Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 3, 1978

Die blauen Sensen Zur Eröffnung des SensenschmiedeMuseums In Micheldorf Carl Hans Watzinger Am 7. Juli 1978 wurde das Oberösterreichi sche Sensenschmiede-Museum in Michel dorf eröffnet. Dazu ist vor Jahren die Werk statt Am Gries, auch Gradn-Werk genannt, ausgewählt worden, eine von den seinerzei tigen zwölf Sensenschmieden im Ort. Erst 1966 stellte dieser Sensenhammer die Er zeugung von Sensen ein, mangels Absatz, wie es in der ,,Geschichte der österreichi schen Sensenwerke und deren Besitzer" von Franz Schröckenfux, der 1975 von Franz John herausgegebenen und von Dr. Fritz Grelner zu Ende geführten ,,Schrökkenfux Chronik" kurz und bündig heißt. Sie ist eine Erfassung aller Sensenwerksbesit zer, der Gewerken, wie sie geheißen haben, und ihrer Erben bis herauf in unsere Tage, in heute selten gewordener Akribie erforscht und mit Bildern ihrer Werkstätten und Wohnhäuser, der sogenannten Herrenhäu ser, dieser Besitzer selbst, schließlich mit genauem Kartenmaterial versehen. Das Gradn-Werk, eine OHG (Offene Handeis Gesellschaft), ging zuletzt in den entspre chenden Anteilen von den Brüder Adolf und Hubert Zeitlinger in den Besitz des gleich namigen Sohnes des ersteren und der Tochter Huberts über, die seit 1947 mit dem Rechtsanwalt Dr. Rudolf Just verheiratet ist. Die Firma erzeugt heute hauptsächlich Bauund Möbelbeschläge. Das Anliegen, aus diesem Gradn-Hammer ein Sensenschmiede-Museum zu machen, nahm seit der Gründung des ,,Vereines zur Pflege und Erhaltung der Kulturgüter der Sensenindustrie" greifbare Formen an. Frau Hermine Kobler-Zeitlinger, selbst Nachkomme eines alteingesessenen Sensenschmiedegeschiechts, hat hiezu gute Vorarbeit geleistet. Leider hat sie nicht ein mal mehr die Inangriffnahme der Renovierungs- und Revitalislerungsarbeiten an den Gebäuden der ,,Gradn" erlebt. Die Öffentlichkeit kennt von der früheren Sensenindustrie im oberösterreichischen Bereich meist nur noch den schmückenden Beinamen der Sensengewerken. Denn all gemein nannte man sie, wie auch die Eisen erzeuger rund um den steirischen Erzberg, und ins Niederösterreichische bis Waidho fen a. d. Ybbs hinein, wegen ihrer wirklichen (oder nur mutmaßlichen) Wohlhabenheit, ja ihres Reichtums die ,,schwarzen Grafen". Gewiß, sie wußten zu leben und ihre Feste zu feiern, sie heirateten nur untereinander, alle diese Zeitlinger, Pießlinger, Schröcken fux, Redtenbacher, Koller, Moser, Hierzenberger, Weinmeister und Blumauer. Ihre Herrenhäuser hatten denselben Stil, man erkannte sie schon von weitem. Immer war eine Landwirtschaft dabei (auf dem Bild von der alten Gradn-Werkstatt ist es das große Gebäude rechts, halb durch den Stadel ver deckt), und so waren ihre Keiler auch gefültt, nicht zu vergessen die Weinkeller. Haus trunk war aber der Most, dieser süffige Kremstaler Most, der noch heute als der be ste seiner Art in Oberösterreich gilt. Die Einrichtung ihrer Zimmer: die herrlichen Barockschränke und -kommoden, auch die Sekretäre (Schreibtische) dieses Stils, spä ter die einfacheren Biedermeiermöbel, die kreisrunden Tische großen Ausmaßes, de ren Platte sich wie aus der wuchtigen Fuß vase entfaltet und ebnet bis an den Rand, dazu die gepolsterten Stühle und das Sofa mit der im Rücken geschweiften Lehne, entweder mit geblümtem Stoff oder festem grün-gelben Rips überzogen, ein Gewebe, das genausoviel Wärme verbreitet wie das rote Kirschhoiz dieser Möbel. Dazu viele u A m'i « XtS:

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