Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 3, 1978

Stiftung von Gregor von Starhemberg und seiner Gemahlin Hedwig von Rosenberg. Sie Ist nach Eder® als Schloßkirche anzu sprechen. Es treffen hier alle Merkmale eines neuen Benefizlums, sowie alle Spiel arten von Stiftungen zusammen. Ihre reiche Ausstattung läßt die Bedeutung dieser Kir che erkennen, an deren Stelle schon früher eine Michaelskapelle stand. Gregor von Starhemberg wurde 1464 geboren^. Er wurde anläßlich der Krönung von Kaiser Maximilian I. In Aachen 1486 zum Ritter geschlagen und war seit 1494 Allein besitzer von Pürnsteln, nachdem vorher seine Brüder Ludwig und Bartholomäus noch Mitbesitzer waren. 1506 heiratete Gregor Hedwig von Rosenberg®. Sie war schon zweimal verheiratet gewesen, jedoch kinderlos geblieben. Einem Gelübde um Kindersegen entsprang der Bau zur Anna kirche In Steinbruchs. Die hl. Anna war eine Hauptpatronin für Heirat und Ehe. Sie war auch die Geburtspatronin, man flehte sie um Kindersegen an. Es Ist daher verständlich, daß diese neue Kirche der hl. Anna Selbdritt geweiht wurde. Außerdem war In Böhmen der Annenkult schon früher weit verbreitet. Diese Patronanz weitete sich dann später ganz allgemein für einen Erntesegen aus^®. Auch nach Steinbruch sind Wallfahrten, z. B. Im 18. Jahrhundert aus der Umgebung von Neufelden, Altenfelden und Südböh men, nachwelsbar^L In einer Urkunde vom 30. Oktober 1508^2 versprach Pfarrer Leonhard Loder von St. Peter, zum Kirchenneubau In Steinbruch ein Drittel seiner ganzen Sammlung und alle Opfer zu spenden. Nach einer Inschrift am Boden des Chores neben dem Hochaltar er folgte die Grundsteinlegung zum Bau der Kirche am 29. Mal 1509. Diese Inschrift lau tet: ,,Vermerckt das Gott dem Almächtigen zw lob Maria seiner mveter und sonder lichen ZV den freu (Frauen) Der heyllgen frawen sand Anna DIses gotzhavs für genomen vnd Der Erst staln gelegt worden Ist An erichtag (Dienstag) In pfingstfen tagen (Pfingsfelertagen) stifftero (gestiftet) durich den wohlgebornen herrn Gregorg von Starhnberg hedwig geborn vö Rosenberg sein gemahel Gott welle In durch Das furgebett der heiligen sand Anna genadig und barmhertzig sein 1509." Der Bau der Kirche dauerte fünf Jahre. Vielleicht war am Bau die 1497 gegründete Bauhütte zu Krumau beteiligt, hatte doch Peter von Rosenberg, der Bruder von Hedwig, eigens diese Bau hütte für seine zahlreichen Bauten errichtet. Diese Bauhütte hatte die Passauer Hütten ordnung übernommen und Passauer Steinmetze und Bauleute waren beschäf tigt. Besonders In zahlreichen ländlichen Kirchen entfaltete die Rosenberglsche Bau hütte Ihre Tätigkeit, wobei nach 1500 ent standene Bogenrippengewölbe vielfach von donauländlschen Baugruppen beeinflußt slnd^®. Bereits 1509 hatten die Gründer der Anna kirche eine Glocke gestiftet, die 82,5 kg schwer war und einen Durchmesser von 60 cm hatte. Die Inschrift lautete: ,,0 Maria ora pro nobls Anno D. 1509." Über dem Wappen der Starhemberger befand sich In Reliefform der hl. Georg, den Speer In den Rachen des Drachen stoßend. Über dem Wappen der Rosenberger war ein Relief der gekrönten Maria mit dem Jesuskind. Diese Glocke zersprang In den zwanziger Jahren und wurde 1923 In der Glockengießerei In St. Florian neu gegossen^-'. Sie mußte Im zweiten Weltkrieg abgeliefert werden. Grundriß der Filialkirche St. Anna in Steinbruch, entworfen von Vitus Ecker. Foto: Fr. Michalek Links: Blick in den Innenraum mit barocker Altarausstattung, Hochaltar aus dem späten 17. Jahrhundert, Seitenaltäre um 1700, Kanzel urkundlich 1714. Foto: Fr. Michalek Rechts (S. 43): Ablaßbrief für die Kirche St. Anna in Steinbruch vom 17. Februar 1513.

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