Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 3, 1978

Micheldorf durch das Alter ihrer Werkstät ten, durch die Anzahl der ihr angehörenden Meister sowie verbesserte Produktionsme thoden, die von hier ausgingen, eine füh rende Stellung zu. Von den rund 50 Werkstätten mit den Zunft buchstaben ,,KM", für die Innung Kirchdorf-Micheldorf, sind bis auf wenige Aus nahmen nach Einbruch der allgemeinen Technisierung fast alle untergegangen. Auch in der alten Sensenschmiedewerkstatt ,,Am Gries" in Micheidorf stehen heute die Hämmer stiil. Die Arbeiter sind aus dem ,,Gradn" ausgezogen und werden nun in ei nem modernen Werk der Firma Zeitlinger beschäftigt, in einem Betrieb, der sich auf eine völlig neue Produktion umgestellt hat. Das soll aber nicht heißen, daß die ,.Sen sendynastie Zeitlinger" heute von der Ver gangenheit nichts mehr wissen möchte. Im Rahmen des Europäischen Denkmal schutzjahres wurde das im ursprünglichen Zustand erhaltene, künstlerisch, kulturell und kulturgeschichtlich bedeutungsvolle Sensenschmiedewerk-Ensemble unter der Leitung und Bauführung von Hofrat Dipl.- Ing. Karl-Heinz Hattinger restauriert und zu einem Museum adaptiert. Ein vom Kirchdor fer Rechtsanwalt Dr. Just gegründeter Ver ein zur,,Pflege und Erhaltung der Kulturgü ter der Sensenschmiede" hat in Zusam menarbeit mit dem Land Oberösterreich, dem Bundesdenkmaiamt, dem Bezirk Kirchdorf und dessen Gemeinden sowie der Gemeinde Micheldorf die Finanzierung die ses Projektes übernommen. Das zweigeschossige Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert, in Form eines Vierkantho fes erbaut, der Hammer und die sogenannte ,,Kram" sind nun mit einem Aufwand von rund sechs Millionen Schilling als ein Bei spiel aus der Zeit des Frühindustrialismus museal erhalten geblieben. 1975 und 1976 wurden die denkmalpflegerischen Außenarbeiten durchgeführt und 1977 der Innenraum baulich saniert. Die Einrichtung wurde von einem wissenschaft lichen Beirat unter der Leitung von Univ.- Prof. Dr. Kurt Holter besorgt, dem die Erar beitung der geschichtlichen Dokumentation oblag. Diese sowie die ursprüngliche Form des Warenlagers und des Verkaufs finden im ,,Kramgebäude" Platz, während im Her renhaus unter der Leitung von Museumsdi rektor W. Hofrat Univ.-Prof. Dr. Franz 0. Lipp die Zunft, Kultur und die Familienge schichte der Sensengewerken dargestellt wird. Als Leihgabe des Oö. Landesmu seums wurde darin auch das sogenannte ,,Schöne Zimmer der Blumau" eingerichtet. Das Oberösterreichische Sensenschmiedemuseum wird einen neuen Schwerpunkt im Rahmen der oberösterreichischen Mu seen darsteilen und gerade durch die The menstellung einen wichtigen Beitrag zum Verständnis unserer Kulturwelt leisten. Rechts (S. 33): Das Herrenhaus des ,,GradnWerkes" nach der Restaurierung, einst Aus druck des Wohlstandes der Sensengewerken, nun wichtiger Bestandteil des Oberösterreichi schen Sensenschmiede-Museums. Foto: Fr. Gangl Unten: Historische Ansicht des alten ,,GradnWerkes" in Micheldorf im oberösterreichischen Kremstal. Foto: Linnert, Kirchdorf an der Krems '/.V. '■rß

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