Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 3, 1978

inmitten, die ihre Strahlen aussendet, und den Löwenköpfen, darüber, auf die weiße Mauer gemalt, das Markenzeichen, auch Meisterzeichen benannt, der ,,Gradn", der Kelch, der neben dem Innungszeichen KM (Kirchdorf-Micheldorf) auf den Sensen ein geschlagen sein mußte. Im Konkurrenz kampf wurden diese Zeichen und Bei schläge, wie man die Innungszeichen im Fachausdruck charakterisierte, von auslän dischen Sensenerzeugern leider nur zu oft mißbraucht. In der Kram mit ihrer Uhr im Giebel hat Univ.-Prof. Dr. Kurt Holter in großen Tafeln die Handelsbeziehungen und -wege, die ganze Organisation des Sensenverkaufes, festgehalten, eine mühevolle Arbeit, mu sterhaft übersichtlich gelöst, auch vom Gra phischen her. Das alles zeigt, wie bedeu tend der Absatz der Erzeugnisse dieser Sensenindustrie für eine österreichische Handelsbilanz einmal gewesen ist, und wie die technische Entwicklung, nicht zuletzt aber Kriege, dieses ,,Prachtstück" des österreichischen Eisenwesens völlig aus geschaltet, um nicht zu sagen, zugrunde ge richtet haben. Daß persönliche Einflüsse, so ein gewisses Wohlleben mancher Gewerken, mit dazu beigetragen haben, den einen oder anderen Sensenhammer abzu wirtschaften, sollte nur als eine Tatsache angesehen werden, die mit dem allgemei nen Niedergang der österreichischen Sensenindustrie nichts zu tun hat. Das kommt in jeder Branche und immer wieder vor. Selbstverständlich wird in diesem Museum der Hammer, die eigentliche Werkstatt, be sonders interessieren, vor allem die ma schinenbegeisterte Jugend. Die einzelnen Arbeitsstufen der Sensenerzeugung, die nach wie vor rein handwerkliches Können gefordert hat (und auch heute noch fordert), werden in großen Darstellungen bei den einzelnen aufgestellten Maschinen und Hämmern erläutert, das Breiten, Abrichten, Ausmachen, wie diese Arbeitsvorgänge noch heißen, es sind ihrer zwanzig, bis eine verkaufsfähige Sense vorliegt. Daraus läßt sich auch nachträglich die Wohltat der Eisvogelschen Erfindung verstehen oder doch der Umstand, wie es vorher in unseren Sen senschmieden ausgesehen hat, als sogar noch das Bröckl mittels händigem Hammer schlag zum Sensenblatt hat ausgebreitet werden müssen. Daß man diese Wohltat nicht sogleich begriffen hat, ist verständlich. So ergeht es allen Erfindungen: wir können vorerst nicht abschätzen, ob sie uns dienen oder schaden. Dadurch, daß sie eine — zu nächst nicht einmal geahnte - günstige so ziale Veränderung im Leben der betroffenen Arbeiter nach sich ziehen, die wiederum An passung verlangt, kann, aber auch will nie mand so rasch wahrhaben. Erst die fort schreitende Zeit löst diese Frage. Wir ken nen das auch von der Einführung automati scher Webstühle und jetzt bei der Einschal tung elektronischer Geräte im Druckerei wesen anstatt der Setzerei mit Bleilettern. Abgesehen von den Schauobjekten, die uns das Oö. Sensenschmiede-Museum bietet und damit eine Lücke im oberösterreichi schen Museumswesen ausfüllt, sollte uns sein Besuch auch anregen, im Vergleich mit der Gegenwart unseren geistigen Standort neu zu bestimmen, so im Hinblick auf den Berggeist, der den Siedlern rund um den steirischen Erzberg Gold nur auf ein Jahr, Eisen aber auf immerdar verheißen hat. Es ist nicht alles Gold, was glänzt, doch Eisen bleibt Eisen, ein Stoff, der unentbehrlich ist. In erster Linie geht das die Jugend an. Der Besuch des Oö. Sensenschmiede-Mu seums durch ganze Schulen oder Schul klassen im Lande sollte gerade deshalb in Hinkunft geplant werden, im Sinne einer Er ziehung zu Fleiß und Freude an der Arbeit, die noch immer die Überwindung mancher persönlichen Härte mit eingeschlossen hat. Alles im Leben hat eben seine zwei Seiten, wer das nicht begreift und nur immer das Angenehme haben wiii, wird das menschli che Dasein in seiner Moral nie ausschöpfen können. Der schönste Dank an die Ideen träger, Planer und Gestalter dieses neuen oberösterreichischen Museums, vor allem an die oö. Landesregierung, die sich erfreu licherweise in das Projekt richtunggebend wie finanziell eingeschaltet hat, könnte auch nicht besser als aus nachdenklichen Mienen wie leuchtenden Augen junger Menschen beim Ansehen der Einrichtungen dieses al ten, neu erstandenen Sensenhammers, der Werkstatt Am Gries, auch Gradn genannt, kommen. Mit dem Oö. SensenschmiedeMuseum in Micheldorf ist wie mit vieien an deren ähnlichen öffentiichen ,,Revitalisierungen" eine Belebung unserer kulturellen Position vor solchen in den übrigen Bundesiändern vorgenommen worden, die noch zum kulturellen Zentrum einer größeren Kul turlandschaft als dem ehemaligen Innerberger Bezirk werden kann. Jedenfalls müssen wir das wünschen. Urlaub auf dem Lande, mit allem, was Ihn richtig erholsam macht ■ und das zu jeder Jahreszelt: MICHELDORF ca. 80 km Wanderwege, Tennis, Reiten, Segelund Drachenfliegen, vorgewärmtes Alpenbad, Sensenschmiedemuseum, Urlaub am Bauernhof Das Ausflugsparadies Im oberösterreichischen Kremstal Nähere Auskünfte: Fremdenverkehrsbüro, A-4563 Micheldorf, Tel. 0 75 82 / 34 74 LEOERWAREN Rudolf Schweder Lederwarenfabrik 1051 Wien Postfach 35 Austria Telefon 55 27 03, 55 27 67 Spezialität: Kleinlederwaren Reisemanicures- und Nähzeuge Geldbörsen Necessaires und Werbegeschenke Eingetragene Schutzmarke

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