Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 3, 1978

Grabstätte Heinrich Suso Waidecks am Dorf friedhof von St. Veit im Mühikrels mit Gedenk stein und schmiedeeisernem Kreuz, das der Dorfschmied Josef Gahieitner dem Dichter gewidmet hat. Foto: Fr. Gangi ^ ■ k/X i T! Ul ■ • wurden mit dem Priester Heinrich Suso Waldeck geführt. Aus den Briefen Bruno Ammerings, die der Verfasser vor 25 Jahren bereits im Rahmen einer ausführlichen Schilderung der letzten Lebensjahre Hein rich Suso Waldecks in den ,.Oberösterrei chischen Heimatblättern" veröffentlichen durfte, sei die folgende Stelle angeführt, die Licht in die innere Welt dieses Frühvollende ten wirft, dem Heinrich Suso Waldeck ein neues Land gewiesen hat: ..Wenn ich die reifenden Kornfelder sehe, kann ich es gar nicht glauben, daß jener Besuch bei Ihnen in St. Veit schon wieder ein Jahr zurückiiegt, so gegenwärtig ist mir noch alles. Ich weiß jetzt, daß ich Ihnen Ihre Worte, die Sie zu mir gesprochen haben, ein ganzes Leben schulden werde: Sie wiesen mir ein neues Land, von da an mußte ich einen anderen Weg gehen." (Bruno Ammering am 18. Juli 1942 aus Ruß land an Heinrich Suso Waldeck nach dem ersten Einsatz in einer Kesselschlacht.) Der schlichte Dorfschmied Josef Gahieitner, der dem kranken Dichter als Schachpartner und lieber Freund über die einsamen, lan gen Winterabende hinweghalf, hat ihm nach dem Tode in Gestalteines Bildstockes einen Gedenkstein gesetzt und auch das schmie deeiserne Kreuz für die Grabstätte des Dichters auf dem Kirchhof von St. Veit ge schaffen. Eine letzte große Freude hatte dem Schwer kranken der Besuch von Josef und Hedwig Weinheber bereitet. Anfang Juni 1943 war das Ehepaar während dreier Tage Gast des Klosters. Zum Dank für ihre Gastfreund schaft bot Josef Weinheber den Ordens frauen eine Lesung aus ..Wien wörtlich" an. Heinrich Suso Waldeck war damals schon von den Schatten des nahenden Todes ge zeichnet. Am Morgen des 4. September 1943 vollendete der Dichter seinen irdi schen Lebensweg. Josef Weinheber wollte dem toten Freund einen Gedenkstein errich ten lassen. Es kam nicht mehr dazu. Aber in seinem Brief vom 16. Oktober 1943 an Sr. Lioba, die den Dichter aufopfernd ge pflegt hatte, hat Josef Weinheber dem Freund einen ergreifenden Nachruf gewid met: ..Sie werden vielleicht glauben. Ich sei Ihm ein schlechter Freund gewesen, weil ich mich so wenig um ihn gekümmert habe. Aber Sie begreifen wohl: zwischen den Le benden, den Männern überhaupt, steht die Scham, die Angst, ein etwas zu weiches Wort zu sagen; die Liebe, die man für den andern hegt, birgt, zu zeigen. Nun, da der andere vollendet ist, sehe ich erst so recht, was ich an ihm unvollendet gelassen habe. Vielleicht aber hat er, weil er doch ein er leuchteter Geist war, meine Liebe erkannt. Jetzt darf ich ja davon sprechen ... er hat die Palme und den Lorbeer." Heinrich Suso Waldeck war die Gnade des Wortes geschenkt, das ihn erfüllte; seine Dichtung wurde Widerhall auf den Ruf, der an Ihn ergangen war: Immer behorcht sich Gott in mir, der Tiefe, bin ich erfüllt von Wort und Widerhall: Er will Kunde, der sie selber gibt. Wie er heimlich lebt und sinnt und Hebt. Horch, sie tönt, mein Lobgesang, hinan das All. (Aus: ,,lch glaube")

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