, der an den Bau der Kirche erinnert. Im obe ren Teil ist eine Darstellung der Anna Selb dritt, darunter sind die Wappen der Starhemberger und Rosenberger. Links von der Anna-Selbdritt-Gruppe kniet Gregor von Starhemberg. Hinter Ihm steht Petrus mit dem Schlüssel in der rechten Hand, die linke liegt schützend auf der linken Schulter Gre gors. Auf der rechten Seite kniet Hedwig, die Ehefrau Gregors. Hinter ihr steht Paulus mit ■■CTrwdem Schwert in der rechten Hand, die linke ruht schützend auf der linken Schulter von Hedwig. Links von Hedwig kniet Katharina, die 1509 geborene einzige Tochter der bei den®®. Auf dem Votivstein von 1515 in Stein bruch steht unter dem Relief u. a.: ,,Gott zu lob . . . ist ditz gotzhaws durch dy wolgebornen hern hern gregor vo Starhenberg frawn hedwig geporn von rossenberg sein gemahel dr erst anfang d kirche mit einadr gepawt gestifft. . ." Katharina heiratete Woifgang von Scherffenberg. Sie starb 1544, ihr Gatte Wolfgang 1545. Beide sind in Altmünster am Traunsee begraben, wo sich auch ihr Grabstein befindet. Immer wieder sehen wir aus Urkunden, daß Gregor von Starhemberg bestrebt war, seine Stiftung auch weiterhin zu unterstüt zen und auszustatten. In einer Urkunde vom 28. September 1517®® z. B. nimmt er eine Stiftung von ,,zway phundt pfening jeriicher gullt" sowie ,,achtzigk phening jeriicher gulit" zurück, da ,,solch abgemalt gult zuuerbringung vnd aufrichtung des Gotzdienst nit genug ist." Dafür stiftete er aber ,,die peunten so ich von weyland Sixten Fleichhaker seiigen, der ain Bürger zu veiden ge wesen ehelichen kinder laut eines versigel ten kauffbrief. . . erkaufft habe." Interessante Hinweise gibt auch das Testa ment Gregors von Starhemberg vom 10. Februar 1519®". Es umfaßt sechs Blät ter, wovon 11 Seiten beschrieben sind, wo bei auf 10 Seiten unten der Vermerk steht

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