neue Sensenschmiede-Museum Einblick geben in das Leben und Schaffen der Gewerken.) Den dritten „schweren Schlag" für die Sen senindustrie brachte dann der erste Welt krieg, in dessen Folge der Osten, Polen und Rußland, als Kunden für die blauen Sensen ausfielen. Man nannte sie so wegen ihrer Blautönung, zum Unterschied von den ,,weißen" norddeutschen. Seit dem zweiten Weltkrieg erzeugen nur noch wenige Sensenschmieden aus dem ehemaligen Innerberger Raum Sensen. Soweit sie überhaupt noch bestehen, haben sie sich auf die Herstellung anderer Waren umgestellt, so auch, wie schon erwähnt, die Gradn-Werkstatt. Deren heutigen Besitzern ist es aber zu danken, daß sie sich um die Erhaltung des alten Sensenhammers Am Gries bemüht haben. Seine Revitalisierung wäre ohne diesen Einsatz, der Anhänglich keit, ja Treue am überkommenen Erbe vor aussetzt, nicht mehr möglich gewesen. Vorläufig sind der Hammer, also die Werk statt, die Kram, das ist der Lagerraum für die Sensen, und das Herrenhaus der Gewerken Zeitlinger, das auch die Kanzlei mit ein schloß, renoviert und wieder eingerichtet worden. Das ehemalige Haus der ledigen Sensenknechte, der Gesellen, und ein ebenerdiger langgestreckter Trakt, seiner zeit als Schweinestall verwendet, werden nach Wiederherstellung dieses Museum er gänzen und ihm die Aura der Sensen schmieden von einst geben, auch jene, die die Wohnkultur ihrer Besitzer, dieser Indu striellen der Anfangszeit ausstrahlt und uns nüchterne Menschen am Ende des 20. Jahrhunderts wie aus einer sagenhaften Zeit überkommt. Ähnlich dem Salz hat das Eisen, im chemi schen Prozeß aus dem der Erde entnom menen Erz gewonnen, seit je eine geheim nisvolle Anziehung auf die Menschen aus geübt. Ihm wohnt das Ewige inne, wie schon aus der Sage hervorgeht. Hans Kloepfer, der unvergessene steirische Dichter, hat darüber, und zwar im 1. Band des ,,Steirischen Eisenbuches", in seiner wunderba ren Schilderungskunst so geschrieben: ,,Lange schon, in der Vorzeit, die trotz ihrer blühenden Unberührtheit die graue genannt wird, haben Mythe und Sage einen Kranz ums steirische Eisenwesen gewoben und so noch vor dem Zwielicht der ersten Urkunden die Höhen des Erzbergs überleuchtet. Von saligen Bergfräulein gaben sie Kunde, vom Wassermann im Leopoldsteiner See, vom wilden Gjaid, das in schwarzen Sturmnäch ten vom Pfaffenstein herniederbraust, bis zu den Venedigermandeln, von denen noch unsere Großväter erzählten. Am treffend sten aber hat die Volksweisheit den alten Bergsegen späterhin in die Sage vom Berg geist gekleidet, der den Siedlern um den Erzberg ,nach der Vertreibung der Römer' Goldadern auf ein Jahr, Silberminen auf zwanzig Jahre oder ,Eisen auf immerdar' versprach. Und sie haben das Eisen ge wählt. Welcher Segen aus dieser Wahl durch die Jahrhunderte erflossen, das ist in umfassender und erschöpfender Darstel lung niedergelegt und wird in seiner Ent wicklung und Auswirkung auf die Wirtschaft unserer Tage durch neue Forschungen noch immer weiter aufgehellt." Gehört die Gründung des Oberösterreichi schen Sensenschmiede-Museum in Mi cheldorf nicht auch zu den von Kloepfer zi tierten Forschungen? Jedenfalls sollten sich durch dieses Museum neue Impulse für die I»«: Ä... m
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