Blick in das Hammergebäude des „Gradn-Werkes", wie es nun als Museum eingerichtet ist. Foto: Fr. Gangi steirischen Erzberg, der Eisenwurzel, ver bunden war, teilte sich die Organisation der Eisenerzeugung in eine Innerberger und eine Vordernberger Genossenschaft oder Gewerkschaft. Die Innerberger Gewerk schaft war für den ober- und niederösterrei chischen Bezirk zuständig, wobei die Do nau, der Kremsfluß zur Traun, die Pieiach und die Landesgrenze zwischen Steiermark und Ober- und Niederösterreich diesen Be reich einschlössen. Der Vordernberger Ge werkschaft gehörte das steirische Land zu. Steyr und später Kirchdorf traten als Haupt orte in der Innerberger Gewerkschaft her vor. Kirchdorf allerdings nur in bezug auf Organisation und nicht auf die Produktion. Kirchdorf war vor allem der Schauplatz des Jahrtages der Kirchdorf-Micheldorfer Sen senschmiede-Innung oder Sensenschmiedegewerkschaft, der immer am Jakobitag, das ist der 25. Juli, feierlich begangen wur de. Der landesfürstliche Eisenobmann aus Steyr war als Ehrengast anwesend, vor der Zunftlade wurden die Lehrbuben freige sprochen und neue aufgenommen, alle Auseinandersetzungen während des Jah res geschlichtet, auch saftige Geldstrafen ausgeteilt. Der Festzug der Gewerken, Eßmeister und Sensenschmiedknechte be wegte sich zur Kirche, und von Mittag an ta felte man, die Gewerken im Gasthof ,,Zur Post", ihre Arbeiter im Gasthof ,,Zum Hir schen". Das Mahl war dasselbe, meist 15 Gänge - Schüh-Suppe mit Reiswandi, Fleisch mit Gurkensauce, Erbsen mit ge selchter Zunge, Spanferkel mit Krautsalat, gedünstete Hendl mit Krebsfleischkarfioi, Breseikoch mitChaudeau, Kapaun mit Ribiselsuiz, Leberkranzi in Butterteig, Erdäpfeikoch, gebratenes Wildbret mit weißer Sau ce, Krebsen, Kuchen, Safttorte, Konfekt und Kaffee, dazu natürlich Getränk, vor allem Wein. Dabei lockern sich die strengen Bräu che, die Standesabgrenzungen fallen, die Knechte kommen in die ,,Post" und bitten die Frauen und Töchter der Gewerken zum Tanz. Die Gewerken, schon gemächlicher, halten es mit einem lustigen Schützenfest, einem Scheibenschießen auf gemalte Scheiben mit lustigen Bildern und Sprü chen. Einige dieser Scheiben kann man noch heute in den Gaststuben von Altpernstein, der mittelalterlichen Burg über Mi cheldorf, sehen. Der nächste Tag ist, wie könnte es anders sein, ein sprichwörtlicher ,.blauer Montag". Was Steyr und Kirchdorf fürden Innerberger Bezirk waren, das ergab sich für den Vor dernberger Bereich zwangsläufig bei den obersteirischen Städten Bruck an der Mur und Leoben. Drei bedeutende Bauten, die die Jahrhunderte überdauert haben, der In nerberger Stadel und das Bummerlhaus in Steyr sowie das Kornmesserhaus in Bruck, sind ohne die Organisation des Eisen wesens nicht denkbar. Der Name Innerber ger Stadel weist darauf hin. Allmählich hatte sich durch alle Streitigkei ten der einzelnen Sensenschmiede-Innun gen hindurch die Innerberger Genossen schaft in den Vordergrund gespielt. 1625 kam es dann zur Bildung der Innerberger Hauptgewerkschaft, die gegenüber der Vordernberger Gewerkschaft die Oberhand behielt, gewiß ein Verdienst der rührigen Kirchdorf-Micheldorfer SensenschmiedeInnung, die mit ihren 42 Sensenschmiede hämmern (nach Josef Zeitlinger) oder 49
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